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Gesundheitssport – Die Diskussionsrunde

Gesundheitssport – Die Diskussionsrunde

Gesundheitssport

Der Spagat zwischen Theorie und Praxis

 

Der heutige Beitrag ist eine abschließende Diskussion zum Thema Gesundheitssport. Dafür haben wir uns mit Juliane Schattauer eine Praxisexpertin zum Thema Gesundheitssport eingeladen. Sie arbeitet nicht nur als Trainerin im Gesundheitssport mit entsprechender Lizenz, sondern ist unter anderem Landesturnwartin beim NTB und Mitglied der Arbeitsgruppe „Gesunder Turnverein“. Mit ihr wollen wir diversen Fragen aus dem Gesundheitssport nachgehen und unsere Teils auch unterschiedlichen Sichtweisen zum Thema besprechen. Es handelt sich hierbei um eine leicht gekürzte und angepasste Version der entsprechenden Podcastfolge.

 

Pascal:
Hallo Juliane, vielen Dank, dass du den Weg in den Podcast gefunden hast. Wir freuen uns dich hier begrüßen zu dürfen.

Juliane:
Hallo Pascal, Hallo Martin Danke für diese tolle Vorstellung und vielen Dank, dass ich bei euch zu Gast sein darf. Das ist tatsächlich das erste Mal, dass ich nicht als Hörer dabei bin, sondern als Teilnehmer.

Pascal:
Sehr schön, dann darfst du direkt die Einstiegsfrage beantworten, die wir aktuell jedem Gast stellen und zwar was ist dein schönstes Vereinserlebnis gewesen bisher in deiner Karriere?

Juliane:
Also ich bin schon ewig Trainerin und da gibt es unheimlich viele tolle Dinge, die passieren. Ich gebe Kurse für Mütter und Babys – dort die Entwicklung mitzubekommen, wie die Kinder sich entwickeln, wie sich auch die Mütter in diesem Sportstunden entwickeln ist toll. Dazu kommt dieses soziale Gefühl, dieser Zusammenhalt, das macht einfach immer wieder Spaß.

Pascal:
Juliane, du hast ja sicherlich die beiden Episoden auch schon gehört, wo wir die Rahmenbedingungen zum Reha- und Präventionssport erklärt haben. Die Frage, die wir uns stellen ist, wo geht die Reise eigentlich zukünftig hin? Wie siehst du die Zukunftschancen von Gesundheitssport und von Vereinen? Können es sich Vereine überhaupt noch erlauben, gar keinen Gesundheitssport anzubieten?

Juliane:
Also ganz ehrlich für mich ist eines der wichtigsten Standbeine im Sportverein der Gesundheitssport. Wir merken, dass der demografische Wandel zunimmt. Das heißt, die Struktur in den Verein wird ja immer mehr in Richtung der Älteren wandern und die Älteren haben halt Bedürfnisse. Ein Grundbedürfnis ist, dass sie sich möglichst lange selbständig bewegen und selbständig leben möchten. Ihr habt ja schon in den Folgen über Präventionssport die Kernziele des Gesundheitssport angesprochen und eines dieser Kernziele ist natürlich die Verbesserung der Bewegungsverhältnisse. Das erreichen wir im Gesundheitssport.

Pascal:
Sehe ich genauso. Also du hast eben angesprochen, die Leute werden älter und bleiben fit und müssen deswegen in Bewegung kommen. Also wo ich ein paar Abstriche machen würde – ich glaube, dass die großen Vereine sowieso schon Gesundheitssport machen, also alles was so in Richtung 1000 Mitglieder geht. Dort kommt man um Gesundheitssportangebote gar nicht mehr drum herum.
Ich denke, dass das Thema ist trotzdem noch wachstumsfähig. Gerade im ländlichen Raum, wo sich nicht viele kommerzielle Anbieter tummeln und für Vereine, die sich irgendwie zwischen 200 und 500 Mitgliedern bewegen, bieten sich Chancen. Diese sollten sie ergreifen, auch um neue Mitglieder zu finden und eben zu binden.

Juliane:
Ja, das sehe ich auch so, also gerade für die kleineren Vereine ist der Gesundheitssport eine Riesenchance, um auch Menschen in den Verein zu holen, die vielleicht bislang noch sehr entfernt sind vom Sport. Sie verbinden vielleicht Sport aus ihrer Kindheit und Jugend viel mit Leistung verbinden und haben nie daran gedacht Sport aus Spaß zu betreiben.

Pascal:
Das ist auf jeden Fall so ein Charakter, der momentan verloren geht – also der Wettkampfsport tritt immer mehr in den Hintergrund. Martin du zum Beispiel kommst aus dem Fußballbereich – wie ist dein Zugang zum Gesundheitssport aktuell?

Martin:
Also ich sag mal dadurch, dass wir uns jetzt intensiv mit dem Thema beschäftigt haben, muss ich zugeben hat sich bei mir sportiv schon ein bisschen was verändert. Ich meine Ganzkörpertraining und mit dem eigenem Körpergewicht trainieren, dass mach ich jetzt auch regelmäßig. Und da gibt es einige Teile, welche im Präventionssport durchaus auch vorhanden sind. Das Einzige, wo ich mal wirklich einen Kontaktpunkt hatte, war bei einem früheren Arbeitgeber. Da haben sie das immer in der Mittagspause angeboten gehabt und jemanden einladen, der macht dann Yoga, Entspannungsübungen oder Rückengymnastik gemacht hat. Das Problem war nur, dass konnte von uns kaum einer wahrnehmen. Am Ende des Tages war die Arbeit in dem Moment aber wichtiger als Sport und man hätte keinem Chef erklären können, ich mache jetzt Gesundheitssport, anstelle meiner Aufgaben. Das war sogar teilweise bei Werder auch so – auch da hatten wir die Möglichkeit, zum Beispiel mittags ins Fitnessstudio zu gehen. Manchmal was das zeitlich aber einfach nicht möglich.
Ich weiß nicht, Juliane kennst du diese Probleme auch? Also dass Arbeitgeber solche Angebote anbieten, wo man dann aber zu der Erkenntnis kommen muss, die Mitarbeiter können das eigentlich gar nicht in Anspruch nehmen?

Juliane:
Also dadurch, dass ich jetzt sehr im ländlichen Raum beruflich tätig bin, sehe ich das so, dass während der Arbeitszeit auch in den Pausen noch nicht viel angeboten wird. Das ist wahrscheinlich eher in Städten so der Fall. Was ich aus dem betrieblichen Gesundheitssport aber weiß ist, das Angebote gerne wahrgenommen werden, wenn sie vom Arbeitgeber während der Arbeitszeit im Betrieb stattfinden. Allerdings je mehr Freizeit eingebracht werden soll, desto mehr nimmt die Bereitschaft der Mitarbeiter ab, an so etwas teilzunehmen und am Ende bleiben wahrscheinlich dann immer nur die übrig, die entweder ein starkes Bedürfnis haben, weil sie körperliche Beschwerden haben oder die sowieso schon viel Sport haben.

Martin:
Ja, aber das ist eigentlich genau der falsche Motivationsaspekt. Die Frage ist, mache Sport um möglichst Arbeit zu vermeiden? Und das sollte eigentlich nicht Sinn der Sache des sein. Gesundheitssport ist auch dafür da, zu sagen, selbst nach der Behandlung, wenn man jetzt z.B. im Rehasport war, Sport machen zu können und um sich selber weiterbilden zu können in diesem Bereich. Wenn ich dann in der Firma bin und präventiv arbeiten möchte, dann lerne ich Übungen kennen, wende sie dann aber später nicht mehr an. Dann ist der Erfolg der Aktion meiner Meinung nach überschaubar.

Pascal:
Ich würde das noch ein bisschen anders sehen und zwar nicht nur als Arbeitsvermeidungsmaßnahme, sondern auch der Arbeitgeber hat da durchaus was von. Weil dadurch, dass die Mitarbeiter sich bewegen, sind sie natürlich auch fitter im Alltag, haben weniger Rückenschmerzen zum Beispiel und dadurch ändert sich der Krankenstand. Über die betriebliche Gesundheitsförderung beziehungsweise dessen Managements sollten wir uns aber vielleicht noch einmal an anderer Stelle unterhalten.
Kommen wir einmal zu den Begriffen Präventions-und Rehasport. Was ist eigentlich attraktiver von den beiden Sachen? Da ist aus meiner Sicht aus der Vereinsperspektive gar kein großer Unterschied zu sehen, wenn wir jetzt rein vom Interesse der Leute ausgehen. Das sind 2 verschiedene Gruppen, die wir ansprechen – einmal Leute, die halt ihre Gesundheit fördern wollen, die anderen sind schon krank und wollen sich wiederherstellen. Auch die Kurse von Beiden sind nachgefragt und vom finanziellen Aufwand macht es keinen großen Unterschied, wenn die Präventionskurse entsprechend ausgestattet sind. Das Einzige, was ich für mich unterscheidet in der Betrachtung, ist die Sicht des Teilnehmers. Der Teilnehmer im Präventionssport zahlt ja einen gewissen Beitrag und bekommt im Nachgang, wenn es z.B. mit einem Pluspunkt zertifizierter Kurs ist, 80% circa wieder zurück von der Krankenkasse, das heißt er trägt 20% Eigenanteil. Beim Rehasport zahlt die Krankenkasse beziehungsweise der Rentenversicherungsträger hundert Prozent der Kursgebühren. Das heißt für den Teilnehmer macht es schon einen Unterschied. Von daher ist für den Teilnehmer Rehasport von der Kostenseite interessanter. Allerdings muss derjenige eine gewisse Vorschädigung haben und hat im Prinzip keine Wahl. Das heißt, diese 20% Eigenanteil im Präventionssport sind eventuell gut angelegtes Geld in die eigene Gesundheit. Von daher – beides ist wichtig. Von der Attraktivität her, aber auch von den Zugangsvoraussetzungen gibt es gar nicht so große Unterschiede für die Vereine. Von daher einfach mal mit einem Angebot starten und schauen, wie es läuft, vielleicht habt ihr schon einen Trainer bei euch im Verein.

Martin:
Aber würdest du beides im Verein anbieten wollen auf einmal oder würdest du dich erst einmal spezialisieren, also eines von beidem anbieten?

Pascal:
Ich glaube, die beiden Sachen ergänzen sich schon bzw. können auf jeden Fall koexistieren. Ich denke, wir haben es in der Rehasport-Ausgabe schon gesagt: Wenn ich jetzt etwas starten würde, würde ich mit einem Rehakurs starten, weil die Hürden für den Teilnehmer noch relativ gering sind und die Einnahmen sicher für den Verein, das heißt, ich kann auch eine Übungsleiterausbildung gut finanzieren, da der Kurs sich relativ schnell trägt. Aber auch bei der Prävention mit ihrer anderen Zielgruppe ist durchaus Bedarf da. Wenn ich also noch genug Kapazitäten an Hallen- und Übungsleiterzeiten habe, dann lohnt es sich das auf jeden Fall.
Juliane bei uns sind die Kurse voll. Erzähl mal bisschen wie läuft das bei dir ab?

Juliane:
Ich würde gern noch einen kleinen Schritt wieder zurückgehen. Ich würde tatsächlich sagen ein Verein, der dann noch nichts macht, sollte mit einem Präventionsangebot starten. Denn die Präventionsangebote sind zum einen für die Übungsleiter, von der Ausbildung her gesehen, schneller zu erreichen. Zum anderen ist es für die Teilnehmer ein sehr niederschwelliges Angebot. Das heißt ein gesunder Teilnehmer, der sich für Sport interessiert, sich bislang aber noch nicht getraut hat, etwas mitzumachen oder sich nicht traut, in eine bestehende Gruppe zu kommen, der kann dadurch in eine neu aufgebaute Gruppe kommen in Form eines abgeschlossenen Kurses und erst mal schnuppern. Das finde ich aus Sicht des Vereins ziemlich attraktiv, denn dadurch bindest du gleich neue Mitglieder an dich. Während des Kurses müssen sie ja noch kein Mitglied sein, aber wenn sie dann erstmal die Hallenluft geschnuppert haben, ihre Gruppe kennen, den Übungsleiter kennen, dann ist der Schritt in ein Dauerangebot bei uns im Verein einfach der nächste.
Deswegen würde ich nicht sagen, fangt nicht mit einem Rehasportangebot an, sondern fangt mit der Prävention an.

Pascal:
Das habe ich so noch nicht betrachtet, macht aber durchaus Sinn.

Martin:
Ich würde auch weiteren Punkt anbringen, also ich glaube, wenn du mit beiden Angeboten auf einmal startest, hast du das Problem, dass du 2 komplett unterschiedliche Abrechnungsverfahren hast und ich glaube, dass es von der Administration schon besser ist, als wenn du mit nur eine Sache am Anfang beginnst. Wenn du später der Meinung bist, du verdienst genügend Geld damit, dann kannst du dir dann vielleicht auch ein Hauptamtlichen leisten, oder jemanden in Teilzeit, der sich nur um das Abrechnen und diesen ganzen Organisationskram kümmert. Dann macht das Sinn, aber ich glaube zu Beginn, würde ich mich wahrscheinlich auch nur für eins entscheiden und da würde ich mich zumindest, was die die administrative Seite angeht, wahrscheinlich auch für den Präventionssport entscheiden.

Pascal:
Dann darfst du jetzt mal aus der Praxis berichten. Die Kurse sind voll. Juliane, ich habe es eben schon gesagt. Wie nehmen die Leute den Präventionssport an. Du machst Wirbelsäulengymnastik bei uns im TSV.

Juliane:
Genau ich mache Wirbelsäulengymnastik und bei uns in der Abteilung bieten wir dann auch noch das Präventionskonzept „Bewegen statt schonen“ an und „Cardio aktiv“. Das sind zertifizierte Konzepte, die von der ZPP anerkannt sind, und eben dann von der Krankenkassenerstattung profitieren. Mein Wirbelsäulenkurs hat den Pluspunkt, der entspricht aber keinem Konzept, was bei den Krankenkassen anerkannt ist und deshalb müssen die Teilnehmer beim Präventionskurs tatsächlich alles selber bezahlen, was sie aber auch gerne machen. Und ich kann berichten, dass es wirklich eine Warteliste für diesen Kurs gibt. Ich habe unheimlich viele Teilnehmer in der Halle und der Kurs spricht sich rum. Und wenn wir mehr Hallenzeiten zur Verfügung hätten, könnte ich auch noch mehr Kurse machen.

Martin:
Juliane, du hattest ja gerade noch erzählt gehabt, dass du einen Kurs im Angebot hast, der einen Pluspunkt hat, aber nicht von der Krankenkasse anerkannt ist. Wir haben ja auch in unseren vorherigen Folge ein bisschen darüber gesprochen gehabt, dass wir das auch nicht empfehlen würden, den einen Kurs anerkennen zu lassen, weil das relativ aufwendig ist. Liegt das jetzt daran? Also der Kurs bei dir ist nicht anerkannt, weil du ihn einfach nicht eingereicht hast oder liegt es daran, weil es so schwer ist, diesen Kurs anerkennen zu lassen, dass du gesagt hast, das lohnt sich einfach gar nicht? Was ist der Grund, wieso der Kurs nicht von der Krankenkasse anerkannt ist?

Juliane:
Also der Grund ist folgender, das ein normaler Wirbelsäulenkurs. Ich könnte ihn jetzt umstricken zu einem Präventionskonzept. Allerdings da hab ich das bislang nicht gemacht, weil dieser Kurs nach meinem privaten Konzept einfach super läuft und ich ihn deshalb nicht ändern möchte. Dazu kommt, dass ich ihn auch nicht zertifiziert bekomme. Zum einen, weil es unheimlich viel Arbeit wäre, ein eigenes Konzept zu schreiben, zu anderen weil ich nur „Übungsleiterin“. Ich habe also keine berufliche Vorqualifikation im Gesundheitsbereich, so dass allein diese Hürde nicht genommen werden kann und dann das ganze Konzept nicht anerkannt werden würde.

Martin:
Interessant das war jetzt sogar nicht bewusst, dass man nur mit einer Gesundheitsausbildung das Konzept einreichen kann. Ich dachte, man kann das auch als normaler Übungsleiter entwickeln und einreichen.

Juliane:
Leider nein, da braucht man dann eben die entsprechenden Lizenzen und das ist eben die Hürde, an der viele tolle Konzepte scheitern. Vor vielen Jahren war das noch anders, aber jetzt nach der Änderung der ZPP-Richtlinien ist es nicht mehr möglich. Deshalb greifen auch die großen Sportverbände eben nur noch auf ihre standardisierten Kursprogramme zurück, um eben diesen Verwaltungsaufwand bei den Übungsleitern zu minimieren und um zu sagen, dieses hier sind von den Krankenkassen anerkannte Programme. Diese können genutzt werden, da liegt schon alles notwendige vor, um eine Zertifizierung möglichst schnell durchführen zu können.

Martin:
Das heißt aber im Umkehrschluss auch, dass du dazu raten würdest, wenn Vereine der Meinung sind, dass sie ein qualitativ gutes Angebot haben, welches aber nicht von der Krankenkasse bzw. von der ZPP anerkannt wird, sollten sie das trotzdem so durchführen. Du kommst zu den Ergebnis, der Bedarf ist so hoch, dass auch die Leute bereit sind, für richtig gute Kurse auch 100% der Kursgebühren zu zahlen.

Juliane:
Ja, auf jeden Fall und dafür gibt es ja extra dieses Label „Pluspunkt Gesundheit“. Denn das zeigt, dass du einen qualifizierten Übungsleiter hast, der toll ausgebildet wurde mit einem guten Angebot. Und nur weil das Ganze nicht von der Krankenkasse gegenfinanziert wird, heißt ja nicht, dass es ein schlechtes Angebot ist. Ich vergleiche das immer mit dem liebsten Kind der Deutschen. Für unser Auto tun wir alles und wenn dein Auto irgendetwas hat, irgendeine Macke, dann gehst du sofort damit in die Werkstatt, um das zu reparieren. Wenn dein Körper aber eine Kleinigkeit hat, dann fragst du die Krankenkasse, ob sie dir Geld dafür gibt. Das passt doch nicht zusammen? Das heißt wenn der Körper, ein Wehwehchen hat, dann geh einfach in so ein Pluspunkt Angebot und lass dir helfen.

Pascal:
Wenn du jetzt sagst, die Teilnehmer zahlen die Kursgebühren selber – wie hoch sind die Kursgebühren bei dir jetzt gerade?

Juliane:
Also bei mir ist es wirklich überschaubar. Das heißt, die Teilnehmerzahlen im Moment für den Kurs um die 50€ für 3 Monate.

Pascal:
Verglichen mit unserem gesamten Beitrag für den Verein ist es quasi ein halber Jahresbeitrag. Ich will damit den Vereinsvertretern zeigen, dass da durchaus Potential drin steckt. Jetzt haben wir viel über Geld gesprochen. Geld natürlich nicht die Hauptmotivation des Ganzen, denn eigentlich wollen wir natürlich Menschen zum Sport bringen und wieder gesund machen beziehungsweise zur Prävention ermutigen. Der Grund, wieso wir immer über Geld sprechen, ist, dass zum einem die Ausbildung mit Kosten verbunden ist und zum anderen der Verein die Chance hat, sich auch quer zu finanzieren.

Martin:
Jetzt haben wir ganz viel darüber gesprochen gehabt, wie können wir Angebote machen, wie hoch ist der Bedarf überhaupt. Jetzt haben wir aber natürlich auch irgendwo Begrenzer des ganzen Themas. Jetzt sagen wir jedem Verein, macht Gesundheitssport. Aber gibt es dafür überhaupt genügend Übungsleiter oder gibt es dafür überhaupt genügend Interessenten, um Gesundheitssport durchzuführen?

Juliane:
Also ich glaube, wenn du 10 Vereine fragst, ob sie genügend Übungsleiter haben, dann werden wir 9 Vereine sagen, sie können noch Übungsleiter gebrauchen. Es werden immer Übungsleiter gebraucht, aber andererseits sind die Ausbildungen in unseren Landesturnverbänden auch sehr hoch frequentiert. Das heißt, es kommen ständig neue Übungsleiter nach. Aber im Moment können es tatsächlich nicht genug Übungsleiter sein, um die Angebote alle abzubilden.

Pascal:
Ich glaube, neben den Angeboten, die die Übungsleiter erstellen, fehlt es eben manchmal auch gerade in den Kommunen an Plätzen dafür. So ein Rehasport- oder so ein Präventionsportangebot das kann man mal eben nicht auf dem Sportplatz machen, da braucht man eben einen durchgängigen Raum, also eine Halle mit vernünftigem Equipment. Wenn es dann vor Ort eben keine Hallenzeiten mehr gibt, ist das, wie eben auch bei uns im Verein, ein Problem. Wir haben 4 Hallen zur Verfügung für einen Sportverein mit mehr als 2000 Mitgliedern. Aber trotzdem ist irgendwie kein Platz mehr frei. Wir teilen sie uns mit Schulen und dementsprechend ist es eben schwierig neue Angebote auch einzubringen.

Juliane:
Ja, das ist so, das ist auf jeden Fall ein limitierender Faktor Dann gibt es natürlich Präventionsangebote, die auch draußen stattfinden können z.b. in Richtung Nordic-Walking. Hier gibt es standardisiertes Konzept, dass man auch draußen nutzen kann. Aber der größte Teil dieser Angebote sollte natürlich schon in einer adäquaten Halle stattfinden. Schließlich steht schon in den Anträgen der ZPP, wie viel Quadratmeter pro Person da sind. Da heißt, es wird vorausgesetzt man nutz eine Sporthalle.

Martin:
Ich sehe noch ein weiteres Problem. Durch die aktuelle Coronakrise hat sich auch die Finanzsituation der Kommunen verschärft und da gibt es auch schon diverse Überlegungen Schwimmbäder zum Beispiel zu schließen. Es gibt eine Studie, die hat ergeben, dass 17% der Kommunen aktiv darüber nachdenken, Schwimmhallen zu schließen oder zumindest den Betrieb zu reduzieren. Das ist natürlich, wenn wir überlegen, dass ein Teil des Gesundheitssportangebots auch im Schwimmbad stattfindet, pures Gift um den Bereich weiterzuentwickeln. Gerade alles, was mit Wassergymnastik oder anderem gelenkschonenden Sport zu tun hat, ist natürlich extrem entscheidend für den Bereich Rehasport. Ein Abbau der der Durchführungsmöglichkeiten werden, behindert die weitere Entwicklung des Gesundheitssport.

Pascal:
Juliane, ist für dich denn Gesundheitssport ein Angebot, was das, normale Vereinsangebot ergänzt oder ist das ein Verdrängungsangebot? Wie nimmst du das wahr bei uns im Verein?

Juliane:
Also bei uns im Verein ist es auf jeden Fall eine tolle Ergänzung. Wir bekommen über den Gesundheitssport neue Mitglieder und die wiederum gehen in die bestehenden Dauerangebote. Das heißt läuft ganz klar Hand in Hand und ergibt Sinn. Was ich gerne noch sagen möchte, ich glaube in der momentanen Situation gibt es viele Menschen, die jetzt nach einer Coronaerkrankung auch wieder an den Sport herangeführt werden müssen. Ich glaube, dass Gesundheitssport ein großer Schlüssel dazu sein kann, um diesen Menschen zu helfen, und das sehe ich als die Aufgabe unserer Sportvereine. Sie haben die Aufgabe jeden Menschen dort abzuholen, wo er jetzt gerade ist, ihm spezielle Angebote anzubieten, um auf die Bedürfnisse einzugehen nach der Erkrankung und auch um den sozialen Austausch mit Gleichgesinnten zu fördern. So gewinnt man sie später auch als Mitglieder.

Pascal:
Das ist aus meiner Sicht sowieso wichtig, dass wir den Leuten wohnortnahe niederschwellige Angebote machen, um sie abzuholen. Wir als Verein dürfen uns nicht darauf verlassen, dass die Leute zu uns kommen und auf sie warten, sondern wir müssen proaktiv sein.

Juliane:
Ja das sehe ich auch so. Also viel Netzwerken ist, glaube ich, in dieser Zeit Vereine auch wichtig. Man sollte über den Tellerrand hinausschauen und nicht nur den eigenen Verein, sondern vielleicht auch Nachbarvereine, mit denen man ggf. kooperieren kann im Blick haben. Aber auch andere Institutionen aus der der Gemeinde, die die gleichen Sorgen und Nöte haben, können geeignete Kooperationspartner sein. Dann ist, so glaube ich, der gesamten Gesellschaft geholfen.

Pascal:
Und ich glaube, diese Netzwerk lohnen sich. Also ich kann ja mal kurz aus dem Nähkästchen plaudern und spanne damit den Bogen wieder zu unserer Eingangsfrage von allen Gesundheitssportfragen nämlich „Ist der Gesundheitssport die Gelddruckmaschine der Vereine?“. Ich möchte dir allen nochmal kurz das Potential klar machen.
Wir bei uns haben 8 Kurse im Bereich Rehasport und erzielen damit einen fünfstelligen Umsatz. Wir liegen so ungefähr bei 30.000€ Umsatz im Jahr damit. Dazu kommen dann noch so 3 bis 4 Präventionskurse, die bei uns in einem anderen Bereich der Abteilung angesiedelt sind, da kommen dann noch mal 4.000€ bis 5.000€ zusammen. Das heißt, wir sind da bei einem bei einem echt guten Umsatz im Jahr. Und was bleibt am Ende übrig?
Wir machen damit circa eine Marge von ca. 10-30%. Das lohnt sich also schon, wenn man das mal in den Gesamtkontext packt. Das kann man für Projekte oder andere Abteilungen, die vielleicht im Leistungssport mehr Geld brauchen, als Querfinanzierung verwenden.

Martin:
Kommen wir zu abschließenden Frage nachdem wir viel diskutiert haben Was ist für Euch Gesundheitssport?

Juliane:
Also für mich ist Gesundheitssport einfach eine abwechslungsreiche Form der Bewegung, bei der sowohl das Herz-Kreislauf-System als auch der Bewegungsapparat angesprochen wird. Man geht dabei auf die Lebensbedürfnisse der Menschen ein, aber auch das soziale kommt nicht zu kurz und jeder wird genau dort abgeholt, wo er körperlich und leistungsmäßig steht. Das erfolgt durch die Differenzierung in den einzelnen Kursen, durch die ausgebildeten Übungsleitern, die diese Differenzierung vornehmen können, dadurch ist Gesundheitssport einfach eine ganz tolle Sache.

Pascal:
Bei mir ist es genauso. Ich würde noch die Sicht der Vereine ergänzen wollen. Ich habe gerade schon gesagt, es lohnt sich sowohl finanziell, aber eben auch wenn wir eine neue Zielgruppe ansprechen wollen beziehungsweise auf unsere Mitglieder zukommen, um zukünftig dort auch Angebote zu schaffen. Ich glaube, es kann sich kein Verein mehr leisten, auf die Leute zu warten und der Gesundheitssport ist ein wunderbarer Megatrend, der in unsere Kernkompetenz fällt das Sportfeld, wo eben für Vereine viel Potential drinsteckt und wo es die Möglichkeit gibt, auf eine neue Art und Weise mit Mitgliedern und Nichtmitgliedern zu interagieren und eben seinen Beitrag zu leisten. Am Ende erfüllt man damit seinen Vereinszweck, weil irgendwie wollen wir doch alle nur, dass Leute Sport machen, gesund sind, Spaß und Freude am Leben haben. Wie siehst du das? Martin, das ist eine Einordnung dazu.

Martin:
Ich habe beim Thema Gesundheitssport für mich gelernt, dass ich, wenn ich diesen Plan verfolge, den ich ja mal vorgestellt hatte, in Leipzig ein Rennradsportverein zu etablieren, da auch gerne ein Präventionsangebot mit einbauen möchte. Warum? Beim Radsport trainiert man logischerweise sehr viel die Beine, aber wenig den Rücken und den Oberkörper, was immer wieder zu Problem führen kann. Ich glaube, dass Präventionssportangebote dafür sehr gut sind, weil man zum einen natürlich die Radsportler im Winter damit fitter machen und auch so Schäden vorbeugen kann. Zum anderen bekommt man nochmal andere Leute in den Verein, die mit Radsport rein gar nichts zu tun haben. So kann man den Verein auch quersubventionieren und das finde ich eigentlich etwas sehr gutes. Daher sollte auch jeder Spartensportverein darüber nachdenken, so ein Angebot bei sich zu integrieren.
Damit möchte ich die Diskussion abschließen. Ich danke Dir Juliane ganz herzlich für deine Zeit und noch mehr für deinen fachlich sehr guten Input, bei dem ich heute selber noch etwas gelernt habe. Bis zum nächsten Mal.

 

Wir hoffen, du hattest viel Spaß beim Lesen der Diskussion. Falls du uns selber gern deine Meinung mitteilen möchtest, schreibe uns gerne eine E-Mail an info@vereinsstrategen.de.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

Digitale Bildungsangebote im Sport

Digitale Bildungsangebote im Sport

Weiterbildung

Übungsleiterlizenz jetzt auch digital?

 

Wir haben uns für das Thema Bildungsangebote für Ehrenamtliche erstmalig externe Unterstützung in den Podcast geholt. Mit Marco Lutz konnten wir einen echten Experten gewinnen. Er ist nicht nur Leiter des Bereiches Bildung beim LSB Niedersachsen, sondern auch Speaker im Bereich New Work und seit Jahren im Ehrenamt engagiert. Vereinsstratege Pascal Grüne führte das Interview, welches einen Schwerpunkt auf die Aspekte und Chancen im Bereich der digitaler Bildungsformate hat. Es handelt sich beim Beitrag um eine geringfügig veränderte Variante des Podcast-Interviews, ist aber genauso informativ. Erfahren jetzt schon, wie die Bildungszukunft im Breitensport aussehen wird.

 

Pascal:
Hallo Lutz, schön dass du dich zu einem Interview im Vereinsstrategen-Podcast zur Verfügung gestellt hast. Ich möchte heute in unserem Interview einmal das Thema Digitales und Bildung näher beleuchten. Dich hat es nämlich in das Themenfeld Bildung beim LSB Niedersachsen verschlagen, und muss dich aktuell zwangsläufig mit digitalen Themen beschäftigen. Erzähl uns doch mal, wie lernt eigentlich so ein Mensch? Wie funktioniert das – wie lernen wir?

Marco Lutz:
Also das schöne ist, prinzipiell funktioniert das Gehirn immer gleich. Dies stellt auch die Basis dar und spielt auch für das Thema Neurowissenschaften eine ganz entscheidende Rolle. Grundsätzlich reden wir über die Grundfunktion, beachten aber natürlich auch, dass jeder Mensch individuell ist. Daraus lassen sich Rückschlusse für das Lernen ziehen. Dabei ist es ganz wichtig, dass man Bildung so begreift, dass es ein „Selbstprozess“ ist, also man selbst sich Dinge erschließt, erarbeitet, verarbeitet. Es funktioniert weniger so, dass man von außen belehrt wird also. Vielleicht kennst du das Bild, des Nürnberger Trichters, also man bekommt einen Trichter in den Kopf gesetzt und dann werden die Inhalte da eingeschleust mit dem Ergebnis, dass man etwas gelernt hat. Aber dieses Bild ist falsch. Es handelt sich stattdessen um einen Aneignungsprozess und der ist sehr individuell, wo unterschiedliche Menschen unterschiedliche Anreize brauchen. Die einen Lernen schneller, die anderen langsamer, die einen Lernen Audio-Visuell, die anderen lernen durch Sprache. Deswegen muss es sehr differenzierte Möglichkeiten für das Lernen geben, damit der Einzelne für sich auch gut lernen kann. Von daher differenziert, selbst organisiert und sehr viel mit Blick auf die Neurowissenschaft. Leider wird das aber noch sehr oft ignoriert.

Pascal:
Auf jeden Fall ein spannendes Thema! Ihr bespielt ja mit dem LSB Niedersachsen mehrere Kanäle, was jetzt die Bildungsarbeit angeht. Wie lautet deine Einschätzung, wie steht ihr im Vergleich zu anderen Verbänden im Bereich Digitalisierung dar?

Marco Lutz:
Ein Vergleich ist immer schwierig. Ich würde sagen, dass wir schaffen bundesweit eines ganz gut, uns auch viel besser mit Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Bundesländern zu vernetzen und gemeinschaftlich voranzugehen. Ich würde sagen, wir sind da ganz gut dabei, im guten Austausch und befinden uns in der Sprintgruppe.

Pascal:
Du sagst der Vergleich ist ein bisschen schwierig, dann schauen wir doch jetzt nur mal auf euch als Organisation. Was läuft bei euch gut und woran arbeitet ihr noch?

Marco Lutz:
Also man muss sagen, dass Corona ein Entwicklungstreiber von vielen Themen war. Wir hatten aber schon 2019 eigentlich ganz viele Grundlagen gelegt. Wenn du digitales Lernen vorantreiben möchtest, brauchst du natürlich eine digitale Infrastruktur, das heißt eine Lernplattform, du brauchst andere didaktische Konzepte. Aber du brauchst auch qualifizierte Referenten, die mit anderen Tools und Werkzeugen ausgestattet sind. Da hatten wir schon die Grundlagen gelegt und natürlich innerhalb der des ersten Lockdowns ging es bei uns ging es rasend schnell. Da haben wir ganz schnell umgeswitcht und digitale Angebote entwickelt, also Online-Seminaren von 90 Minuten bis zu 2 Stunden. Große Teile der Übungsleiterausbildung haben wir dann im Blended-Learning-Format durchgeführt oder eben teilweise auch als Online-Format gemacht, weil die Praxisphase dann nachgelagert angeboten wurden. Zusammenfassend gesagt, wir haben schon viel auf den Weg gebracht und ich würde sagen, wir haben nicht weniger Menschen erreicht als sonst. Vielleicht sogar ein paar Menschen mehr und ein paar, die wir vorher eigentlich noch nie erreicht hatten.

Pascal:
Das heißt, der Corona-Lockdown war für euch so ein kleiner Boost euch noch einmal mehr mit digitalen Themen zu beschäftigen, weil einfach die Präsenzveranstaltungen ausgefallen sind?

Marco Lutz:
Genau, das hat auf jeden Fall das Thema fokussiert. Man musste schneller noch die Entwicklung vorantreiben und man hat ja auch gesehen, dass viele durch das Home Office, wodurch die Möglichkeit der Präsenz ausgeschlossen war, auch in ihren digitalen Kompetenzen gewachsen sind. Dadurch konnte man auch viel besser einsteigen und schneller in solche Bildungsprozesse kommen, wobei, und das muss ich gleich mal vorweg sagen, man auch schauen muss, dass man nicht die vergisst, die vielleicht noch nicht so digital affin sind oder da noch Entwicklungspotenzial haben. Man braucht dafür auch differenzierte Angebote, um eben die Menschen mitzunehmen, die bisher noch keinen guten Einstieg gefunden haben.

Pascal:
Da frag ich direkt einmal nach. Wie macht ihr das? Wie nehmt ihr diese Zielgruppe mit oder was plant ihr in Zukunft?

Marco Lutz:
Das eine war in dieser Lockdown-Phase, dass wir versucht haben möglichst vor allem Online-Angebote – sozusagen Sprechstunden – anzubieten. Dort haben wir versucht, individuell technischen Support zu bieten, Einstellungen am Rechner mit der Software zu unterstützen, damit quasi der Einstieg in so ein Format gelingt. Du kannst dir vorstellen, dass der Spaß am Lernen verloren geht, wenn du nicht handlungsfähig bist und deswegen war das ein ganz großer Schritt. Im Verlauf der Onlineseminare haben wir gemerkt, dass wir am Anfang natürlich öfter noch Menschen hatten, die einfach technisch rausgefallen sind, aber gegen Ende hatten wir fast eigentlich kaum Drop-Out. Also da ist schon viel passiert. Mein ältester Teilnehmer war 84, der ist ein Zoom-Profi, weil er 2 Enkel hat mit denen er sich nur per Video verbinden konnte, weil es nicht anders ging wegen den Einschränkungen. Das hat ihn quasi animiert, sich mit der Technik auseinanderzusetzen. Es gab also einen Lernanreiz, wenn man mal in der Bildungssprache bleibt.

Pascal:
Das widerlegt auch so ein bisschen das Klischee, dass die Alten per se ausgeschlossen werden bei digitalen Angeboten.

Marco Lutz:
Man muss sich da mit innovativen Konzepten drum kümmern und das wird auch ein Schritt sein, den wir fürs nächste Jahr machen müssen. Wie kreieren wir eigentlich Konzepte hin, dass wir digitale Kompetenzen niedrigschwellig fördern, um eben partizipieren zu können. Hier noch einmal zurück zu deiner Eingangsfrage von vorhin- das schöne ist, das Gehirn ist nie fertig, also man lernt nie aus, also das ist bi zum Ende des Lebens eigentlich umbaufähig, also veränderbar, anpassbar und kann lernen. Das hat man auch in der Wissenschaft herausgefunden, dass das Gehirn zeitlebens veränderbar, anpassbar, erweiterbar ist und deswegen kann man eigentlich von 0 bis zum Ende des Lebens lernen.

Pascal:
Wie lernst du denn am besten, also wie funktioniert es bei dir?

Marco Lutz:
Also das ist spannend. Die meisten wissen gar nicht, was sie für ein Lerntyp eigentlich sind. Also wie kann ich am besten, welche Strategien sind für mich geeignet? Für mich selber kann ich es so beantworten. Wir sitzen gerade bei einem Podcast. Ich lerne selber ganz viel durch Podcast und finde sie ein tolles Bildungsformat. Ich höre z.B. auf dem Fahrrad Podcasts oder auch mal abends auf der Couch. Grundsätzlich ich kann am besten Lernen, wenn ich es mir selbst aneigne, also wenn ich irgendwie aktiv dabei bin, das selbst verarbeiten muss, was produzieren kann, mich mit dem Thema auseinandersetzen muss. Es hilft, wenn man Ende ein Ergebnis zeigen kann, so kann ich eigentlich ganz gut lernen. >Klassisches Abschreiben zum Lernen hilft bei mir nicht wirklich.

Pascal:
Da muss ich sagen, das geht mir da tatsächlich ganz ähnlich. Ich habe auch für mich herausgefunden, dass ich sehr gut Informationen über Audio und Video aufnehmen kann und Bücher zum Beispiel etwas in den Hintergrund gerutscht sind. Das Audiodidaktische Lernen funktioniert bei mir ganz gut, sowohl über den visuellen als auch den audio Reiz.

Marco Lutz:
Aber ich muss natürlich auch sagen, ich habe eine ganze Reihe von Büchern und ich bin tatsächlich auch gerne ein Leser. Ich brauche auch das haptische Erlebnis mit Textmarker, also ich lerne nicht so gut an Online-PDFs, aber ich lerne gut mit Büchern und auf der anderen Seite nehmen auch Videos zu. also ich. Nebenbei läuft immer mal ein Tutorial, wo dir eine Person etwas erklärt. Damit ist die Zugänglichkeit zu Wissen größer und einfacher geworden, wo man einfach zurückspulen kann. Solche Tutorials sind ja auch etwas Neues, was erst in den letzten Jahren so entstanden ist.

Pascal:
Stimme ich dir auf jeden Fall zu. Da ergeben sich natürlich auch für euch dann wieder neue Möglichkeiten. Ihr produziert ja fleißig auch solche Tutorials und kurze Erklärvideos. Was versprecht ihr euch davon?

Marco Lutz:
Unser großes Konzept ist der LSB-Online-Campus. Unter dem Begriff Campus muss man sich einen ein Ort vorstellen mit verschiedenen Gebäuden, wie man das aus der Universität kennt oder auch vom Marktplatz in der Stadt, wo man in verschiedene Gebäude kann und da spielen unterschiedliche Dinge eine Rolle. Das eine ist die Lernplattform, wo ich für eine Zeit in einem Kurs mit anderen zusammen lernen kann, das zweite ist eine Art Community, ein lebenslange Begleitung der Lernenden in einer Community, wo ich eben mich mit anderen austauschen kann und wo ich immer wieder Informationen bekomme. Das Dritte sind, Podcast, welche zukünftig kommen werden, und wir haben in dieser Community auch immer die Möglichkeit, dass wir bisherige Lerninhalte, also Lernvideos oder Mitschnitte zur Verfügung stellen können. Dann kann man es on demand konsumieren, wenn man es vielleicht gerade braucht. Z.B. ich möchte etwas zur digitalen Mitgliederversammlung erfahren, dann kannst du das Tutorial und oder das Lernvideo anschauen. Im Anschluss kannst du dann ggf. noch mit einem Experten bzgl. der Umsetzung direkt in Dialog gehen.

Pascal:
Damit zielst du ja auch ein bisschen darauf ab, dass ihr euch langfristig in dem Bereich wieder aufstellen wollt. Das heißt, im Moment rettet euch diese Digitalisierungsstrategie so ein bisschen in der Coronazeit darüber hinaus, dass ihr gar nichts anbieten könntet. Langfristig wollt ihr aber eben auch Formate schaffen, die dann rein online basiert sind oder zum Großteil online sind?

Marco Lutz:
Jein, das Thema digitale Bildung wird uns zukünftig auf jeden Fall weiter begleiten und wird ein wichtiger Faktor sein, weil es auch ganz viele positive Effekte hat auf den Lernenden. Wenn wir von Differenzierung sprechen, von Individualisierung und von Selbstaneignung, dann sind da digitale Formate Präsenzformaten teilweise überlegen, aber die völlige Entfaltung der Möglichkeiten gibt es eigentlich nur bei einer guten Mischung. Diese besteht aus meiner Sicht aus Präsenz und Online lernen. Wir nennen das Blended Learning und da muss man eben dann genau schauen, welche Phasen packe ich in Online Angebote und wann und wie gehe eigentlich dieser wertvollen Zeit um, die Menschen sich ins Auto setzen, um an einen Ort fahren, um sich dort versammeln. Was genau passiert da eigentlich? Da werden wir neue Konzepte finden müssen, wo wir das Lernen auf ein neues Level schieben. Im Bereich der Trainer/Übungsleiter müssen wir uns das genau anschauen. Das sind ja in der Praxis tätige Menschen und die müssen für die Praxis auch ausgebildet werden. Von daher muss es eben eine gelungene Mischung sein und die Formate müssen genau darauf ausrichtet sein, welchen Anforderungssituation die eigentlich in ihrer Tätigkeit gegenüberstehen. Also ich arbeite mit Kindern auf dem Sportplatz, in der Sporthalle, in der Gymnastikhalle und dementsprechend müssen auch die Bildungsformate darauf genau zugeschnitten sein.

Pascal:
Ich würde sagen: Butter bei die Fische Film. Was ist denn der Nutzen für die Vereinsvertreter, Jetzt gezielt für Niedersachsen, wenn sie am Blended Learning teilnehmen können?

Marco Lutz:
Ich glaube, in der Zukunft werden wir genau entscheiden müssen, was findet online statt, was findet in dieser Mischung statt und was findet in Präsenz statt. Das ist die erste Entscheidung. Das zweite ist das Zeitaufwandsthema. Da kann ich auch mal ein praktisches Beispiele bringen. Wir hatten zu Beginn der Corona-Phase, dass Übungsleiter-Förderverfahren umgestellt. Das sind dieses Jahr über 6 Millionen Euro gewesen und dazu haben wir ein Online-Portal auf den Weg gebracht und haben Vereinsführungskräfte geschult. Das haben wir in Online-Formaten von ungefähr einer Stunde gemacht mit teilweise über 120 Leuten. Ich habe sie dann nach ihrem Feedback gefragt und sie haben mir zurückgespiegelt, dass solche Fortbildungen bitte weiter so gemacht werden sollten. Für so ein Thema setze ich mich nicht mehr ins Auto eine Stunde ins Auto. also. Das schafft Zeit, Zeit für Begegnung und ich muss mir nicht mehr die Frage stellen, schaffe ich das nach dem Arbeit noch oder wie sieht es mit der Familie aus? Also es wird auch Freiräume geben oder Möglichkeitsräume erschaffen, dass einige Menschen in Dialog kommen und an einer Maßnahme teilnehmen, die es vorher nicht konnten.

Pascal:
Das glaub ich nämlich auch. Ich glaube, dass ihr gut profitieren könntet davon, wenn ihr dezentrale Sachen anbietet bzw. flexiblere Sachen. Dann stellt sich für mich aber die Frage passen denn die Angebote, die jetzt für Präsenz entwickelt wurden, überhaupt in den digitalen Raum oder müsst ihr auch nochmal ran?

Marco Lutz:
Also letztendlich muss man sich jedes Konzept nochmal anschauen, es überprüfen und sagen ist das denn passend. Also ein Präsenzformat kann man nicht einfach in den digitalen Raum verlagern. Das wird am Ende nicht gut sein und es wird auch keinen Spaß machen. Man braucht dafür ein eigenes didaktisches Konzept. Das Gleiche ist für die Präsenz. Wir haben am Anfang sicherlich mal Schnellformate gemacht, haben viel gelernt, also auch gelernt aus dem Scheitern und haben viel Erfahrungswissen aufgebaut. Jetzt schauen wir uns sukzessive die Formate an und wenn wir neue Formate entwickeln, entwickeln wir jetzt schon auf einem anderen Kompetenzlevel. Von daher war es auch ganz gut, in dieser Phase viel lernen und experimentieren zu können und auch das entsprechende Feedback zu bekommen. Was funktioniert gut, was ist verbesserungswürdig.

Pascal:
Bist du denn der Meinung, dass bei diesem Lernprozess die Verbände auch noch näher zusammenrücken und mehr kooperieren müssten oder ist das deiner Meinung nach schon ganz gut, wie es momentan läuft?

Marco Lutz:
Ich hab so ein Dreier-Hashtag #zusammenbessermehr und das ist auch so ein bisschen die überlagernde Agenda. Wir haben jetzt in 2020 also tatsächlich neben der Corona Bewältigung, unsere Basisausbildung, die Übungsleiter C-Ausbildung (DOSB-Lizenz) umgearbeitet, um dieses Jahr ein Modell-Jahr zu machen. Das haben wir ganz intensiv gemacht mit vielen Verbänden, um eben auch gegenseitige Anerkennung zu ermöglichen, gegenseitige Ressourcen zu nutzen und um breiter auszubilden. Zum anderen war das Ziel Synergieeffekte zu nutzen bei der Entwicklung von Formaten vor allem von digitalen Formaten und bei der Qualifizierung von Referenten. Und da sind wir auf einem ganz guten Weg. Es zeigt, dass wir Hand in Hand arbeiten und die Ressourcen sinnvoll einsetzen, um Menschen zu qualifizieren.

Pascal:
Das heißt dann, 2021 ist das erste Jahr, wo ich eine Übungsleiter C Lizenz verbandsübergreifend machen kann, oder wie darf ich das jetzt interpretieren?

Marco Lutz:
Wir haben jetzt schon Verbände, die aufgrund ihrer Größe große Teile über das LSB-System bisher machen und dann den Spezialisierungsteil in ihrer Fachsportart selbst machen. Einige größere Verbände machen das komplett selbst. Da gibt es eben unterschiedliche Varianten. Die eine ist, dass man uns darauf einigt, dass es eine Basisqualifizierung gibt. Das sind 30 Lerneinheiten, die gegenseitig anerkannt werden. Die zweite Variante wäre, dass es fast egal ist, wo ich die mache, ob beim Turnen, beim Tischtennis, beim Basketball oder beim LSB. Ich kann damit quasi in die Fachausbildung einsteigen beziehungsweise, wenn ich einmal diese Basisqualifizierung gemacht habe, kann ich auch jegliche andere Lizenz oben draufsetzen. Da sind wir aktuell in einem Prozess mit ca. 15 Verbänden und auf einem guten Weg. Also wir werden da eng zusammenarbeiten und auch auf einem Online-Campus zusammenarbeiten und mit den anderen sind wir da im Dialog und ich glaube gute Beispiele machen Schule.

Pascal:
Ich denke, da habt ihr auf jeden Fall einen guten Ansatzpunkt erwischt, gerade auch die Anerkennung von Lizenzen untereinander ist ja immer wieder ein Thema gewesen, was ich so mitbekommen habe. Von daher finde ich es gut, dass ihr das macht. Mich würde noch mal interessieren, wenn wir Corona hinter uns gelassen haben, wie würdest du langfristig die Verteilung von digitalen Seminaren und Präsenzveranstaltungen sehen? Also wie ist die Gewichtung dann? Was wäre deine Prognose?

Marco Lutz:
Das ist eine wirklich schwere Frage. Also ich kann auf jeden Fall beantworten, dass es beides geben wird weiterhin und das sicherlich Online-Formate zunehmen werden, aber ich glaube, wenn man ich mich mal hinreisen lasse, wird das so 2/3 zu 1/3 sein – 2/3 Präsenz und 1/3 Online. Wir müssen halt auch sehen, Menschen sind soziale Wesen. Wir brauchen auch diesen Gruppen-Kontakt und du hast ja auch schon viele Fortbildungen besucht, die wichtigen Phasen passieren eigentlich außerhalb des Seminars, in der Kaffeepause oder Abends im geselligen Miteinander. Da muss man ganz ehrlich, sagen da hat der digitale Raum auch tatsächlich Nachteile. Von daher vielleicht ist es 1/3 zu 2/3. Vielleicht müssen wir nochmal in 5 Jahren reden, aber so kann ich mir das gut vorstellen.

Pascal:
Ich bohre da noch ein bisschen nach. Du hast jetzt schwer getan, mit dem die Zukunft schauen, aber ich will noch etwas weiter gehen. Du hast 5 Jahre gesagt, ich würde gerne ca. 10 Jahre weitergehen? Also wie sieht die Bildungslandschaft Niedersachsen 2030 aus?

Marco Lutz:
Die ist heute schon da. Ich glaube, dass diese Idee dieses Campus, dieses sich an einem Ort bewegen, von dort aus die Räume betreten, die ich brauche, das wird das Zukunftsmodell sein und das gilt es eben auszubauen. Es wird Formen des vernetzten und kooperatives miteinander arbeiten und austauschen geben, also in solchen Communities. Das wird uns nachhaltig stärken. Es wird aber weiterhin viele dezentrale Angebote in Praxis geben, aber es wird vorher immer genau überprüft, macht es Sinn, dass es ausschließlich in der Praxis, dass es ausschließlich Online oder es in gemischten Formaten zu machen. Da werden wir einfach gut werden, in der Abwägung und Entscheidung, was ist das passende Format oder wann sind es Hybridformate. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit Hybridformaten, wo man sagt, es wird Menschen geben, die in Präsenz vor Ort sind, und es wird Menschen geben, die sind digital zugeschalten. Man schließt damit keinen aus, aber man kommt auch den individuellen Bedürfnissen nach . So ein bisschen.

Pascal:
Damit hast du auch ein ganz gutes Schlusswort schon gesetzt. Es ist wichtig, dass die Leute oder die die Vereinsvertreter mitgenommen werden, dass sie gleichzeitig aber auch flexibel auf ihre Bedürfnisse angepasstm das machen können, was sie brauchen. Also wir haben ja auch schon gesagt, es gibt Leute, die lernen vor Ort gut, hören sich das an, manche lernen besser vielleicht, wenn sie Online, etwas machen können. Und da glaube ich, seid ihr auf dem guten Weg. Ich bin sehr gespannt, wie es bei euch weitergeht. Und 2030? Ich mache mit dir nochmal neuen Termin aus und dann sprechen wir noch mal drüber, wie es wirklich gelaufen ist. Ich danke Dir ganz herzlich für das Interview Marco.

 

Wir danken Dir, dass du dieses Interview gelesen hast. Bei Fragen oder Anmerkungen kannst du uns sehr gerne kontaktieren.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

Rehasport

Rehasport

Gesundheitssport

Deine Eintrittskarte zum Erfolg

 

Der letzte Beitrag aus der Miniserie zum Gesundheitssport beschäftigt sich mit dem Rehabilitationssport oder auch kurz Rehasport genannt. Dieser ist gesetzlich geregelt im § 64 Abs. 1 Nr. 3 und 4 SGB IX. Es handelt sich dabei um eine entwickelte Leistung für Behinderte und von einer Behinderung bedrohte Menschen mit dem Ziel, die Betroffenen auf Dauer in das Arbeitsleben und in die Gesellschaft einzugliedern. Oder um es einfacher auszudrücken, wenn jemand nicht mehr in der Lage ist, krankheitsbedingt seiner Arbeit nachzugehen, versucht Rehasport diese Person wieder dazu zu befähigen. Man muss allerdings Punkt 3 (Rehasport) und 4 (Funktionstraining) im Gesetz unterscheiden.

Rehasport vs. Funktionstraining

Sowohl dem Rehasport als auch dem Funktionstraining ist gemein, dass sie vom Arzt verordnet werden müssen und in Gruppen stattfinden. Der Sport steht, in Abhängigkeit davon worum es sich handelt, entweder unter ärztlicher Betreuung oder Überwachung und muss unter fachkundiger Anleitung durchgeführt werden. Durch das Wort „verordnet“ ist bereits auch die Kostenfrage geklärt – alle Kosten dieser Kurse werden von der Krankenkasse oder deutschen Rentenversicherung getragen.

Aber was unterscheidet jetzt Rehasport von Funktionstraining? Rehasport ist typischer Sport, wohingegen das Funktionstraining von der Ausrichtung her eine Form der Krankengymnastik bzw. Ergotherapie ist. Das heißt, dass das Ziel des Rehasports eher bei der Verbesserung der Ausdauer, Kraft, Koordination und Flexibilität liegt. Rehasport ist grundsätzlich im Wasser wie auch an Land möglich und klassisch verwendete Sportarten sind z.B. Gymnastik, Schwimmen, Wassergymnastik oder Bewegungsspiele in Gruppen. Beim Funktionstraining liegt das Augenmerk auf dem Erhalt und der Verbesserung von Funktionen und dem Verzögern von Funktionsverlusten der Organe bzw. von Körperteilen. Aber auch auf den Themen Schmerzlinderung und Bewegungsverbesserung liegt ein Fokus.

Wichtig beim Rehasport ist es, dass du dein Angebot einem der sechs Themenfeldern den sogenannten Reha-Schüsseln zuordnen kannst. Diese Schlüssel sind:

  • Orthopädie – Wohl der für dich als Vereinsstratege wichtigste Schlüssel, da viele Menschen in diesem Bereich eine Verordnung bekommen. Hierbei handelt es sich um alles bzgl. Gelenken, Rücken und allgemeinen körperlichen „Verschleißteilen“.
  • Innere Medizin – Hierzu zählt z.B. Herzsport und Sport für Patienten mit Diabetes.
  • Sensorik
  • Neurologie – Dies umfasst den Rehasport z.B. nach einem Schlaganfall.
  • Geistige Behinderung
  • Psychiatrie – Dies umfasst den Bereich der geistigen Erkrankungen.

Das bedeutet für dich, dass die Gruppen nach den Anforderungen getrennt werden. Heißt ein Herzsportler, der beim Sport von einem Arzt überwacht werden muss, wird nicht in die gleiche Gruppe gesteckt wie jemand mit einer neuen Hüfte, welcher zur Orthopädie gehört. Wichtig ist anzumerken, dass klassisches Gerätetraining kein Bestandteil des Rehasports sein darf und somit auch nicht mit der Krankenkasse oder Rentenversicherung abgerechnet werden kann.

Rehasport aus Patientensicht

Nachdem der Arzt dem Patienten (nennen wir ihn Fabian) eine Verordnung für Rehasport/Funktionstraining erteilt hat, reicht Fabian diese beim entsprechenden Kostenträger ein – also bei der Krankasse, der gesetzlichen Rentenversicherung (bei Rentnern) oder seltener bei der Unfallversicherung. In unserem Beispiel hat Fabian ein neues künstliches Kniegelenk bekommen – deswegen hat der Arzt entschieden, dass Rehasport im Wasser, wohl den besten Heilungsverlauf verspricht. Meist empfiehlt hier der Arzt schon einen Rehasportanbieter – das könnte dein Verein sein!

Grundsätzlich stellt der Arzt meist eine Verordnung über 18 Monate aus, denkbar sind aber auch 24 bis 36 Monate. Als sehr kurzer Zeitraum gelten 6 Monate. Eine Genehmigung über 18 Monate enthält meist 50 Übungseinheiten. Nach dem Ablauf einer Verordnung ist grundsätzlich die Ausstellung von Folgeverordnungen möglich, wenn dies vom Arzt als notwendig erachtet wird. Allerdings kann es sein, dass die Krankenkasse diese aufgrund der Kosten ab einem bestimmten Zeitpunkt ablehnt. Sobald Fabian die Genehmigung der Kostenübernahme vom Kostenträger erhalten hat, kann er sich auf die Suche nach einem Kurs machen. Ein beliebtes Mittel der Patienten ist es auch bei der Krankenkasse zu schauen, welche Kurse dort in der Nähe des jeweiligen Patienten hinterlegt sind. Die Aufnahme deiner Kurse in die Datenbank der Krankenkasse erfolgt automatisch.

Rahmenbedingungen des Rehasports

Eines der primären Ziele des Rehasports ist Hilfe zur Selbsthilfe – das heißt nach Beendigung der Verordnung soll der Übende in die Lage sein, selbstständig regelmäßig zu trainieren. Es soll ihm also Eigenverantwortung beigebracht werden während des Reha-Kurses. Grundsätzlich findet das Gruppentraining in einer Größe von 5 bis 15 Personen statt, dauert 45 oder 60 min und findet in der Regel ein- bis zweimal pro Woche statt. Eine regelmäßige Teilnahme ist Plicht, sonst erlischt der Leistungsanspruch. Bei einer unentschuldigten Nichtteilnahme von 7 Wochen erlischt die Verordnung automatisch. Und auch bei möglichen Folgeverordnung wird sehr genau geschaut, wie regelmäßig z.B. Fabian am Kurs teilgenommen hat. Die Teilnahme an einer Übungseinheit bestätigt der Übende durch eine Unterschrift auf der Teilnahmebestätigungs-Liste nach jeder Trainingseinheit. Mit Ablauf, Abrechnung oder Aufhebung der Verordnung endet diese automatisch und bindet den Teilnehmer für keinen längeren Zeitraum an deinen Verein. Ein Anspruch auf eine Leistung über diesen Zeitraum hinaus besteht nicht.

Auch wenn das Kurstraining von einem qualifiziertem Übungsleiter aus deinem Verein geleitet wird und auf deinem Vereinsgelände stattfindet, darfst du von den Teilnehmern keine (kostenpflichtige) Mitgliedschaft einfordern, damit sie am Kurs teilnehmen können. Eine Mitgliedschaft können sie aber natürlich freiwillig bei dir im Verein abschließen. Dies kann z.B. sinnvoll sein, wenn du über ein hauseignes Fitnessstudio verfügst, denn Rehasport im Kurs erlaubt maximal den Einsatz von Kleingeräten, aber kein klassisches Fitnesstraining. Spätestens nach dem Ablauf der Verordnung ist es dann aber sehr wahrscheinlich, dass Fabian Mitglied bei dir wird – das bedeutet allerdings auch, dass du das passende Angebot für ihn haben musst. Beschäftige dich also vorher mit dem Thema, wie Folgeangebote für Rehasportler aussehen könnten.

Die Voraussetzungen für Rehasport im Verein

Jede offiziell durchgeführte Rehasportgruppe, die mit den Kostenträgern abgerechnet wird, muss (gemäß §64 SGB IX und Rahmenvereinbarung) zertifiziert sein. Dazu musst du beim zuständigen Behindertensportbund mit deiner Rehasportabteilung Mitglied sein und einen Antrag auf Anerkennung deines Kursangebotes an den Behindertensportbund schicken. Hier muss z.B. aufgeführt werden, in welchem Themenfeld du dich betätigen möchtet und wer die Kursleitung übernimmt.

Räumlich musst du 5m² Platz pro Rehasportler nachweisen, damit der Übungsleiter das Gruppentraining effektiv leiten kann. Dieser Übungsleiter muss dabei die Lizenz B Rehabilitationssport besitzen. Zusätzlich brauchst du noch einen betreuenden Arzt, der den Rehasportlern bei Fragen zur Verfügung steht. Meist reicht es aus, wenn der Hausarzt diese Funktion übernimmt. Aber Vorsicht, bei Herzsportgruppen muss aus Sicherheitsgründen ein Arzt beim Training anwesend sein, um z.B. regelmäßig den Puls und den Blutdruck der Teilnehmer zu kontrollieren.

Die Abrechnung von Rehasport ist deutlich komplizierter als beim Präventionssport. Der Verein stellt die Übungseinheiten für jeden Teilnehmenden dem jeweiligen Leistungsträger in Rechnung. Die Abrechnung erfolgt dabei elektronisch. Zum Glück gibt es hier aber Dienstleister, welche sich auf die Abrechnung spezialisiert haben und dafür eine überschaubare prozentuale Beteiligung an den Erlösen haben möchten. Gerade wenn du mit einem Rehasportangebot starten möchtest, können wir dies empfehlen. Übrigens kann Rehasport (mit wenigen regionalen Ausnahmen) nur von gemeinnützigen Vereinen angeboten werden. Gewerbliche Anbieter sind deswegen auch die absolute Ausnahme.

Praxistipp: Zu Beginn würden wir dir empfehlen mit einer orthopädischen Gruppe zu starten. Es gibt genügend Personen, welche ein solches Angebot per Verordnung wahrnehmen möchten und die Anforderungen bzgl. der Zertifizierung und Durchführung sind als moderat einzuschätzen. In den anderen Reha-Schlüsseln können deutlich schwierigere Fälle vorkommen, welche du zu Beginn eher meiden solltest. Später kannst du dieser aber natürlich gerne in dein Vereinsangebot integrieren.

Es gibt auch noch Sonderfälle und Konstruktionen, wie man Rehasport z.B. durch eine Neugründung oder in einem Verein, der kein Sportverein ist, anbieten kann. Das würde hier aber den Rahmen des Beitrags sprengen. Solltest du ein solcher Sonderfall sein, kannst du uns gerne eine E-Mail unter info@vereinsstrategen.de schreiben und wir schauen gerne mit dir auf deine Situation.

Übungsleiter und Qualifikation

Einen (potentiellen) Übungsleiter zu finden, ist nicht so einfach, wie im Präventionssport, da wir hier schon fast im medizinischen Bereich arbeiten. Aber trotzdem ist es auch hier möglich, geeignete Personen zu finden. Grundsätzlich haben wir schon festgestellt, dass wir für den Rehasport einen Fachübungsleiter B Rehabilitationssport benötigen. Wieso jetzt das Wort „Fach“? Wir hatten vorhin bereits die Rehaschlüssel erwähnt. Während der Ausbildung zum Übungsleiter muss man eines der sechs Profile auswählen und sich entscheiden, ob man dies im Kinder- oder Erwachsenenbereich machen möchte. Hier noch einmal zur Erinnerung die sechs Schlüssel:

  • Orthopädie
  • Innere Medizin
  • Sensorik
  • Neurologie
  • Geistige Behinderung
  • Psychiatrie

Den Übungsleiterschein B für Rehasport kann grundsätzlich jeder machen, der daran Interesse hat. Bei einer Physiotherapieausbildung gibt es darüber hinaus die Möglichkeit die Rehasportausbildung stark zu verkürzen. Beim Funktionstraining, sieht es aber anders aus. Dies darf nur von Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten durchgeführt werden. Es gibt hierfür aufgrund des hohen medizinischen Anspruchs an das Training, keine Möglichkeit einen Trainerschein zu machen.
Wenn man die Übungsleiterlizenz anstrebt, muss man sich auf einen Umfang von 180 bis 210 Stunden einstellen, welcher damit nicht gerade gering ist. Du solltest als potentiell Interessierter, welcher eine Übungsleiter C-Lizenz besitzt, also von 6 bis 12 Monaten Ausbildung ausgehen, bevor du die B-Lizenz erhältst. Die Kosten betragen für die Ausbildung etwa 1.000 Euro, können aber je nach Verband auch teurer sein. Hinzu kommen die Kosten für die Unterkunft und Verpflegung. Zusätzlich kann dein Verein nach der Ausbildung mit einem Stundensatz von 20 bis 30 Euro für den Übungsleiter rechnen. Wenn du Ärzten (z.B. bei Herzsportgruppen) eine Aufwandsentschädigung für deine Kurse bezahlen musst, solltest du mit mindestens 50 Euro pro Stunde rechnen.

Lohnt sich Rehasport finanziell?

Um es nicht zu spannend zu machen – aus unserer Sicht ist es trotz des hohen bürokratischen und zeitlichen Aufwandes finanziell absolut sinnvoll. Schauen wir uns einmal die Ausgaben an. Wir haben die Mitgliedschaft für den Behindertensportbund, die Ausbildung des Übungsleiters (plus seinen späteren Stundensatz) und noch das Thema Versicherung der Teilnehmer. Die normale Versicherung eures Vereins gilt nicht bei Nichtmitgliedern, Kurzmitgliedschaften oder auch Schnupperstunden. Hierfür müsst ihr unbedingt eine Zusatzversicherung abschließen. Da ihr bei Rehasport aber verpflichtet seid, Teilnehmer anzunehmen, welche keine Vereinsmitglieder sind, müsst ihr euch definitiv darum kümmern. Entweder der Behindertensportbund hat schon eine Gruppenunfallversicherung abgeschlossen oder du fragst einfach einmal beim LSB nach, ob er ein gutes Angebot für eine Unfallversicherung hat. Ggf. habt ihr wegen euren anderen Abteilungen bereits eine Nichtmitgliederversicherung abgeschlossen, dann sollte hier eigentlich kein weiterer Handlungsbedarf bestehen.

Die Hauptnahmen generiert dein Verein natürlich über die Abrechnung mit den entsprechenden Leistungsträgern. Du kannst je nach Kostenträger, Angebot und Gruppengröße zwischen 5 bis 18 Euro pro Teilnehmer und Termin abrechnen. Wenn wir also den Rehasport im Wasser von Fabian als Ausgangsgröße nehmen, wären das z.B. bei 15 Teilnehmern zu je 8,50 Euro in Summe 127,50 Euro. Wenn du jetzt annimmst, dass dein Übungsleiter 25 Euro pro Termin bekommt und die die Umlage für die Mietkosten des Schwimmbades abziehst, bleiben etwa 85 Euro pro Kurs und Woche über.
Doch es gibt noch weitere Einnahmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person, welche von der Arbeitsunfähigkeit bedroht war, ein hohes Interesse hat, weiter Sport zu machen, um nicht wieder in diesen Zustand zurückzufallen, steht aus unser Sicht außer Frage. Wenn du also passende Folgeangebote nach den Kursen hast, kannst du im Normalfall damit rechnen, dass die frühren Kursteilnehmer als neue Mitglieder bei dir eintreten werden. Desweiterem wird der Rehasport aufgrund seiner steigenden Bedeutung auch stark finanziell und fachlich gefördert. Es gibt in den meisten Landesverbänden Aktionsprogramme oder Zuschüsse. Auch ist häufig die Erstberatung beim entsprechenden Behindertensportbund kostenfrei.
Noch ein buchungstechnischer Hinweis – Rehasport liegt beim Verein im Zweckbetrieb und nicht im ideellen Bereich, ist damit aber trotzdem umsatzsteuerbefreit.

Die sechs Handlungsempfehlungen

Zum Abschluss wollen wir Die noch sechs Handlungsempfehlungen mit auf den Weg geben, damit dein Rehasportvorhaben auf jeden Fall ein Erfolg wird.

  1. Kümmere dich rechtzeitig um einen Übungsleiter und sprich gern auch Physiotherapeuten an.
  2. Baue dir Stück für Stück ein Netzwerk auf und nutze auch das Netzwerk des Verbands. Vielleicht gibt es ja schon einen Übungsleiter, der in deiner Nähe wohnt und noch Zeit hat. Damit entfällt die Ausbildung.
  3. Pflege guten Kontakt zu den Hausärzten – sie liefern dir schließlich neue Teilnehmer und vielleicht brauchst du später noch ihre Unterstützung (Herzsport).
  4. Starte im Bereich der Orthopädie (Viele Teilnehmer und wenig „Gefahr“)
  5. Lass dich, grade am Anfang, bei der Abrechnung unterstützen. Sichtworte sind hier Teamlösung oder Dienstleister.
  6. Fange mit einer Gruppe an und schaue einfach, wie sich das Thema entwickelt. Nach unseren Erfahrungen sind die Kurse sehr schnell voll, wenn es sich rumgesprochen hat. Dann kannst Du in Ruhe und mit einer finanziellen Reserve die nächsten Schritte planen.

Wir hoffen, du fühlst dich zum Thema Rehasport jetzt ausführlich informiert. Wenn du noch Fragen haben solltest oder uns erzählen möchtest, wie du Rehasport bei dir im Verein umgesetzt hast, schreibe uns sehr gerne eine E-Mail unter info@vereinsstrategen.de.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

Präventionssport

Präventionssport

Gesundheitssport

Grundlagen und Einstieg

 

In dem heutigen Beitrag geht es um das Thema Präventionssport. Es ist der zweite Teil der Miniserie zum Gesundheitssport. Wir werden in diesem Betrag erläutern, was Präventionssport ist, wie du ihn in deinen Verein einführen kannst, was du beachten musst und erläutern dir, ob es sich finanziell lohnt oder nicht.

Grundsätzlich ist der Präventionssport rechtlich im §20 SGB V geregelt. Dieser Paragraf ermöglicht es dir, dass du mit einer Krankenkasse zusammenarbeiten kannst. Die Krankenkasse sieht in ihrer Satzung Leistungen zur Verhinderung und Verminderung von Krankheitsrisiken (primäre Prävention) sowie zur Förderung des selbstbestimmten gesundheitsorientierten Handelns der Versicherten (Gesundheitsförderung) vor. Diese Leistungen stehen in enger Verbindung mit dem §20 SGB V, weil dort eine Vielzahl von Gesundheitszielen genannt sind. Eine beispielhafte Auswahl von Zielen wollen wir dir natürlich nicht vorenthalten:

  • Diabetes mellitus Typ 2: Erkrankungsrisiko senken, Erkrankte früh erkennen und behandeln,
  • Brustkrebs: Mortalität vermindern, Lebensqualität erhöhen,
  • Tabakkonsum reduzieren,
  • gesund aufwachsen: Lebenskompetenz, Bewegung, Ernährung,
  • gesund älter werden

Alle diese Ziele können in eines von vier Handlungsfeldern eingeordnet werden:

  • Ernährung
  • Entspannung
  • Suchmittelkonsum
  • Bewegungsgewohnheiten

Uns interessiert natürlich an dieser Stelle das Handlungsfeld Bewegungsgewohnheiten. Je nachdem, um welches Präventionsprinzip es sich handelt, wird das Handlungsfeld noch einmal unterschieden in „Reduzierung von Bewegungsmangel durch gesundheitssportliche Aktivität“ oder „Vorbeugung und Reduzierung spezieller gesundheitlicher Risiken“. Damit reicht es jetzt aber auch mit dem theoretischem Überblick, gehen wir gleich in die Praxis über.

Zentrale Prüfstelle Prävention (ZPP)

Da es in Deutschland eine Vielzahl an Krankenkassen gibt und sich diese beim Thema Prävention möglichst auf einen Standard einigen mussten, wurde ein einheitliches Prüfverfahren mit entsprechender Zertifizierung für Kurse festgelegt, welches von der ZPP umgesetzt wird. Diese prüft sowohl die Anbieter als auch die Kurse selber auf Eignung. Dies bedeutet für dich, dass du deine Unterlagen also bei der ZPP einreichen musst. Im ersten Schritt musst du dich online registrieren und im Anschluss die angeforderten Unterlagen hochladen. Dabei handelt es sich um Informationen zum Kurs also z.B. Stundenverlaufspläne oder den Nachweis der entsprechenden Qualifikation des Übungsleiters.
Bezüglich der Kurse gibt es zwei Möglichkeiten – entweder du erstellst selber einen Kurs und lässt ihn von der ZPP prüfen oder du nimmst einen Standardkurs. Der Deutsche Turnerbund (DTB) hat unter dem Label Pluspunkt Gesundheit einige Standardkurse zertifiziert, welche du ganz einfach übernehmen kannst. Damit hast du weniger Arbeit bei der Einreichung. Trotzdem handelt es sich bei der Einreichung um einen bürokratischen Akt, du solltest also ein wenig Zeit einplanen. Die Genehmigung des Kurses durch die ZPP ist die Voraussetzung, dass die Krankenkassen den Kursteilnehmern etwas zurückerstatten. Die Prüfung eines Kurses bei der ZPP ist immer kostenlos.

Die Spielregeln für die Kurse

Grundsätzlich erhalten die Kursteilnehmer nach den Ablauf eines zertifizierten Kurses ca. 75% der Kursgebühren erstattet und zwar von den Krankenkassen. Das heißt, wenn der Kurs 100 EUR kostet, müssten die Teilnehmer zu Beginn des Kurses zwar an deinen Verein diese 100 EUR auch zahlen, erhalten allerdings auch von der Krankenkasse nach Abschluss des Kurses wieder ca. 75 EUR zurück. Allerdings kann in der Regel nur ein Präventionskurs pro Jahr und Handlungsfeld von einem Teilnehmer mit dem entsprechendem Zuschuss von der Krankenkasse besucht werden.

Wir haben für dich jetzt einmal einen Standardkurs des DTBs rausgesucht, damit du ein Gefühl bekommst, wie so ein Kurs aussehen kann und was du benötigst: „Bewegen statt schonen“. Dieser Kurs besteht aus 10 Einzelsitzungen je 90 min. Der Übungsleiter erhält dabei ein umfangreiches Kursleitermanual, welches Stundenbilder, Unterrichtsmaterial für den Kursleiter, Teilnehmerunterlagen sowie Formularvordrucke zur Organisation/Umsetzung des Kurses sowie zur Kooperation mit den Krankenkassen enthält. Wenn du einen Kurs selber erstellen möchtest, musst du diese Unterlagen leider selbstständig entwickeln.

Desweiterem musst du bei der ZPP eine angemessene räumliche Voraussetzung vorweisen und eine begrenzte Gruppengröße nachweisen. Diese liegt in der Regel bei 10 bis 12 Teilnehmern, sollte aber nie 15 Personen überschreiten. Diese Gruppe muss von einem qualifizierten Trainer mit der Übungsleiter B-Lizenz Prävention betreut werden. Wenn der Kurs abgeschlossen ist, muss der Übungsleiter den Teilnehmern eine Bescheinigung über die erfolgreiche Teilnahme ausstellen. Diese Bescheinigung ist die Voraussetzung, dass sich die Kursteilnehmer das Geld von der Krankenkasse erstatten lassen können. Ganz wichtig – um an den Kursen teilzunehmen zu dürfen, muss man kein Mitglied im Verein sein.

Kursangebote anbieten – der DTB hilft

Beim DTB gibt es die sogenannte Gymwelt, wo eine Vielzahl an standardisierten Kursen angeboten werden. Beispielhafte Kurse sind z.B. „Fit bis ins hohe Alter“, „Cardio Aktiv“ oder „Trittsicher durchs Leben“. Der Vorteil dieser Kurse ist offensichtlich – der Großteil der Prüfung ist für dich schon erledigt und die Genehmigung durch die ZPP erfolgt ohne großen Mehraufwand.

Eine weitere Möglichkeit ist es natürlich auch selber Kursangebote zu entwickeln. Diese werden im Normalfall von der ZPP für drei Jahre zertifiziert. Neben dem deutlich erhöhtem Aufwand hast du hier aber vor allem die Gefahr, dass das Kursangebot abgelehnt werden könnte und es dann keine Zuschüsse von der Krankenkasse gibt. Wir würden dir bei einer erstmaligen Implementierung eines Gesundheitssportangebotes diesen Weg deshalb nicht empfehlen.

Neben dem bürokratischen Aufwand ist Präventionssport aber eine sehr lohnende Angelegenheit. Die Durchführung des Angebotes selber ist nämlich recht unkompliziert. Du kannst außerdem die Kursgebühren höher ansetzen als bei normalen Vereinsangeboten und hast damit eine hervorragende Möglichkeit andere Abteilungen des Vereins quer zu finanzieren. Da ein Kurs meist nach einem viertel Jahr abgeschlossen ist, kannst du im Anschluss gleich den nächsten Kurs starten. Achte auch darauf, dass du den Kursteilnehmern auch im Anschluss an den Kurs einen Folgekurs oder ein Dauerangebot im Verein anbietest. So kannst du sehr effektiv neue Mitglieder gewinnen.

Wenn du noch weitere Fragen haben solltest, können wir dir als Ansprechpartner deinen Landesturnverband empfehlen. Aber auch andere befreundete Vereine, der LSB, der KSB oder auch die ZPP können wertvolle Impulse geben. Und im Zweifel gibt es natürlich auch noch die Vereinsstrategen.

Der Übungsleiter – verschiedene Wege

Um einen Präventionskurs durchführen zu können, ist ein entscheidende Voraussetzung, dass du einen Übungsleiter Prävention B-Lizenz oder einen Übungsleiter „Sport in der Prävention“ Lizenzstufe II stellen kannst. Dieser Übungsleiter muss in das durchzuführende Gesundheitssportprogramm noch einmal speziell eingewiesen werden. Dabei ist darauf zu achten, dass er nur Kurse der Turn- und Sportvereine durchführen kann, welche mit dem Qualitätssiegel „Sport Pro Gesundheit“ ausgezeichnet wurden.

Neben diesem klassischen Weg kommen für die Durchführung des Kursangebotes aber auch staatlich anerkannte Berufs- und Studienabschlüsse im Bereich Bewegung in Frage. Dies sind:

  • Sportwissenschaftler/in (Abschlüsse: Diplom, Staatsexamen, Magister, Master, Bachelor)
  • Krankengymnast/in, Physiotherapeut/in
  • Sport- und Gymnastiklehrer/in
  • Ärztin/Arzt

Diese müssen aber im Rahmen einer Schulung in das durchzuführende Sportprogramm noch einmal speziell eingewiesen werden. Wenn du Leute für die Durchführung eures Angebotes sucht, empfehlen wir nach Leuten zu schauen, welche schon eine gewisse Affinität für den Bereich Gesundheitssport aufweisen. Physiotherapeuten sind da z.B. eine sehr gute Wahl, da sie ein sehr fundiertes Fachwissen besitzen.

Wenn du jemanden begeistern konntest, eine Prävention B-Lizenz zu machen ohne dass diese Person Vorerfahrungen hat, kommen natürlich erst einmal Kosten für die Ausbildung auf deinen Verein zu. Diese liegen unserer Erfahrung nach zwischen 500 bis 800 Euro je nach Verband. Bedenke bitte aber auch eventuelle Fahrt- und Unterkunftskosten. Informiere dich da einfach bei deinem Landesturnverband, wann die nächste Ausbildung stattfindet und was sie kostet. Um die B-Lizenz Prävention zu machen, ist es egal, welche C-Lizenz du hast (z.B. Breitensport, Leistungssport).

Nach der Ausbildung wirst du deinen neuen Übungsleiter sicherlich entlohnen wollen. Dabei würden wir die Rechnung, wie folgt aufstellen. Grundsätzlich verdienst du mit dem Kursangebot mehr als mit den normalen Vereinsangeboten. Für einen 10-Wochen-Kurs würden wir zwischen 60 und 80 EUR pro Teilnehmer kalkulieren. Bei 15 Teilnehmern sind das im besten Fall 1.200 EUR. Wenn dein Übungsleiter 20 EUR pro Stunde erhält, machst du immer noch ein sehr gutes Geschäft. Wenn du dir unsicher über die Höhe bist, orientiere dich an deinen gut verdienenden Übungsleitern im Verein. So kannst du deinen sehr gut ausgebildeten Übungsleiter auch dauerhaft durch die entsprechende Wertschätzung an deinen Verein binden.

Abschließend wollen wir noch zwei Sachen ansprechen. Es sollte natürlich in der Halle oder dem Raum, wo du das Angebot durchführen möchtest, genügend Platz geben. Achte auch darauf, dass der Raum repräsentativ ist, denn Kursteilnehmer sind potentielle spätere Vereinsmitglieder – mache also einen guten Eindruck. Falls für den Kurs Fitnessgeräte vorgeschrieben sind, achte darauf, dass diese für alle Teilnehmer auch vorrätig sind.
Die zweite Sache sind die entsprechenden Qualitätssiegel, welche im Präventionssport üblich sind. Diese schaffen bei den Teilnehmern mehr Vertrauen. Es gibt den „Pluspunkt Gesundheit“ vom DTB, das Siegel der ZPP (Deutscher Standard Prävention) und das Siegel „Sport pro Gesundheit“ des DOSBs.

Exkurs: Marketing mit dem §65 SGB V

Ab und an bringen Paragraphen auch echte Vorteile mit sich. Der §65  SGB V ist so ein Fall. Dieser regelt das Bonussystem der Krankenkassen gegenüber dem Versicherten. Wenn dieser sich in einem der vier Handlungsfelder (siehe Beginn des Artikels) regelmäßig präventiv verhält, kann er einen Bonus von der Krankenkasse erhalten. Dieser Bonus ist aber je nach Krankenkasse unterschiedlich. Es gibt die Möglichkeit der Rückzahlung von Mitgliedsbeiträgen, der Verringerung von Zuzahlungskosten bei der Krankenkasse oder auch die Zusendung einer Sachprämie.
Der entscheidende Punkt ist, dass deine Mitglieder je nach Bonussystem der Krankenkassen Geld mit der Teilnahme an deinem Sportangebot verdienen können. Bei manchen Krankenkassen reicht die Mitgliedschaft im Sportverein für eine Teilerstattung der Kosten, bei anderen muss nachgewiesen werden, dass man wöchentlich einmal pro Woche mit einer durchschnittlichen Herzfrequenz von 120 bpm eine Stunde trainiert hat. Der Kreativität der Krankenkassen sind da quasi keine Limits gesetzt.
Du als Vereinsstratege überlegst jetzt natürlich sofort, wie du das effektiv bei deinen Mitgliedern nutzen kannst. Wenn du einem potentiellem Neumitglied schon zu Beginn sagen kannst, dass die Mitgliedschaft in deinem Verein nur auf dem Papier 120 Euro kostet und man sich im Normalfall einen Rückerstattung des Beitrags von 20 EUR erhält, macht das auf jeden Fall Eindruck. Es zeigt, dass du dich intensiv um deine Mitglieder und ihre Belange kümmerst. Ggf. kannst du damit auch intensiver in deinem Vereinsheft oder auf deiner Webseite werben. Schlussendlich muss aber das Mitglied selber prüfen, wie das Bonusprogramm bei seiner Krankenkasse genau aufgebaut ist.

Wir hoffen, wir konnten dir einen informativen Überblick über den Präventionssport bieten und du fühlst dich jetzt gut informiert. An dieser Stelle sei angemerkt, dass wir dir empfehlen würden, im Anschluss gleich den Rehabilitationssport-Beitrag zu lesen. So kannst du besser überprüfen, was potentiell zu deinem Verein passen könnte.

Wir bedanken uns für deine Zeit und wünsche Dir viel Erfolg bei der Umsetzung eines Gesundheitssportangebotes in deinem Verein.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

Langer Corona-Lockdown – Sterben uns jetzt die Vereine weg?

Langer Corona-Lockdown – Sterben uns jetzt die Vereine weg?

Aktuelle Themen 

Sechs Maßnahmen, die helfen können

 

In diesem Beitrag wollen wir dir zum einem die aktuellen und zukünftigen Folgen der Coronapandemie für deinen Verein aufzeigen, zum anderen dir Denkanstöße geben, was du aus dieser Krise lernen kannst. Wir haben deswegen, die aus unserer Sicht wichtigsten Fragen, die dich als Verein jetzt beschäftigen sollten, einmal zusammengetragen.

Bleiben die Vereinsmitglieder oder treten jetzt alle aus?

Grundsätzlich treten wenige Leute wegen Corona aus dem Verein aus – also aufgrund der Tatsache, dass sie in den letzten Monaten Leistungen teilweise oder gar nicht in Anspruch nehmen konnten. Dies ist also gut für eure Beitragskalkulation zur Finanzierung eures Vereins. Was aber eine größere Beachtung finden sollte, ist die natürliche Fluktuation bei den Vereinsaustritten und den Vereinseintritten. Denn während die Austritte weiterhin durch Umzug, geänderter Interessen oder veränderten Lebenssituationen stattfinden, sieht das bei den Eintritten ganz anders aus. Durch die Coronakrise und vor allem durch den Lockdown ist jetzt schon feststellbar, dass die Eintritte im Durchschnitt der Vorjahre deutlich geringer sind und damit die natürlichen Austritte nicht mehr kompensiert werden können. Dies wird langfristig für die Vereine spürbare Folgen haben – vor allem auch finanziell.

Welche Art von Vereinen trifft dieses Problem wahrscheinlich am stärksten?

Das ist aktuell noch schwierig zu sagen. Wir glauben aber, dass es die kleinen Dorfvereine bzw. kleineren Spartenvereine weniger betreffen wird, als die großen oder mittelgroßen Sportvereine vor allem in Städten. Dafür sprechen zwei Gründe. Zum einem ist das Zusammengehörigkeitsgefühl in kleineren bzw. Spartenvereinen höher, die meisten Mitglieder sind also emotionaler an den Verein gebunden. Die Schwelle des Austritts ist damit deutlich höher als bei den meist anonymeren Großsportvereinen in Städten. Zum anderen ist in Nicht-Krisenzeiten deutlich ersichtlich, dass es in Großsportvereinen eine höhere Fluktuation gibt. Die fehlenden Neueintritte machen ihnen also stark zu schaffen. Vor allem wenn ein Teil der Vereinsstrategie darauf beruhte, dass der Verein viele Mitglieder über das hauseigene Fitnessstudio gewonnen hat, könnte dies jetzt zu einem echten Risiko werden, weil die emotionale Bindung an den Verein hier wahrscheinlich am geringsten ist.

Was bedeutet Corona für die Finanzen?

Auch hier muss man differenzieren. Grundsätzlich sind natürlich durch die Absageb von Veranstaltungen Umsätze weggebrochen. Das heißt aber noch lange nicht, dass das Geschäftsjahr 2020 für den Verein bezogen auf den Gewinn schlecht war. Paradoxerweise sind die Erträge aus den ausgefallenen Veranstaltungen bei vielen Vereinen mehr als kompensiert worden durch die Mitgliedsbeiträge. Diese sind trotz einzelner Austritte weiter geflossen, die Kosten für die Mitgliedsleistungen sind allerdings stark gesunken. Durch die ausgefallenen Trainings mussten keine Überleitungsstunden bezahlt werden, welche normalerweise einen bedeutenden Teil der jährlichen Gesamtkosten bei einem Verein ausmachen.
Trotzdem besteht mittelfristig eine große Gefahr für die Finanzen. Sobald die Coronapandemie vorbei ist, werden die Kosten wieder in die bekannten Höhen ansteigen. Durch das bereits besprochene Problem der fehlenden Mitgliedseintritte während der Pandemie werden die Mitgliedsbeitragseinnahmen allerdings geringer als in den Vorjahren sein. Hier müssen sich Vereine drauf einstellen.
Falls eine weitere entscheidende Ertragssäule bei dir das Sponsoring durch Unternehmen sein sollte, geh zeitnah auf diese zu. Kläre ab, ob sie ggf. finanzielle Probleme durch die Pandemie haben und du somit auf Einnahmen verzichten musst. Besprich aber auch mit den Partnern, ob jemand sich nach der Vertragslaufzeit aus dem Engagement zurückziehen möchte, weil er sparen muss. Dies ist wichtig, damit du auf etwaige Finanzierungslücken reagieren kannst.

Grundsätzlich stehen Vereine jetzt zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Entweder du hältst das Geld zusammen, weil du siehst, dass das finanzielle Risiko bei euch im Verein hoch ist oder ihr hattet einen unerwartet hohen Gewinn. Dann solltet du überlegen, ob dein Verein jetzt nicht langfristig investiert und eine Chance nutzen sollte. Gerade im Bereich der digitalen Vereinsentwicklung gibt es einige Förderprogramme, die du nutzen könntest.

Falls dein Verein zu den glücklichen gehört, die einen unerwartet hohen Gewinn erzielt haben, musst du keine Sorgen vor dem Finanzamt haben. Die Gemeinnützigkeit ist nicht gefährdet. Argumentiere gegenüber dem Finanzamt, dass diese Gelder gebraucht werden, um die finanziellen Folgen der Krise in den nächsten Jahren abzufangen und um in teure Zukunftsprojekte zu investieren. Sprich hier am besten noch einmal mit eurem Steuerberater.

Was gibt es aktuell noch für Unterstützungsprogramme für Vereine?

Hier muss man drei Bereiche unterscheiden. Es gibt private, länderspezifische und bundesspezifische Unterstützungsprogramme. Bei den privaten ist sicherlich „We kick Corona“ zu nennen. Diese Initiative fördert vor allem Vereine, welche einen gesellschaftlichen Auftrag haben und durch Corona in akute Not gekommen sind. Die Förderprogramme der Länder sind schon länger aktiv, deswegen sind je nach Bundesland ggf. die Fördersummen schon vollständig vergeben. Wir gehen aber davon aus, dass umso länger der Lockdown geht, umso höher wird auch der Bedarf an Unterstützung. Dementsprechend ist es also wahrscheinlich, dass die Summen noch einmal aufgestockt werden. Hier gilt es wachsam zu sein und die Entwicklung der nächsten Wochen zu begleiten. Die Programme, die der Bund aufgelegt hat, wurden bereits verlängert z.B. das Novembergeld, Kurzarbeitergeld, KFW-Kredite. Man muss allerdings sagen, dass gerade bei den Programmen des Bundes die meisten Vereine nicht partizipieren können. Dies kann maximal für Großsportvereine eine interessante Option sein. Für detaillierte Besprechung dieser Programme sei auf den Podcast verwiesen.

Was könnten die gesellschaftlichen Folgen sein, wenn Vereine sparen müssen?

Die Vereine übernehmen viele gesellschaftliche Aufgaben, sei es z.B. Inklusion oder Integration. Wenn die Vereine sparen müssen und deswegen Angebote gestrichen werden, wird dies negative Folgen für die Teilnehmer haben. Erfolgreiche Arbeit wird wieder zurückgeworfen, erreichte Ergebnisse ggf. egalisiert. Wir denken da z.B. an Themen, wie die Isolation von depressiven Menschen durch den Lockdown oder Rückschritte bei der Integrationsarbeit von Geflüchteten. Aber auch wenn wir jetzt nur an fehlenden Sport bei Kindern denken – es wird z.B. einen Jahrgang an Kindern geben, welche nie Schwimmunterricht erhalten haben. Aber auch das Problem des immer größeren Anteils an übergewichtigen Kindern wird sich weiter verschärfen.
Wenn wir uns den Bereich der Nachwuchsleistungssportler anschauen, das gleiche Bild. In einer bedeutenden Entwicklungszeit auf dem Weg zum Spitzensportler kann nicht weiter konstant an den Fähigkeiten trainiert werden. Dies macht die spätere Karriere im Spitzensport unwahrscheinlicher. Auch eine völlige Abkehr von der Sportart durch das Jahr Pause ist möglich.

6 Handlungsempfehlungen, welche du prüfen solltest

Das Ende der Vereinslandschaft erwarten wir aber nicht, auch wenn sicher nicht alle Vereine überleben werden. Deswegen haben wir für die sechs Handlungsempfehlungen herausgearbeitet, wo wir glauben, dass du damit gut durch die Coronakrise kommst.

1. Ruhe bewahren und mit den Mitgliedern kommunizieren.

  • Versuche mit den Leuten in Kontakt zu blieben, denn die meisten warten nur auf euch
  • Biete einen Einkaufsservice an für Leute, die gerade in Quarantäne sind
  • Rufe sie an, wenn sie Geburtstag haben
  • Nutze digitale Räume bzw. Medien für Sport oder einfach zur Kommunikation

2. Fördermitgliedschaften

  • Überprüfe dein Mitgliedschaftsmodell, denn ggf. macht die Einführung einer Fördermitgliedschaft Sinn, um die finanziellen Folgen von Corona abzufangen
  • Überlege, ob du in diesem Zuge regionale Kooperationen mit regionalen Betrieben machst (z.B. jedes Fördermitglied bekommt bei Backer Müller 5% Rabatt auf die Brötchen)
  • Macht vor allem in Kleinstädten oder Dörfern/Dorfgemeinschaften Sinn
  • Der Verein ist sicherlich mit dieser Aktion ein Gesprächsthema im regionalen Bereich

3. Strategische Projekte angehen

  • Beschäftige dich mit den Projekten, die ihr immer angehen wolltet, aber aufgrund des Tagesgeschäfts immer liegen geblieben sind
  • Sammle neue Ideen, wir ihr den Verein langfristig nach vorne bringt

4. Angebote evaluieren

  • Durch die Austritte von Mitgliedern aufgrund von Corona haben sich ggf. Abteilungsgrößen signifikant geändert. Ggf. musst du deswegen über die Fortführung einzelner Sparten nachdenken.
  • Sparten, welche bereits vorher defizitär waren, sollten jetzt auf jeden Fall noch mal kritisch geprüft werden vor allem, wenn der Verein durch die Krise finanziell angeschlagen ist
  • Verändertes Nutzungsverhalten der einzelnen Sportarten sollte überprüft werden, um so neue Mitglieder zu gewinnen. So hat z.B. Radfahren einen wahren Boom in 2020 erlebt. Überlege, ob du solche Boomsportarten bei dir im Verein anbieten möchtest.

5. Neue Konzepte zur Mitgliedergewinnung ab Frühjahr

  • Dies machst du am besten nachdem ihr die Angebotsevaluierung im Verein vorgenommen habt
  • Überlege dir, wie willst du potentielle Mitglieder ansprechen und wer sind die potentiellen Mitglieder
  • Versuche das Gefühl zu nutzen, dass die Menschen wieder mehr Gemeinschaft wollen und ihr den Mitgliedern als Verein auch in dieser schlimmen Phase beigestanden habt. Nutze das in eurem Marketing.

6. Digitalisierung vorantreiben

  • Es gibt aktuell extrem viele Fördermöglichkeiten für Vereine in diesem Bereich.
  • Die Krise hat gezeigt, wie wichtig das Thema Infrastruktur ist. Auch die Menschen haben gelernt, mehr und mehr mit digitalen Tools umzugehen.
  • Onlinekurse und Onlinemeetings, welche der Verein aktuell anbietet, sollten überprüft werden auf ihren zukünftigen Nutzen nach der Krise. Wenn ihr der Meinung seid, es bringt auch zukünftig etwas, dann investiert in die Weiterentwicklung.
  • Überprüfe wie viele Mitglieder in deinem Verein ortsabwesend sind.
  • Denke über deine digitale Ehrenamtsstruktur und digitales Engagement nach.

Dieser Artikel kann natürlich nur die wichtigsten Punkte zusammenfassen. Im Podcast gehen wir auf einige Punkte noch einmal genauer ein. Wir hoffen aber sehr, dass wir dir helfen konnten, dass du die aktuelle Situation bzw. auch die zukünftige besser einschätzen kannst. Bei Fragen sende uns gerne eine E-Mail an info@vereinsstrategen.de. Ggf. nehmen wir diese dann auch noch einmal im Podcast auf.

Deine Vereinsstrategen
(MSc)

Unser Jahresrückblick 2020 und was wir 2021 planen

Unser Jahresrückblick 2020 und was wir 2021 planen

Allgemein

Wir sprechen privat

 

Normalerweise findest du an dieser Stelle den entsprechenden fachlichen Inhalt zur Episode. Dieses Mal haben wir uns aber gedacht, dass wir einmal darüber sprechen wollen, was uns persönlich in 2020 bewegt hat und was wir uns für das Jahr 2021 vorgenommen haben. Dabei kommen die Themenbereiche Privates, Sport und Ehremant im Schwerpunkt zur Sprache. Dies hier im Detail niederzuschreiben, wäre sicher nicht zielführend. 

Trotzdem gibt es in dieser Episode auch einige nützliche Informationen. Pascal erzählt vom Aufbau des Mentoringprogramm für junge Sportmanager, welches er betreut und gibt nützliche Einblicke in seinen eigenen Sportverein auch für die Zukunft. Martin widerrum offenbart, was sein große sportliche Herausforderung für nächstes Jahr ist und spricht erstmals von der Idee einen Sportverein selbst gründen zu wollen. Und natürlich geben wir beide auch einen Einblick in die nähere Zukunft der Vereinsstrategen. Du kannst also sicher sein, dass du auch aus dieser Episode einige Erkentnisse mitnehmen kannst.

In diesem Sinne bleibt uns nur noch zu sagen: Danke, dass du unsere Arbeit durch das Hören unseres Podcasts unterstützt. Wir wünschen Dir, deiner Familie und deinen Freunden einen guten Rutsch ins Jahr 2021.

Deine Vereinsstrategen
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