
Capacon – Die Lösung für eine bessere Hallenauslastung
Sportstätten
30% Unterauslastung – leider Realität
In diesem Beitrag möchten wir dir ein junges Start-Up aus der Nähe von Koblenz vorstellen. Capacon hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Auslastung der Sporthallen in Deutschland zu optimieren. Da sind wir als Vereinsstrategen natürlich hellhörig geworden, da jeder Sportverein in Deutschland wahrscheinlich dieses Problem kennt:
„Deine Abteilung möchte eine neue Gruppe eröffnen, weil das Kindertraining schon aus allen Nähten platzt und der Verein schon Kinder auf der Warteliste hat. Und dann merkst du beim Blick in den Hallenplan, dass gar keine freien Zeiten mehr existieren. Dabei kommt die Gruppe vom TSV am Mittwochnachmittag doch schon seit 2 Jahren nicht mehr regelmäßig und warum brauchen die 4 Tänzer am Montag eigentlich für 3h die ganze Halle?“
Du nickst jetzt wahrscheinlich zustimmend. Deswegen haben wir uns die beiden Gründer Sophia Haski und Prof. Dr. Lutz Thieme in den Podcast zum Interview eingeladen. Die beiden erklären uns, wie die Sportstättensituation in Deutschland aussieht, was die Probleme sind und wie sie denken, dass Capacon diese Probleme lösen kann. Bei dem Beitrag handelt es sich um eine Zusammenfassung der Podcast-Folge.
Sophia Haski arbeitet aktuell neben ihrem Job als Geschäftsführerin der Capacon GmbH noch an der deutschen Sporthochschule in Köln. Dort hat sie zum einem einen Lehrauftrag für Management, Führung und Innovation, zum anderen unterstützt sie junge Start-Ups aus dem Sportbereich als Gründungsberaterin bei der Umsetzung ihrer Idee. Sie ist studierte Sportmanagerin.
Prof. Dr. Lutz Thieme hat als Sportwissenschaftler einen Lehrauftrag an der Hochschule Koblenz. Er hat jahrelange Erfahrungen in als Vorsitzender eines Großsportvereins und war sogar schon Präsident des Landessportbundes Rheinland-Pfalz. Er hatte die Ursprungsidee zu Capacon und ist ebenfalls Geschäftsführer.
Sportstättensituation in Deutschland
Wenn man über die Sportstättensituation sprechen möchte, muss man auch zurück in die Vergangenheit blicken. In den 70er Jahren wurden durch den „Goldenen Plan“ viele Sportstätten gebaut. Doch leider sind diese nicht so pfleglich behandelt wurden, wie man es mit öffentlichen Eigentum eigentlich tun sollte. Die Folge daraus – die Sportstätteninfrastruktur ist in die Jahre gekommen. Einige Kommunen haben inzwischen begonnen, sich dem Sanierungsstau anzunehmen.
Dies macht aber diverse Entscheidungen notwendig:
- Welche Halle wird dauerhaft geschlossen?
- Welche Halle wird durch einen Neubau ersetzt?
- Welche Hallen brauche ich überhaupt?
- Wie muss eine Sportstätte bzw. Sporthalle beschaffen sein? Was sind die heutigen Anforderungen?
- Welche Halle wird zuerst saniert?
- Wenn ich eine Halle saniere, wohin mit den Sportgruppen in der Zwischenzeit?
Ein Hauptproblem stellt dabei das veränderte Nutzungsverhalten dar. Die Hallen waren auf etwa 30 Jahre ausgelegt und in dieser Zeit hat sich der Konsum von Sportarten stark verändert und damit auch die Anforderungen an die Hallen. So wurden vor 20 Jahren vor allem normierte Flächen benötigt, heute müssen Hallen und der Sportstättenbau an sich flexibler in der Nutzung sein. Vor allem Schwimmbäder stehen deswegen vor einer Umbruchphase. Darüber hinaus muss man sich auch die Interessensgruppen für die Nutzung der Hallen anschauen. Das sind:
- Der Vereinssport
- Der Schulsport
- Der freie Sport
Grundsätzlich war und ist die Entstehung einer Halle stark an den Schulstandort geknüpft. Das heißt, wo eine Schule ist, ist zur Durchführung des Schulsports meistens auch eine Sporthalle. Aber auf die gesellschaftlichen Veränderungen, wie der demographische Wandel oder die Wanderungsbewegungen in Deutschland beeinflussen den Bedarf von Sportstätteninfrastruktur. Wenn früher junge Leute in ein Stadtviertel gezogen sind, war der Bedarf nach schulischer Bildung für den Nachwuchs und damit auch Sporthallen hoch. Aber wenn das Stadtviertel mit seinen Bewohnern über die Zeit altert, ändern sich auch die Anforderungen bzw. der Bedarf an die Sportstätteninfrastruktur. In andere Viertel ziehen dagegen heutzutage vor allem junge Leute zu, hier fehlen dann ggf. noch Schulsporthallen. Man sieht also, dass die Schulentwicklungsplanung und Hallenplanung eng miteinander verknüpft sind. Falls Hallen recht wenig von Schulen genutzt werden, etabliert es sich deswegen immer mehr die Trägerschaft auf etablierte Vereine zu übertragen.
Auslastungsprobleme und Wachstumshemmnisse für Vereine
Für Vereine, welche aufgrund ihrer angebotenen Sportarten auf Hallen angewiesen sind, sind die fehlende Hallenzeiten einer der limitierenden Faktoren in ihrer Entwicklung. Sie können deswegen nicht so wachsen, wie sie wollen, weil entweder die Sportstätteninfrastruktur es nicht ermöglicht oder es die aktuelle Planbelegung nicht hergibt. Die Fragen nach der Auslastung, also warum sind Hallen leer oder zu gering ausgelastet, und der Abweichung zwischen Real- und Planbelegung wurden bisher zu wenig diskutiert.
Meist ist die einzelne Sporthalle in der Hand der jeweiligen Kommune. Aktuell gibt es in Deutschland rund 30.000 Sporthallen. Der Kommune obliegt es, die Auslastung festzustellen. Dies wird meist über Strichlisten abgefragt. Dies ist sicherlich keine wirklich valide Messung.
Erschwerend kommt jetzt noch hinzu, dass Kommunen Hallennutzungsrechte kostenfrei oder zu einer sehr geringen Gebühr überlassen. Hier stoßen wir dann vermehrt auf folgendes Problem. Wenn ein Verein eine Hallenzeit hat, diese aber sehr wenig nutzt, diese Halle bei ihm aber auch keine wesentlichen Kosten verursacht, welche Motivation hat er dann einer Kommune mitzuteilen, dass er die Halle nicht sinnvoll auslastet? Eine Untersuchung der Uni Saarland hat z.B. herausgefunden, dass es bei denen von ihr untersuchten Sporthallen eine Unterauslastung von 30% gab. Man kann aus dieser Untersuchung aber (noch) keine Rückschlüsse ziehen, dass jetzt alle Hallen in Deutschland in dieser Größenordnung unterausgelastet sind, es kann weniger oder sogar mehr sein. Nur um das einmal in einer vereinfachten Rechnung zu verdeutlichen, was das eigentlich bedeutet, haben wir einmal ein Beispiel konstruiert. Sagen wir in einer Stadt mit 100 Sporthallen gibt es pro Halle 10% Unterauslastung. Das bedeutet aber im Umkehrschluss auch, wenn ich die Auslastung optimiere, könnten theoretisch 10 Hallen geschlossen werden oder es könnten 10% mehr Leute Sport machen.
Die Lösung von Capacon – 3D-Sensorik
Das Problem, dass es keine validen Daten für die Auslastung gibt und bisher keine Möglichkeit der validen Messung, war das Grundproblem, welches Capacon lösen wollte. Sie verfolgen den Ansatz, über 3D-Sensorik die Auslastung datenschutzrechtlich unbedenklich zu erfassen und damit auch das Energiemanagement mit einem Regelsystem für Gebäudetechnik zu optimieren. Über diese 3D-Sensorik wird jeder Sporttreibende in der Halle als Person erkannt, erfasst und ausgewertet. Die Zielgruppen für ein solches System sind entweder die Kommunen oder Großsportvereine mit eigenen Hallen.
Aktuell hat Capacon zwei Pilotprojekte einmal für eine 3-Felder- und eine 1-Felder-Halle laufen, welche allerdings wegen der Coronapandemie und den dadurch entstandenen Hallenschließungen noch nicht abgeschlossen werden konnten. In diesen Projekten werden noch finale Fragen geklärt, getestet und eingestellt:
- Wie kann man eine Halle unterteilen?
- Hat die Halle eine Tribüne für Zuschauer?
- An welcher Stelle kann man das Spielfeld denn betreten?
- Wie gehen Personen aus der Halle rein und raus?
Die Gründer sagen, dass dies nur noch Kleinigkeiten sind und das System an sich einwandfrei funktioniert und es somit bereits final praxistauglich ist.
Die Leistung von Capacon ist zweiteilig aufgebaut. Zum einem bekommt man beim Einbau eines solchen Systems periodisch eine Info über die Belegung der Halle. Der zweite Punkt ist aber die Beratung. Hinter Capacon steht kein Algorithmus, welcher ausrechnet, wie die optimale Auslastung wäre, weil dies auch realitätsfremd in der praktischen Umsetzung wäre und am Ende zur Auflösung diverser Sportgruppen führen würde. Die Beratung beginnt mit der Aufklärung über die Technik, damit sich keiner überwacht fühlt und um vorher klar aufzuzeigen, was der Sinn hinter der Einrichtung der Sensoren ist. Im zweiten Schritt und nach der Ermittlung der Daten erfolgt die Beratung zur Optimierung. Hier muss Rücksicht genommen werden auf die über die Jahre gewachsenen Strukturen und die Interessen der diversen Parteien. Diese Parteien müssen, um so ein Projekt erfolgreich zu gestalten, auf Grundlage der Ergebnisse entsprechend abgeholt und mitgenommen werden. Als Ergebnis dieses Prozesses sollten dann bessere Hallenbelegungspläne entstehen.
Capacon wurde für seinen innovativen Ansatz schon im Businessplan-Wettbewerb „1,2,3 GO“ entsprechend ausgezeichnet. Wer Interesse hat, kann das Capacon-Team gerne unter www.capa-con.de kontaktieren. Bzgl. der Kosten ist bei der Erstanschaffung der Sensorik mit einem höheren Fixkostenbetrag zu rechnen, welcher sich über die Laufzeit aber amortisiert. Die variablen monatlichen Kosten sind überschaubar.
Wir hoffen, dass wir dir mit diesem Beitrag einen guten Einblick in den aktuellen Stand der Sportstätteninfrastruktur in Deutschland geben konnten. Wenn ihr das Gefühl habt, dass es in den Hallen, die eurer Verein nutzt, eine hohe Unterauslastung gibt, dann sprecht eure Kommune an und stellt ihnen Capacon einmal vor. Vielleicht ist das der 1. Schritt damit du mehr Hallenzeiten bekommst und dein Verein weiter wachsen kann.
Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)