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Wie sieht der digitale Verein der Zukunft aus?

Wie sieht der digitale Verein der Zukunft aus?

Digitalisierung

Die Digitalisierung der Vereine hat erst begonnen

 

Zusammen mit dem Co-Gründer und Geschäftsführer der Total-Fan-Sports GmbH Gregor Demmer wollen wir in zwei Episoden einmal über den digitalen Verein der Zukunft sprechen. Denn eines ist klar, eine digitale Transformation im Verein kommt nicht über Nacht, sondern ist das Ergebnis von jahrelanger stetiger Arbeit. Dabei hilft es natürlich ungemein, wenn das Ziel klar ist, wo man als Verein hin will. Man könnte also auch sagen – wie soll dein Verein in der Zukunft aussehen? Wir sprechen im Podcast deswegen darüber, was für Entwicklungen wir in der Vereinslandschaft auf die verschiedenen Herausforderungen erwarten. Einige Herausforderungen kennst du sicherlich auch aus deinen Verein. Dabei hat in vielen Bereichen natürlich auch die Digitalisierung als Querschnittsthema eine hohe Bedeutung. Doch auch beim Thema Digitalisierung gilt – was sollte man zuerst angehen, was sind Themen, wo Digitalisierung vielleicht gar nicht so wichtig ist und was sind Eintagsfliegen, die sich nicht durchsetzen werden? Wir werden werden im Podcast deswegen unter anderem folgende zentrale Fragen immer mit Bezug auf das Thema Digitalisierung beantworten:

  • Was sind die aktuellen Megatrends und wie wirken sich diese auf Vereine, den Sport und auf die Digitaliierung aus?
  • Wie gehe ich mit typischen Herausforderungen im Verein um, sei es nun die Sponsorensuche, die Mitgliedergewinnung oder das Ehrenamt? Wie kann Digitalisierung dabei vereinfachen und unterstützen?
  • Was sind mögliche Zukunftsszenarien für Vereine in einigen Jahren? Wo geht die Entwicklung hin?

Wir würden uns freuen, wenn du in den Podcast reinhören würdest. Wir vesprechen dir, dass es sich lohnt. Bei Fragen oder Themenwünschen erreichst du uns unter info@vereinsstrategen.de.

Deine Vereinsstrategen

Ampelkoalition – Was ändert sich für deinen Verein?

Ampelkoalition – Was ändert sich für deinen Verein?

Sportpolitik

Kommt der goldene Plan 2.0 nach Corona?

 

Die ersten Monate der Ampelkoalition bestehend aus SPD, Grünen und FDP sind vorüber. Höchste Zeit also für uns einmal zu schauen, was im Koalitionsvertrag zu den Themen Vereine, Ehrenamt und Sport aufgeführt wird und dies für dich einzuordnen. Der Blogbeitrag stellt hierbei eine gekürzte Zusammenfassung der Podcastfolge dar.

 

Bund, Länder, Kommune – Wer hat welche Kompetenzen?

Die einfache und allgemeine Antwort ist: Breitensport ist Ländersache und der Bund ist für den Spitzensport und die allgemeinen Rahmenbedingungen zuständig. Gerade Veränderungen der Rahmenbedingungen können allerdings einen ganz erheblichen Einfluss auf deinen Verein haben. Der Bund hat schließlich die Hoheit über die Steuergesetzgebung. Das heißt, er entscheidet, ob und in welcher Höhe es Übungsleiterpauschalen gibt, was als gemeinnützig anerkannt wird und was nicht, oder für wen es Steuerbefreiungen und in welcher Form geben soll. Auch für den Bereich Arbeits- und Sozialrecht ist er zuständig. Prominentes Beispiel hierfür im Wahlkampf war sicherlich die Erhöhung des Mindestlohns.
Bezogen auf dem Sport gibt es im Grundgesetz keine Grundlage für die Sportförderung des Bundes. Trotzdem ist der Spitzensport Sache des Bundes – wie passt das denn zusammen? Laut Grundgesetz ist der Bund für die Repräsentation des Landes zuständig und leitet von dieser Festlegung auch alle Förderungen und Entscheidungen im Spitzensport ab. Das betrifft zum einem natürlich die Spitzensportler, da der Bund als Arbeitgeber auftritt (z.B. Bundeswehr, Polizei), zum anderen aber auch die Infrastruktur, welche er für den Spitzensport zur Verfügung stellt, wie auch die sportwissenschaftliche Forschung. Zum anderen umfasst die Repräsentation auch die Austragung von länderübergreifenden Events wie Olympia, Europameisterschaften, Weltmeisterschaften, etc. Damit hat der Bund natürlich auch zwansläufig Einfluss auf die Entwicklung des Breitensportes. Welche (olympische) Sportart und Verbände werden im Spitzensport besonders gefördert? Welche sportlichen Vorbilder in welchen Sportarten werden unterstützt?

Im Gegensatz dazu finanzieren die Länder und Kommunen den Breitensport. Laut Grundgesetz obliegt den Ländern die Förderung und Pflege des Sports. Begründet wird dies mit der Kulturhoheit der Länder, welche auch Vereine außerhalb der Sportlandschaft umfasst. Genauer bedeutet das, dass die Länder für den Sportstättenbau, den Schul- und Hochschulsport und die Arbeit der Sportorganisationen im Breiten- und Leistungssport zuständig sind. Die Länder haben somit in diesen Bereichen auch Gesetzgebungsbefugnis (Stichwort: Sportfördergesetz) und sind für die Verwaltung und Finanzierung des Sports zuständig. Die Kommunen haben in dem Zusammenhang die Aufgabe der kommunalen Selbstverwaltung, welche im Grundgesetz ebenfalls festgeschrieben ist. Diese beinhaltet Pflichtaufgaben und freiwillige Ausgaben, wobei Sportinfrastruktur zum zweiten Bereich gehört und im Normalfall immer ein Zuschussgeschäft darstellt.
Doch was passiert, wenn die finanziellen Mittel der Kommune und des Landes nicht ausreichen, um die gesetzlichen Aufgaben zu erfüllen, also Schwimmbäder geschlossen werden oder dringende Modernisierungen an Sportstätten nicht erfolgen? Dann hat der Bund die Möglichkeit „Mitfinanzieren“ zu dürfen. Meist erfolgt dies dann über Fördertöpfe. Es gibt aber auch andere Beispiele für Mischfinanzierungen. Man kann sich also gut vorstellen, dass der Bund, wenn er das möchte, einen großen Einfluss auch auf den Breitensport haben kann. Grundsätzlich trägt die finanzielle Hauptlast aber zum Großteil am Ende die Kommunen. Wenn dort kein Geld vorhanden ist, ist Sport und Kultur meist das erste, was auf der Strecke bleibt.

 

Maßnahmen und Tendenzen im Koaltionsvertrag

Schauen wir uns jetzt einmal im Detail an, welche Punkte im Vertrag erwähnt werden, welche Maßnahmen schon konkreter sind und was eben nicht erwähnt wird. Die Hoffnung von einigen, dass der Sport vom Innenministerium in das Kanzleramt befördert wird, hat sich schon einmal nicht erfüllt.

Corona-Neustart für den Sport

Corona und die Folgen für Kinder, Jugendliche und den Vereinssport hat natürlich eine Rolle im Vertrag. Die Parteien sind sich einig, dass es Neustarthilfen geben soll. Was das bedeutet und wie diese aussehen sollen, wird nicht weiter beschrieben. Bisher ist zum Teil die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt mit der Neustarthilfe des Bundes beauftragt. Die Sportverbände haben teilweise eigene Projekte ins Leben gerufen.

Es bleibt abzuwarten wie erfolgsversprechend dieses Programm dann schlussendlich sein wird und wer damit erreicht werden kann. Grundsätzlich begrüßen wir natürlich die Bewegungsförderung und das Aufholen nach Corona. Wie im Sommer 2021 wird das Timing und der Pandemieverlauf sicherlich entscheidend. Hier haben einige Vereine viel Zeit und Mühe investiert, um über den Sommer und den Herbst wieder Sportler an die Vereine heranzuführen, nur um dann vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen erneut schließen zu müssen. Das Thema Corona bleibt also eine Gradwanderung.

Entwicklungsplan Sport

Dazu soll die Investitionsoffensive für fehlende und sanierungsbedürftige Sportstätten von Kommunen und Vereinen unter Beachtung der Kriterien Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit und Inklusion ausgeweitet werden. Besonders Schwimmbäder sollen bei der Förderung stärker berücksichtigt werden, weil immer weniger Kinder schwimmen lernen. So eine Entscheidung ist aus unserer Sicht auch ein Eingeständnis von Fehlern, weil Kapazitäten in den letzten Jahren in den Kommunen weiter abgebaut wurden. Wenn der Bund hier also einen finanziellen Sondertopf zur Verfügung stellt, ist die Frage nach der Verteilung sicherlich berechtigt. Bedarf wird es ausreichend geben. Hier können wir aktuell nur spekulieren und tippen darauf, dass es Sonderfonds an die Länder geben könnte und sich die Kommunen dann dort bewerben müssen. Besonders gefördert werden sollen dabei strukturschwache Regionen

Auch wenn wir nicht die Experten für die Sanierung von Schwimmbädern sind, vermuten wir mal, dass das eher ein Tropfen auf dem heißen Stein sein wird. Dennoch ist jeder Cent dort gut investiert. Das Problem bei den Kindern, die bisher nicht Schwimmen können, ist dann natürlich auch noch, dass geeignetes Fachpersonal benötigt wird, um den Kindern auch die Technik zu vermitteln. Das ist noch mal ein ganz anderes Problem. Wer sein Kind heute zu einem Schwimmkurs anmelden möchte, muss je nach Stadt sehr lange auf einen freien Platz warten. Die Wasserzeiten und die Kapazitäten der Vereine müssen also auch zusammenpassen.

Aber man muss ehrlich sein, das Thema Entwicklungsplan ist nicht neu. Schon 2019 gab es nämlich Gespräche über den sogenannten “Goldenen Plan 2.0“. Dieser war angekündigt worden und fiel dann der Pandemie zum Opfer. Es gäbe also einen Entwurf, welcher mangels finanziellen Ressourcen in der Schublade verschwunden ist. Ein Bundesprogramm zur Sportförderung im großen Stil hätte natürlich etwas. Der Realitäts-Check dürfte aktuell allerdings etwas nüchtern ausfallen. Die Staatskassen werden nach der Pandemie nicht grade üppig gefüllt sein und Finanzbedarf melden viele Stellen an. Realistisch gesehen, schätzen wir einen „Goldenen Plan 2.0“ als unwahrscheinlich ein. Immerhin sollen die Planverfahren bei Baumaßnahmen beschleunigt werden und klimafreundliches Bauen gefördert werden. Wie das in der Praxis auszieht, wird sich zeigen.

Sport in Ganztagsschulen soll gefördert werden

Schulsport ist eine wichtige Säule bei der Bewegungsförderung unserer Jugend. Ziel laut Vertrag soll es sein die Qualität von Ganztagsbetreuung zu verbessern und damit auch Bewegungsförderung und mehr Sport in der Ganztagsschule anzubieten. Wenn man sich die Struktur des Nachmittagsangebots anschaut, wird klar, dass hier auch Vereine mit einbezogen werden müssen, da dies mit den vorhandenen staatlichen Lehrpersonal nicht zu stemmen sein wird.
Für Vereine ergeben sich daraus allerdings drei Probleme:

  • Die Schulzeiten und damit Trainingszeiten sind für die meisten Übungsleiter schwer machbar.
  • Schulen bevorzugen Spielsportarten.
  • Meist wird für ein solches Angebot nur ein geringes Budget zur Verfügung gestellt.

Weiterhin muss man natürlich beachten, dass Bildung Sache der Länder ist. Es wird also spannend sein, wie der Bund darauf Einfluss nehmen möchte. Wir hoffen, dass die Mittel für die Ganztagsbetreuung aufgestockt werden können, sodass auch hauptamtliche oder hochqualifizierte Übungsleiter des Vereins entsprechend entschädigt werden. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass die Situation in der Schule noch eine andere ist als im Verein. Der Bildungsauftrag und die Pädagogik stehen hier mehr im Fokus. Zudem sind die Schüler nicht so engagiert und freiwillig wie beim Vereinssport, was den Übungsleitern das Leben manchmal schwerer macht.

Zusätzlich soll mit diesem Programm auch die Inklusion im Sportunterricht weiter vorangetrieben werden. Dafür braucht es logischerweise wieder qualifiziertes und geschultes Personal und angemessene Sportstätten. Dies ist mit sehrt hohen Kosten verbunden.

Mindestlohn und neue 520€ Grenze für Minijobs bzw. 1600€ bei Midijobs

Kommen wir zu einem Thema, was auf den ersten Blick gar nichts mit dem Sport zu tun hat – die Erhöhung des Mindestlohns. Hier gibt es allerdings Schnittmengen, wenn dein Verein jemanden als Minijobber oder in der Gleitzone dem sogenannten Midijob beschäftigt. Wenn der Mindestlohn steigt, können diese Mitarbiter

a) weniger Stunden pro Woche arbeiten und das gleiche Gehalt bekommen oder
b) sie rutschen aus den Grenzen raus und unterliegen dann der vollen Sozialversicherungspflicht.

Auf diese beiden Fälle solltest du dich also vorbereiten. Wenn deine Beschäftigten also aktuell weniger als 12€/h verdienen, überprüfe, welche Auswirkungen diese Erhöhung haben könnte. Beschlossen ist sie aktuell noch nicht, doch eine Erhöhung im Oktober 2022 gilt als wahrscheinlich. Auch die angedachte Erhöhung der Verdienstgrenze von 450€ auf 520€ bzw. 1.300€ auf 1.600€ ermöglicht deswegen keine Erhöhung der Stunden, sondern dienen mehr dem (nicht vollständigen) Ausgleich der Mindestlohnerhöhung.

Stärkung des Ehrenamts in Deutschland

Die Fördermittel der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) sollen deutlich erhöht werden und das Gemeinnützigkeitsrecht modernisiert werden, um „der entstandenen Unsicherheit nach der Gemeinnützigkeitsrechtssprechung des Bundesfinanzhofes entgegenzuwirken“. Hierzu sollen „gegebenenfalls […] auch die einzelnen Gemeinnützigkeitszwecke“ konkretisiert und ergänzt werden. Da sind wir natürlich sehr gespannt, wie sich das in die Praxis umsetzen lässt. Grundsätzlich können wir Entbürokratisierung nur begrüßen, allerdings ist sie auch schon oft versprochen worden. Erfahrungsgemäß hat der Bürokratieaufwand im Ehrenamt in den letzten Jahren eher zugenommen. Es bleibt also abzuwarten, ob es sich hier um leere Versprechen oder einen echten Ansatz zur Verbesserung handelt. Die DSEE Stiftungsgelder hochzusetzen hilft zwar für die glücklichen Antragssteller, aber auch hier sollte man skeptisch sein. Aus unserer Erfahrung kommt das Geld nämlich vorrangig bei den Vereinen an, die Zeit und Lust haben sich damit zu befassen und entsprechende Anträge zu stellen. Viele Vereine kennen diese Stiftung nämlich überhaupt nicht und wissen somit auch nicht, dass sie Gelder erhalten könnten.

E-Sport soll gemeinnützig werden

Das E-Sport als Sport im Sinne der Gemeinnützigkeit aufgenommen werden soll, stand schon im letzten Koalitionsvertrag. Auch im neuen Koalitionsvertrag bleibt aber unklar, um welchen E-Sport es sich genau handeln soll – auch unter welchen Zweck E-Sport fallen könnte oder ob es einen eigenen Gemeinützigkeitszweck geben könnte, ist bisher nicht ersichtlich. Hier prescht die Politik wieder ein bisschen voraus, da sich der organisierte Sport im Grundsatz noch gar nicht einig ist, ob und unter welchen Bedingungen E-Sport überhaupt gemeinnützig sein kann oder soll. Durch das Vorgehen der Politik, wird ein Stück weit die Autonomie des Sports untergraben. Das rüttelt an den Grundfesten des allgemeinen Sportverständnisses, darf aber auch nicht überbewertet werden, bevor nicht auch Taten folgen.

Abzuwarten bleiben natürlich die Folgen für den „traditionellen“ Sport, wenn auch E-Sport in den Genuss der Vorteile der Gemeinnützigkeit kommt und wie sich die Sportvereine verhalten. Wird es dann zum Beispiel eher Sparten in den Vereinen geben oder doch eher eigene Vereine, weil die Unterschiede zum analogen Sport zu groß sind? Wie kann man die E-Sportler ins analoge Vereinsleben integrieren? Für welche Vereine macht das in Anbetracht der geringen Digitalisierungskompetenz im Verein überhaupt Sinn, sich da Gedanken zu machen?

Alle diese Fragen wird dann die Praxis zeigen. Grundsätzlich wird der E-Sport nicht mehr verschwinden. Er hat schon über die Jahre eigene sehr gut organisierte Strukturen aufgebaut und ist im Mainstream längt angekommen. Es ist nur noch eine Frage, wann er auch in den Vereinen ankommt. Allerdings wird es spannend, wo die Grenze der Gemeinnützigkeit gezogen wird. Gilt sie nur für Sportsimulationen? Nur für Spiele, die als Team gespielt werden können? Wird es gar keine Grenzen geben und auch Spiele mit Gewaltinhalten zählen dazu? Der Jugendschutz wird hier sicherlich eine entscheidende Rolle spielen.

Neben den vorgestellten Punkten gibt es auch noch andere Maßnahmen, die aber nur eine kleine Anzahl an Vereinen betreffen werden bzw. keinen direkten Einfluss auf die Vereine haben werden. Auf diese gehen wir im Podcast noch kurz ein. Wir hoffen dir hat der Blogbeitrag bzw. der Podcast gut gefallen. Bitte empfehle uns bei Gefallen auch sehr gerne weiter. Falls du Fragen oder Anmerkungen hast, schreibe uns gerne eine E-Mail an info@vereinsstrategen.de.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

Hauptamt im Verein umsetzen

Hauptamt im Verein umsetzen

Vereinsentwicklung

Es scheitert häufig an der Umsetzung im Verein

 

Hauptamt und Vereine – das kann eine sinnvolle Kombination sein, auch wenn dein Verein keine 1.000 Mitglieder hat. Wir haben im letzten Beitrag unter anderem erklärt, was Hauptamt ist, was die Vorteile sind und mit welchen Kosten man rechnen muss. Falls dich dies interessiert, klicke hier. Heute schauen wir uns dagegen einmal an, wie man Hauptamt in Form einer Geschäftsführerstelle sinnvoll im Verein implementieren kann. Dafür haben wir uns in den Podcast Marthe-Victoria Lorenz eingeladen, welche mit ihrem Start-Up Klubtalent Vereinen bei der Umsetzung von Hauptamt hilft. Sowohl im Podcast als auch hier im Beitrag erfahrt ihr, welche Verfahren sie dafür anwendet. Allerdings stellt der Blogbeitrag nur eine gekürzte Zusammenfassung des Interviews dar. Höre also gerne in die Folge rein.

Die Grundidee zu Klubtalent speiste sich aus zwei unterschiedlichen Annahmen. Zum einem ist Marthe überzeugt, dass es viele Menschen geben wird, die gerne in ihrem Verein für das Gemeinwohl arbeiten würden, wenn sie ihren Lebensunterhalt davon zahlen können. Zum anderen wollte sie gerne in ihrem eigenen Verein eine hauptamtliche Stelle schaffen. Die Prozesse und Veränderungen mit denen Vereine bei der Einführung konfrontiert sind, sind ihrer Meinung nach sehr ähnlich. Deswegen macht es Sinn, dass auch andere Vereine von diesen Erfahrungen partizipieren.

Unstrittig ist, dass in gemeinnützigen Sportvereinen ein großes Potential schlummert, welches durch eine Professionalisierung der Strukturen gehoben werden kann. Der erste Schritt zur Professionalisierung ist dabei meist die Schaffung einer hauptamtlichen Geschäftsführerstelle. Hier ist der Ansatzpunkt von Klubtalent. In einem neunmonatigen Entwicklungsprozess wird der Weg begleitet vom reinen Ehrenamtsverein zur ersten Stelle. In dieser Zeit stehen drei Bereiche im Fokus:

  • Finanzen
  • Teamaufbau
  • Community und die Kommunikation mit dieser

Alle anderen Bereiche werden erst einmal ausgeblendet, weil diese zukünftig der neue Hauptamtler lösen soll. Schauen wir uns aber nun an, woran du denken solltest, wenn du eine hauptamtliche Stelle in deinem Verein installieren möchtest.

 

Hauptamt umsetzen, aber wie?

Um zu erläutern, was unter den drei Bereichen zu verstehen ist, müssen wir uns den Ablaufprozess anschauen. Grundsätzlich macht es nur Sinn diese Entwicklung im Verein voranzutreiben, wenn der gesamte Vorstand hinter der Idee steht. Wenn Mitglieder aus dem Vorstand Bedenken haben oder sich unsicher sind, empfiehlt es sich mit anderen Vereinen, welche ein Hauptamt bereits eingeführt haben zu sprechen und von deren Erfahrungen zu partizipieren. Dies lässt die Bedenken meist verschwinden. Hier kann man sich auch Anregungen holen, wie man das Thema Einführung des Hauptamtes angehen kann. So kann man die eigenen Ideen sinnvoll ergänzen.
Neben dem Vorstand müssen natürlich auch die Ehrenamtler und Mitglieder von der Idee bzw. Umsetzung am Ende überzeugt werden. Deswegen macht es Sinn auch hier zu Beginn zu schauen, was haben sie für Bedenken und Wünsche. Entscheidend ist, dass am Ende eine Strategie entwickelt wird, die alle tragen können. Denn eines muss man sich ganz klar bewusst sein – ein Hauptamt zu schaffen ist eine sehr nachhaltige Entscheidung für den Verein, welche für viele Jahre einen starken Einfluss auf den Verein haben wird.
Kommen wir jetzt wieder auf die drei Bereiche zurück. Ihr solltet im Verein mit der Frage starten:

„Was ist unsere Vision und Denkweise (Mindset) im Verein?“

Vision bedeutet in diesem Fall: Wo wollen wir eigentlich hin, was soll die hauptamtliche Person umsetzen? Wie soll eurer Ansicht nach der ideale Verein aussehen? Und hierbei könnt ihr ruhig übertreiben, denn meistens ist das erste Bild in eurem Kopf, was man ansetzt, noch zu niedrig gesteckt.
Die Denkweise untersucht eure Glaubenssätze und Bedenken. Hier kann man unterschiedliche Methoden anwenden, die aber alle im Wesentlichen auf Gesprächen mit den beteiligten Personen beruhen. Ziel muss es sein, dass die Glaubenssätze zur Vision angepasst werden, um einen erfolgreichen Veränderungsprozess durchzuführen.
Im Anschluss schaut man sich einmal den Ist-Zustand des Vereins an. Dies kann am besten mittels einer Scorecard erfolgen. Hier sammelt man diverse Informationen. Anbei eine Auswahl von wichtigen Punkten:

  • Wie viele Mitglieder hat der Verein? Wie sieht die Beitragsstruktur aus? Welche weiteren Einnahmen gibt es?
  • Wie viel Geld wird im Verein aktuell investiert und in was genau?
  • Wie wird mit der Zeit von Ehrenamtler umgegangen? Wo wird sie investiert? Wo nicht? Wie viele Stunden investiert der einzelne Ehrenamtler? Wird Zeit verschwendet?
  • Was macht den Ehrenamtler bei seinen Vereinstätigkeiten glücklich, was unglücklich? Welche Dinge nerven ihn? Man spricht hier auch vom Erstellen einer Energiebilanz.

 

Häufige Missverhältnisse im Verein erkennen

Nach Abschluss dieser und weiterer Fragen kommt meist der große Erweckungsmoment, weil Daten nicht lügen. Man erkennt an dieser Stelle deutlich, wo Missverhältnisse sind, welche schlussendlich auch Probleme erzeugen. Die meisten Vereine haben vor allem ein Problem mit dem Thema Zeiterfassung. Es werden deutlich mehr Stunden investiert, als man denkt, und die Zeit fließt zu 95% in den Spiel- und Sportbetrieb. Das heißt gerade einmal 5% der Zeit fließt in Organisation und Entwicklung. Da braucht man sich auch nicht wundern, wieso viele Vereine chronisch unterfinanziert sind. Sponsoren suchen und anzusprechen, braucht eben auch seine Zeit. Und das Geld was investiert wird, wird bei den meisten Vereinen in materielles gesteckt – hier ein neuer Trikotsatz, hier neue Bälle, aber bei Ausgaben für Personal bleibt dann wieder kein Geld übrig. Es zeigt sich, dass die meisten Vereine nicht weit in die Zukunft blicken, sondern vor allem kurzfristig handeln. So kann man aber keinen Verein nachhaltig entwickeln.
Ein weiterer Missstand kann auch die Besetzung der Führungspositionen im Verein sein. Wenn der Vorstand von einem Lehrer oder einem Sozialarbeiter übernommen wurde und dieser sich dann um Themen wie Finanzen und Führung kümmern soll, kann man nicht die besten Ergebnisse erwarten. Ihnen fehlt einfach die passende Ausbildung dafür.

 

Projektgruppen als Grundlage

Um die Scorecard mit den diversen Informationen zu füllen und die Missstände aufzuzeigen, empfiehlt es sich drei Projektgruppen, nach den drei Bereichen aufgeteilt, zu bilden. Auch können diese Gruppen im Anschluss aus ihren Erfahrungen die richtigen Entwicklungen für den Verein ableiten.

  • Finanzen:
    • Wie sind meine aktuellen Finanzen? Wie sieht meine aktuelle Finanzplanung aus, wie meine zukünftige? Wie viel Geld benötige ich für eine hauptamtliche Stelle? Wo kann dieses Geld herkommen (Finanzstrategie)?
  • Teamaufbau:
    • Wie ist aktuell das Team (aus Ehrenamtlern) aufgebaut? Wie soll ein Team zukünftig aus Ehrenamt und Hauptamt aufgebaut sein? Gibt es Aufgabenprofilpläne, wie sollen sie zukünftig für Ehrenamtler, wie für den Hauptamtler aussehen? Wie sieht das aktuelle Zeitbudget der Personen aus, wird dieses eingehalten? Werden und wie werden potentielle Ehrenamtler angesprochen?
  • Community:
    • Wird die Mitgliederzufriedenheit in Form von Umfragen geprüft? Wird transparent mit Entwicklungen und Plänen im Verein umgegangen, so dass die Mitglieder sich ausreichend informiert fühlen? Gibt es Transparenzberichte? Tragen die Mitglieder die Pläne mit? Mit welchen Informationen und Transparenzberichten kann man die Mitglieder von der Schaffung einer hauptamtlichen Stelle überzeugen? Welche Bedenken gibt es? Wie wird mit der Community kommuniziert? Was erwarten sie von einer hauptamtlichen Stelle?

Schauen wir uns das einmal praktisch beim Thema Finanzierung an, was am Ende meist der entscheidende Punkt ist, ob eine hauptamtliche Stelle eingeführt werden kann oder nicht. Immerhin kann ein Investment in diese Stelle mit allen „Nebenkosten“ leicht bei 70.000 Euro im Jahr liegen. Wenn man eine Rücklage im Verein für Krisenzeiten bildet (Betriebsmittelrücklage), um auch noch in den nächsten Monaten das Gehalt zu zahlen, ist der Finanzaufwand sogar noch höher. Für einen Verein mit einem konservativen Denkmuster, ist das schwer greifbar und wirkt unmöglich in der Umsetzung. Allerdings gibt es hier verschiedene Ansatzpunkte. Die Denkweise muss angepasst werden, schaut euch also Vereine an, welche so eine Umstellung schon geschafft haben und nehmt häufiger und engen Kontakt zu ihnen auf. Lasst euch inspirieren und versucht euch mit Menschen zu umgeben, die die Schaffung des Hauptamtes vor allem als Chance sehen. Versucht euch immer wieder die positiven Seiten ins Gedächtnis zu rufen.
Zum anderen plant in Szenarien, denn dies gibt euch Sicherheit. So wisst ihr bereits bevor ihr die Entscheidung trefft, was finanziell auf euch zukommt. Ihr könnt vorher berechnen, welche Kosten entstehen, aber auch welche zusätzlichen Einnahmen ihr dadurch erwirtschaften könnt. Es gibt zwar im hauptamtlichen Bereich wenig Förderprogramme, um die Stellen zu finanzieren, aber es gibt viele finanzielle Förderungen für Projekte. Wenn der Hauptamtler diese umsetzt, finanziert dies einen Teil seiner Stelle und ihr habt durch den Projekterfolg einen zusätzlichen Mehrwert. Und falls es für ein Projekt keine Förderung gibt, ist vielleicht auch Crowdfunding eine Lösung. Auch die Durchführung von Sommercamps, Events oder Schulprojekten, welche vorher zeitlich nicht möglich waren, generieren zusätzliche Einnahmen. Dies ist wiederrum ein definitiver Pluspunkt für potentielle Sponsoren, welche so gewonnen werden können. Man sieht hieran schon gut, dass die Verteilung der Einnahmen für die Stelle nicht nur über Mitgliedsbeiträge erfolgt, sondern über diverse Bereiche verteilt wird. Dies gibt eine gewisse Sicherheit in der Umsetzung.
Und falls die Mitglieder mit einer Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für die Stelle nicht einverstanden sind, zeigt ihnen am besten die erhobenen Daten – vor allem die Daten zum Zeitinvestment. Rechnet alle diese ehrenamtliche Stunden entsprechend in Gehalt um und zeigt den Mitgliedern dann, was sie eigentlich an Mitgliedsbeitrag zahlen müssten. Da wird schnell Einsicht darüber herrschen, dass die Erhöhung doch sehr moderat ist.

Wir hoffen, dass dir dieser Beitrag und auch die Podcastfolge viele Ideen und praktische Tipps gegeben hat, wie du eine hauptamtliche Stelle in deinem Verein nachhaltig implementieren kannst. Bei Fragen oder Themenwünschen erreichst du uns unter info@vereinsstrategen.de. Wir würden uns freuen, wenn du den Podcast und den Blog weiterempfiehlst.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

 

Hauptamt – Etwas für meinen Verein?

Hauptamt – Etwas für meinen Verein?

Hauptamt

Hauptamt finanziert sich über Umwege

 

Wir haben in den letzten Monaten viel über die Gewinnung von Ehrenamtern gesprochen und geschrieben. Schließlich sind 93% der deutschen Vereine laut Sportentwicklungsbericht ausschließlich ehrenamtlich geführt. Allerdings stellt man fest, dass die Besetzung gerade von Vorstandsposten immer schwieriger wird. Spätestens wenn Aufgaben nicht mehr im Verein erfüllt werden können, wird sich der verbleibende Vorstand Gedanken über das Thema Hauptamt machen müssen, um die Fortführung des Vereins zu gewährleisten. Neben Pascal, welcher selber jahrelang ehrenamtlich als auch hauptamtlich in Vereinen gearbeitet hat, haben wir uns eine Expertin in den Podcast eingeladen. Marthe-Victoria Lorenz beschäftigt sich mit ihrem aktuellen Projekt „Klubtalent“ ebenfalls sehr stark mit dem Thema des Hauptamtes im Verein. Herausgekommen ist ein sehr interessantes Gespräch über die Sinnhaftigkeit, die Probleme und die Umsetzung von Hauptamt im Verein. Der Blog stellt dabei eine gekürzte Zusammenfassung des Gespräches dar.

 

Hauptamt – Vielfältige Ausgestaltung möglich

Wenn man an Hauptamt denkt, denkt man meist an einen bezahlten Geschäftsführer. Doch es beginnt eigentlich bei den meisten Vereinen mit einem Minijob. Für die Erledigung der lästigen Aufgaben wird jemand angestellt, ein Hausmeister wird für die Halle benötigt oder ein Trainer wird auf Minijobbasis geholt. Die Entlastung von Ehrenamtlern ist also eine der Haupttriebfedern vom Hauptamt. Trotzdem möchten wir natürlich auch auf den hauptamtlichen Geschäftsführer an dieser Stelle eingehen. Als Pascal damals Geschäftsführer wurde, ersetze diese Stelle insgesamt sieben Vorstandsposten, welche davor vollkommen ehrenamtlich begleitet wurden.
Schnell zeigten sich die Vorteile dieser Entscheidung. Die Ehrenamtler wurden von leidigen Verwaltungstätigkeiten befreit und konnten sich wieder mehr Themen widmen, um welche sie sich schon länger im Verein kümmern wollten. Projekte, die seit Jahren in den Schubladen lagen, konnten endlich umgesetzt werden. Die Erfolge an den eigenen Themen zu sehen und überhaupt die Möglichkeit endlich Zeit dafür zu haben, steigerten natürlich auch die Motivation der Engagierten. Es war eine Aufbruchsstimmung im Verein spürbar.
Gleichzeitig kommt mit einem Geschäftsführer als Hauptamtler natürlich auch ein gewisses Know-How in den Verein. Zum einem weil er/sie mit der entsprechenden Ausbildung einiges davon schon mitbringt, zum anderen laufen alle Informationen im Verein bei dieser Person zusammen. Sie wird damit ein großer Informationsträger und dieses Wissen ist somit im Verein besser gebunden als bei diversen Ehrenamtlern, welche jederzeit auch die ehrenamtliche Tätigkeit beenden können. Ein weiterer Vorteil für Außenstehende ist die Ansprechbarkeit einer Person im Verein auch zu „normalen“ Geschäftszeiten. So wird der Hauptamtler recht schnell Kontakte knüpfen und pflegen zu den Landesssportbünden, der Kommune, der Stadt oder den Sponsoren. Und das bringt diverse Vorteile, wie wir gleich noch sehen werden.
Neben dem Minijobs, dem Vollzeitgeschäftsführer gibt es natürlich auch die Möglichkeit, Personen mit reduzierter Stundenzahl anzustellen, Hybridstellen zu schaffen, wo es jeweils einen Anteil an Kursbetreuung und Verwaltungstätigkeiten gibt, oder auch einen Platz für ein freiwilliges soziales Jahr im Sport zu schaffen. Die Möglichkeit, wie eine Stelle ausgestaltet sein sollte, liegt allein an den Bedürfnissen des entsprechenden Vereins.

 

Kosten des Hauptamtes

Eines der größten Argumente gegen das Hauptamt ist sicherlich die Finanzierung der Stelle. Doch schauen wir uns das einmal genauer an. Angenommen ein kleiner Verein mit 300 Mitgliedern möchte eine Minijobstelle schaffen auf 450 Euro-Basis. Das sind Brutto für den Verein rund 600 Euro, also 7200 Euro pro Jahr. Umgerechnet würde das bedeuten, dass jedes Mitglied im Monat 2 Euro mehr zahlen müsst, um die Stelle zu finanzieren. Wenn wir ehrlich sind, für die meisten Mitglieder ist das ein überschaubarer Betrag. Gerade wenn man die Vorteile der neuen Stelle gegenüber den Mitgliedern gut verkauft.
Gehen wir einen Schritt weiter und sagen, der Hauptamtler ist Vollzeit in einem 800 Mitgliederverein angestellt. Dann wird er neben Verwaltungsaufgaben auch viel Zeit in die Weiterentwicklung des Vereins investieren. Das könnten z.B. die Gewinnungskampagnen für neue Mitglieder sein, Umsetzung von Fundraisingprojekten, Beschaffung bisher ungenutzter Fördermittel oder eine bessere Sponsorenpflege mit einem monetärem Mehrertrag am Ende des Tages. Man sieht also gut, dass so eine Stelle nicht allein aus Mitgliedsbeiträgen finanziert werden muss, aber sich auch nicht 1:1 rechnet – über Umwege aber meist schon.

 

Umsetzung des Hauptamtes im Verein

Aus Erfahrung wissen wir, dass es immer wieder Vorbehalte gegen die Einführung von hauptamtlichen Stellen gibt. Diese Bedenkenträger wollen den Verein beschützen vor zu starken Veränderungen aber auch (aus ihrer Sicht) Fehlern. Dementsprechend muss man das Projekt der Schaffung einer hauptamtlichen Stelle strategisch angehen:

  1. Du oder eine Personengruppe möchtest in einem Bereich eine hauptamtliche Stelle schaffen. Dafür gibt es sicherlich gute Gründe – sammle sie vorab. Betrachte die Rahmenbedingnungen, die dein Verein besitzt. Was ist (noch) nötig, um so eine Stelle zu schaffen?
  2. Gehe kleine Schritte und nicht gleich den einen großen. Sprich mit ausgewählten Leuten über die Möglichkeit einer hauptamtlichen Stellen und bitte um ihr Feedback. Was sind ihre Bedenken und Ängste? Was finden sie gut? Der Personenkreis der Befragten sollte aus Mitgliedern, Ehrenamtlern, Trainern ggf. auch Sponsoren bestehen. Achte dabei darauf, dass du nicht nur Menschen befragst, die mit dir befreundet sind, da sie befangen sein könnten und du damit ein falsches Gesamtbild bekommst.
  3. Lasse die Information in die Gestaltung der Stelle einfließen. Versuche Bedenken der befragten Personen zu zerstreuen, indem du „Gegenbeweise“ vorlegst. (Beispiel: Wir können uns das nicht leisten! – Finanzplan aufstellen). Arbeite sinnvolle Hinweise in die Stellenplanung ein.
  4. Suche dir Verbündete im Verein, welche die Schaffung der Stelle unterstützen.
  5. Mache die Planung der Stelle für alle im Verein öffentlich und sei absolut transparent. Dazu gehört eine klare Kommunikation, wie die Stelle finanziert wird, wofür sie zuständig sein soll oder auch eine dadurch notwendige Beitragserhöhung. Gerade wenn es um eine Erhöhung geht, kläre zum Beispiel Eltern auf, dass der Trainer nicht bezahlt wird, wenn er mit dem Nachwuchs auf dem Platz steht, sondern das ehrenamtlich macht. Nicht jeder weiß, wie ein Verein funktioniert. Wenn sie aber sehen, dass die Stelle zur Qualitätssteigerung beiträgt und das System dahinter verstehen, werden sie der Erhöhung sehr wahrscheinlich zustimmen.
  6. Vom Verwalten ins Gestalten kommen. Wenn der Hauptamtler dann im Verein ist, müssen sich die Strukturen neu finden. Es wird meist eine Mischung aus Ehrenamt und Hauptamt bei einzelnen Projektteams zur Weiterentwicklung des Vereins geben. Auch muss geprüft werden, welcher Ehrenamtler jetzt welchen neuen Themenbereich für die Entwicklung des Vereins besetzen möchte, in welchem er auch Expertise und vor allem Spaß hat.
  7. Die neue Struktur mit der Zeit entwickeln lassen und im Bedarfsfall anpassen.

 

Welche sollte die erste hauptamtliche Stelle im Verein sein?

Die Entscheidung, welche die erste hauptamtliche Stelle im Verein sollte, hängt am Ende von unterschiedlichen Faktoren ab. Gleich sind aber meistens die Intentionen, dass mit der hauptamtlichen Stelle Themen vorangebracht werden sollen und der Verein nachhaltig entwickelt werden kann. Aus diesem Gesichtspunkt macht es wirklich Sinn in einen Geschäftsführer zu investieren, weil er die Grundlage ist, die finanziellen und strukturellen Möglichkeiten zu schaffen, die später weiteres Hauptamt ermöglichen. Wenn ein Trainer die erste hauptamtliche Stelle wäre, würde diese Entwicklung so nicht möglich sein.
Das Modell funktioniert natürlich nur ab einer bestimmten Vereinsgröße. Bei kleineren Vereinen geht es beim Hauptamt vor allem um Entlastung, aber nicht um Weiterentwicklung. Wenn dein Verein bzgl. der Größe in einer Übergangsphase ist, würden wir ein hybrides Modell (siehe weiter oben) bevorzugen.
Die Besetzung der geschaffenen Stelle kann dabei sowohl intern als auch extern erfolgen. Beides hat Vor- und Nachteile und hängt sehr von der Stelle ab. Hier empfehlen wir, zu überlegen mit welchen Nachteilen man Leben kann und mich welchen nicht und danach die Entscheidung zu treffen.

Wir hoffen, dass wir dir mit diesem Beitrag helfen konnten, zu entscheiden, ob Hauptamt für dich Sinn machen könnte und wie du es in deinem Verein umsetzen kannst. Wir werden uns auch im nächsten Blogbeitrag noch einmal mit dem Thema Hauptamt auseinandersetzen. Falls du Fragen oder Anmerkungen zum Thema hast oder ein anderes Thema bei uns gerne einmal besprochen haben möchtest, melde dich gerne unter info@vereinsstrategen.de.

Deine Vereinsstragen
(Martin Schüttler)

Strategische Vereinsanalyse – einfach erklärt!

Strategische Vereinsanalyse – einfach erklärt!

Vereinsstrategie

Von der SWOT-Analyse zum effektiven Maßnahmenpaket

 

Seinen eigenen Verein fit für die Zukunft machen – das möchte wahrscheinlich jeder Vorstand. Häufig werden zur Zielerreichung verschiedene Maßnahmen umgesetzt, von denen man denkt, dass sie den Verein voranbringen. Eine ausführliche vorrangegangene Analyse fehlt häufig. Dabei gibt es einfache Analysetools, welche auch Laien einfach umsetzen können. Diese stellen uns im Podcast Marius und Theo vor, welche sie im Zuge eines Beratungsprojektes für ihr Sportmanagementstudium angewendet haben. Während es im Podcast neben den Tools auch um die Erfahrungen aus dem konkreten Projekt geht, bezieht sich der Blogbeitrag im Schwerpunkt nur auf die drei Analysewerkzeuge SWOT-Analyse, Umfeldanalyse und Nutzwertanalyse. Höre also gerne auch in den Podcast rein.

Zielsetzung und Datengrundlage

Ausgangspunkt des Beratungsprojektes war der die Tatsache, dass es einen starken Mitgliederrückgang im Verein in den letzten Jahren gegeben hat. Mit diesem Problem sind viele Vereine konfrontiert. Die Aufgabe war es, die Situation zu analysieren, Optionen zu entwickeln und im Anschluss über die zukünftige Ausrichtung des Vereins zu entscheiden. Eine solche Aufgabenstellung kann natürlich auch in deinem Verein intern an Engagierte vergeben werden. Der Vorteil der Beratung durch Außenstehende ist allerdings die Unvoreingenommenheit und deren praktische Erfahrung. Egal wofür man sich entscheidet, wichtig ist aber auf jeden Fall, dass es eine Aufgabenstellung gibt, anhand der dann die Analyse stattfinden kann. Diese kann auch spezifischer sein und z.B. lauten: „In der Volleyballabteilung haben wir Probleme genügend Spieler für die Jugendmannschaften zusammenzubekommen. Woran liegt das und wie können wir dieses Problem lösen?“. Du weißt am besten selber, wo das Problem deines Vereins liegt, deswegen sollte die Erstellung der Frage recht einfach sein.

Als nächsten Schritt solltet ihr im Verein alle Zahlen, Daten, Fakten und Entwicklungen zusammentragen ohne diese schon zu bewerten. Eine Auswahl an Fragen, welche aber auf keinen Fall vollständig ist und sehr von eurer eigenen ursprünglichen Fragestellung abhängt, könnte sein:

  • Wie viele Mitglieder haben wir? Wie ist die Verteilung nach Abteilungen, Alter, Geschlecht? Wie hoch ist die Fluktuationsquote?
  • Welche finanziellen Mittel für Investitionen (für spätere Maßnahmen) haben wir?
  • Wer arbeitet aktuell ehrenamtlich? Wie hoch ist das Zeitinvestment?
  • Welche Konkurrenzvereine gibt es? Welche Sportarten haben diese? Was sind deren Probleme?
  • Welche Digitalisierungsprojekte haben wir in den letzten Jahren durchgeführt?

Um diese Fragen zu klären, kann es sein, dass ihr als Projektteam neben dem Vorstand auch mit den Abteilungsleitern oder einzelnen Mitgliedern sprechen müsst. Deswegen ist auch ganz wichtig, dass bei einem Projekt für die Neuausrichtung eines Vereins alle Personen zu informiert werden, um sich ihrer Bereitschaft zu versichern. Sonst wird es später schwer, die entwickelten Maßnahmen auch entsprechend umzusetzen.

Die SWOT-Analyse

Die gesammelten Informationen müssen natürlich im Anschluss noch strukturiert werden. Hier kommt das erste Analysetool zum Einsatz – die SWOT-Analyse. Die Abkürzung „SWOT“ steht dabei für die englischen Begriffe Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Diese Begriffe werden in vier Quadranten eingeteilt und im Anschluss werden die ermittelten Daten, Zahlen und Fakten zu deinem Verein in diese vier Quadranten eingeordnet.

– Stärke: Ihr habt eine hervorragende Infrastruktur mit vielen Hallenzeiten.
– Schwäche: Ihr habt zu wenig Übungsleiter.
– Chancen: Es gibt viele Schulen in der näheren Umgebung.
– Risiken: Eure Sportangebote gibt es zum großen Teil auch in anderen Vereinen in der näheren Umgebung.

Diese Aufzählung stellt natürlich nur eine verkürzte Aufstellung dar. Ihr solltet schon im Durchschnitt auf fünf bis zehn Punkte pro Quadrant kommen. Stärken und Schwächen stellen dabei vor allem interne Punkte dar, während es sich bei Chancen und Risiken meist um externe Einflussfaktoren handelt. Dabei kann es Sinn machen – je nach Fragestellung – eine SWOT-Analyse erst einmal auf Abteilungsebene zu machen und dann kumuliert für den gesamten Verein aufzustellen. Das macht später auch die Entwicklung von Maßnahmen einfacher. Nach dem Abschluss der Analyse kennt ihr den Ist-Zustand eures Vereins sehr genau.

Die Umfeldanalyse

Um die Ergebnisse der SWOT-Analyse und dabei vor allem die Chancen und Risiken noch besser bestimmen zu können, sollte als nächstes eine vereinfachte Umfeldanalyse durchgeführt werden. Diese soll bei einem Verein zum einem die demographische Entwicklung analysieren und zum anderen die Möglichkeiten in der Umgebung aufzeigen. Die Demographie ist deswegen so wichtig, weil es z.B. immer wieder Vereine gibt, die mehr Jugendarbeit wollen. Wenn in der Region allerdings immer weniger Kinder aufwachsen, dann kann dies nicht funktionieren. Der Verein plant also für eine Zielgruppe, die es kaum noch gibt. Die Zahl der älteren Personen steigt dagegen und für diese gibt es kein entsprechendes Angebot. Solche Fehlentwicklungen kann man gut in einer Umfeldanalyse zu Tage fördern. Je nach Ergebnis könnte es sogar dazu führen, dass die Fragstellung vom Beginn noch einmal angepasst werden muss. Für Informationen zu Einwohnerdichte oder Altersverteilungin in der Region wird man recht schnell im Internet fündig. Wenn nicht, dann fragt bei der kommunalen Verwaltung nach. Diese haben die Zahlen auf jeden Fall vorliegen. Daneben schaut man sich noch andere Rahmenbedingungen und Einflüsse in der regionalen Umgebung an. Hier gibt es dann auch deutliche Überschneidungen zur SWOT-Analyse, weswegen wir an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen.

Aus diesen beiden Analysen kann im Anschluss eine Strategie entwickelt werden. In dem vorgestellten Projekt von Marius und Theo war es für einige Abteilungen eine Haltestrategie und für andere eine Wachstumsstrategie bzgl. der Entwicklung der Mitgliederzahlen. Dort wo kein Wachstumspotential gesehen wurde, sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die Mitglieder zu binden. Bei den anderen Abteilungen sollen Maßnahmen eingeleitet werden, um darüber hinaus zu wachsen. Je nachdem was dein Verein für ein Ziel hat, wird die entsprechende Strategie zwangsläufig anders aussehen. Wichtig ist allerdings, dass die Strategie zu den Analyseergebnissen passt, sonst wird die Vereinsweiterentwicklung scheitern.

Die Nutzwertanalyse

Doch welche Maßnahmen sind die richtigen um die entwickelte Strategie unter den entsprechenden Rahmenbedingungen durchzuführen? Genau diese Frage lässt sich mit der Nutzwertanalyse klären. Nach einem Brainstorming in der Projektgruppe schreibt ihr diverse potentielle Maßnahmen auf, welche zur Strategie passen könnten. Diese müsst ihr nun bewerten nach festgelegten Kriterien. Die Auswahl der Kriterien ist dabei natürlich wieder abhängig von eurer Zielsetzung und der Strategie. Universelle Kriterien für diverse Zielsetzungen sind aber:

  • Wirksamkeit der Maßnahme
  • Zeiteinsatz/Arbeitsaufwand
  • Kosten
  • Einfachheit der Umsetzung
  • Nachhaltigkeit der Maßnahme (also ist es nur ein kurzfristiger Effekt oder langfristiger)

Ihr könnt jederzeit weitere Kriterien hinzufügen oder welche weglassen. Auch kann es sein, dass ihr gewisse Kriterien als wichtiger anseht als andere. Dann könnt ihr diese auch gewichten. Angenommen ihr habt vier Kriterien, dann könnten zwei mit je 30% gewichtet sein und die anderen beiden mit je 20%. Die Summe der Krtierien muss aber am Ende aber wieder 100% ergeben.
Nachdem Kriterien, Maßnahmen und Gewichtung geklärt sind, wird jede Maßnahme jetzt auf die einzelnen Kriterien geprüft. Verursacht die Maßnahme sehr hohe Kosten, bekommt sie nur einen Punkt, ist sie kostenlos, bekommt sie fünf Punkte. Ihr könnt zur Bewertung die Bandbreite zwischen 1 und 5 Punkten frei nutzen. Ist eine Maßnahme beispielsweise ein Jahr nur wirksam, wird sie im Bereich Nachhaltigkeit wahrscheinlich drei Punkte bekommen, definitiv aber nicht fünf oder einen. Wenn ihr die Punkte für alle Maßnahmen vergeben habt, multipliziert ihr die einzelnen vergebenen Punkte mit der Gewichtung. Danach summiert ihr die Punkte pro Maßnahme auf. Die Maßnahmen mit den meisten Punkten sind die, die ihr in Angriff nehmen solltet, um eure Strategie umzusetzen und eurer Ziel zu erreichen.
Die Punktvergabe bei einer Nutzwertanalyse ist natürlich sehr subjektiv. Deswegen macht es Sinn, wenn ihr euch als Projektteam auch andere Meinungen einholt. Lasst den Vorstand oder die Abteilungsleiter ebenfalls die Punktevergabe vornehmen. Habt ihr an einer Stelle große Abweichungen? Wieso kommt ihr zu so unterschiedlichen Ergebnissen? Mit diesen zusätzlichen Bewertungen und Fragen könnt ihr verhindern, dass euch zum einem Fehler in der Einschätzung unterlaufen, zum anderen erkennt ihr so auch Vorbehalte gegen geplante Maßnahmen. Hier müsst ihr dann entweder Personen überzeugen oder euch trotz guter Bewertung gegen die Maßnahme entscheiden, weil ihr sonst Gefahr lauft, dass die Weiterentwicklung des Vereins wegen fehlender Akzeptanz schlussendlich nicht gelingt.

Wir hoffen, du hast jetzt eine Anleitung, wie du zielgerichtet Probleme bei dir im Verein angehst und geeignete Maßnahmen zur Lösung finden kannst. Einen Beitrag, wie du in die Umsetzung von Maßnahmen kommst, findest du hier. Bei Fragen oder Themenwünschen erreichst du uns unter info@vereinsstrategen.de. Wir würden uns freuen, wenn du den Blog und Podcast weiterempfiehlst.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)