Seite wählen
Nie mehr Sponsoring und Spenden im Verein verwechseln!

Nie mehr Sponsoring und Spenden im Verein verwechseln!

Sponsoring

Graubereiche zwischen Spenden und Sponsoring

 

Spenden und Sponsoring sind zwei unterschiedliche Dinge. Du wirst mir aber nicht glauben, wie oft diese Begrifflichkeiten von Mitgliedern und Vorständen doch noch durcheinandergeworfen werden. Vor allem steuerlich kann dies größere Auswirkungen für deinen Verein und deine Mitglieder haben. Im Extremfall kann der Verein sogar seine Gemeinnützigkeit gefährden. Doch fangen wir von vorne an. An dieser Stelle müssen wir aber noch darauf hinweisen, dass wir keine ausgebildeten Steuerberater sind und wir somit keine steuerliche Beratung übernehmen können. Es handelt sich somit um Ideen, welche vor einer Umsetzung mit einem Steuerberater besprochen werden sollten.

Grundsätzlich kann man sich schon mal merken, dass Zuwendungen durch Sponsoren bzw. Unterstützer in allen vier Einnahmebereichen eines Vereins auftreten können.

Die vier Bereiche sind:

  • Einnahmen ideeller Bereich
  • Einnahmen Vermögensverwaltung
  • Einnahmen Zweckbetrieb
  • Einnahmen wirtschaftlicher Bereich

Auf die grundsätzlichen Unterschiede wollen wir jetzt nicht weiter eingehen, sondern schauen, wie die Bereiche von Sponsoring und Spenden berührt werden. Die Gefahr besteht im Grundsatz darin, dass die Begriffe Sponsoring und Spende von manchen Vereinsvertretern synonym verwendet werden:

„Wir haben die Trikots von der Bäckerei Müller gespendet bekommen.“

Ob es sich hierbei um eine Spende oder ein Sponsoring handelt, muss erst einmal geklärt werden. Wenn der Vereinsvertreter aber vorab der Bäckerei erklärt hat, dass sie dafür eine Spendenbescheinigung bekommt und er dann später zurückrudern muss und vielmehr erklärt, dass dieses Geld versteuert werden muss, ist das für die Beziehung mit dem Unterstützer nicht förderlich. Deswegen ist es ganz wichtig, dass die Vorstände, die Personengruppen Übungsleiter und Abteilungsleiter, aber auch potentielle Sponsoren und Spender über die Abgrenzungen informiert werden, bevor jemand einen Deal eingefädelt hat. Hier empfehlen wir viel interne Kommunikation, Info-Mails oder die Weiterleitung des Blogartikels bzw. der Podcast-Episode.

Spende – Ist doch klar, oder?

Grundsätzlich gibt es drei Arten von Spenden, die Geld-, Sach- oder Aufwandsspende und diese gehören alle in den ideellen Bereich. Eine Spende zeichnet sich dadurch aus, dass es keine Gegenleistung vom Verein gibt. Deswegen zählt der Verzicht eines Ehrenamtlers auf den Ersatz von Aufwendungen (Fahrtkosten, Aufwandpauschale), die ihm ggf. laut Satzung zustehen auch dazu. Dieser Verzicht muss er aber unbedingt freiwillig erfolgen. Dokumentiert die Grundlage des Verzichts am besten schriftlich, damit ihr eurer Buchhaltung einen Beleg für die Spende geben könnt.
Während die drei Spendenarten steuerlich berücksichtig werden können, ist es bei der Zeitspende nicht so. Hier darf also keine Spendenbescheinigung ausgestellt werden. Für ggf. verwendetes eigenes Material während eures Einsatzes gilt das natürlich nicht. Die bisherigen Punkte waren dirbestimmt bekannt, aber schauen wir uns jetzt einmal die Fallstricke im Bereich Spenden an mit drei Beispielen:

1. Beispiel
Familie Kleist möchte die Kosten für den neuen Trikotsatz der F-Jugend übernehmen. Wenn es eine Spende sein soll, darf die Familie keine Gegenleistung verlangen. Denkbar sind dabei Geldspende und der Verein schafft die Trikots an oder es erfolgt eine Sachspende.

Hier kann eine Spendenbescheinigung (abhängig von der Höhe) ausgestellt werden. Der Satzungszweck eures Vereins ist die Jugendarbeit, somit ist eine Spende unproblematisch. Bevorzugt aber lieber eine Geldspende und kauft die Trikots selber, das macht es bei der Erstellung der Spendenbescheinigung am Ende einfacher. Und wenn Familie Kleist ganz sicher gehen möchte, dass das Geld für die Trikots ausgegeben wird, dann macht sie eine zweckgebundene Spenden. Wenn das Geld nicht für diesen Zweck eingesetzt wird, muss sie das Geld vom Verein zurückerhalten.

2. Beispiel
Die Mitglieder spenden dem eigenem Handballverein in Köln Geld, damit dieser gesammelt in den Jugendtreff der Region, welcher sich vergrößern möchte und wo viele Kinder aus dem Verein hingehen, spendet. Der Jugendtreff ist als gemeinnütziger Verein organisiert.

Grundsätzlich dürfen Mittel des Vereins nur für die Erreichung der Vereinsziele und die Umsetzung der Vereinszwecke eingesetzt werden. Der Vorstand ist verantwortlich für den Erhalt der Gemeinnützigkeit und diese ist eben abhängig von eurem Satzungszweck. Wir haben gesagt der Satzungszweck ist die Jugendarbeit. Hier würde das Finanzamt wahrscheinlich sagen, dass die Spende nicht der Vereinszweck ist, weil es zwar mit Jugendarbeit zu tun hat, aber nicht in deinem Verein erfolgt. Du bist schließlich nicht der Förderverein mit dem Zweck diesen Treff zu unterstützen. In diesem speziellem Fall würde euch aber eine Ausnahmeregelung helfen. Als Verein dürft ihr anderen gemeinnützigen Vereinen etwas spenden. Dadurch könnt ihr euren Mitgliedern, wie gewohnt Spendenbescheinigungen ausstellen und gefährdet eure Gemeinnützigkeit nicht.
Als Tipp aus der Praxis würden wir euch trotzdem empfehlen, dass ihr eine Aktion startet, wo ihr die Mitglieder ermuntert, direkt an den anderen Verein zu spenden. Ihr unterstützt sie trotzdem dabei die Spendenbescheinigungen auch zu erhalten und macht Werbung für den guten Zweck. In Summe spart euch das nämlich administrative Arbeit und sichert euch für den Fall ab, dass es doch Probleme mit dem Finanzamt gibt (z.B. wenn dem anderen Verein die Gemeinnützigkeit entzogen wird).

3. Beispiel
Ihre Mitglieder sammeln Spenden über den Handballverein, weil jemand aus dem Verein eine schwere Krankheit hat und finanzielle Unterstützung für eine Therapie braucht. Dieses Geld wird auf das Vereinskonto eingezahlt und dann an das erkrankte Mitglied überwiesen.

Auf den ersten Blick klingt das nach einer tollen Aktion und eine gewisse Fürsorgepflicht für die Mitglieder hat sicherlich jeder Verein. Allerdings ist der Satzungszweck die Förderung der Sportart Handball und dies schließt eine Spende aus Fürsorge aus. Dies schließt zum einem eine Spendenbescheinigung an die Mitglieder aus, zum anderen darf es keine Zuwendungen aus dem Vereinsvermögen an Mitglieder geben. Hiermit würdet ihr die Gemeinnützigkeit eures Vereins gefährden und der Vorstand wäre seiner Überwachungsfunktion nicht nachgekommen. Wenn diese Aktion so durchgeführt werden würde, müsste der Verein diese Einnahmen versteuern, da der Geldfluss weder im ideellen Bereich noch im Zweckbetrieb anzusiedeln ist. Hier kann es nur eine Empfehlung geben: Macht es auf keinen Fall!
Praktisch würde man es wie im 2. Beispiel lösen. Ihr lasst die Mitglieder direkt an das erkrankte Mitglied spenden z.B. über eine Sammel-PayPalkonto oder eine Spendendose. Übernehmt als Verein aber den Aufruf zum Spenden und teilt die Aktion entsprechend in der Region. Für eine Spende gibt es in diesem Fall für die Mitglieder keine Spendenbescheinigung, weil Privatpersonen dies nicht dürfen. Wichtig ist aber, dass dieses Geld niemals in den Geldkreislauf des Vereins eintreten darf (z.B. in Form einer Kassenbuchung). Ab diesem Zeitpunkt müsstet ihr das Geld dann versteuern.

Sponsoring – Wo liegt die Abgrenzung zur Spende?

Die Abgrenzung von Spende und Sponsoring ist im Wesentlichen die Tatsache, ob eine Gegenleistung vom Verein für eine Person oder ein Unternehmen für sein Geld/seine Sachzuwendung erbracht wird. Doch wo fängt eine Gegenleistung eigentlich an?
Grundsätzlich erst einmal dort, wo der gemeinnützige Verein aktiv an den Werbemaßnahmen mitwirkt. Dies wird dann echtes Sponsoring genannt. Schauen wir uns auch das an einigen Beispielen an:

  • Das Logo des regionalen Handwerksmeisters ist auf eurer Webseite und mit einem Klick auf sein Logo kommt man auf die Seite des Unternehmens.
  • Ihr schaltet in eurem Mitgliedermagazin eine Anzeige für das Unternehmen.
  • Ihr gebt auf eurem Vereinsfest dem Sponsor die Möglichkeit einen Stand aufzubauen und für sein Unternehmen und seine Produkte zu werben.

Der Unterschied zur Spende ist also die werbliche Absicht. Und da spielt es auch gar keine Rolle oder es einen tatsächlichen Werbeerfolg oder eine Verkaufssteigerung gibt oder nicht. Wenn wir uns noch mal das 1. Beispiel anschauen mit den Trikots für die F-Jugend, erkennt man auch die Gefahr der Abgrenzung zwischen Spende und Sponsoring. Wir ändern das Beispiel um ein Detail ab. Jetzt betreibt Familie Kleist einen kleinen Kiosk und das Logo des Kiosks wird auf die Brust der Trikots gedruckt. Schon ist es keine Spende mehr, sondern ein Sponsoring – somit gibt es hierfür keine Spendenbescheinigung mehr. Die Trikots werden zwar recht wenig zur Verkaufssteigerung dieses Kiosk beitragen, dennoch besteht eine Werbeabsicht und das ganze wird im wirtschaftlichen Geschäftsbereich zugeordnet. Somit muss die Sponsoringleistung entsprechend mit 19% Umsatzsteuer versteuert werden. Umsatzsteuer ist für die meisten Unternehmen allerdings nicht schlimm, da sie die gezahlte Steuer als die Vorsteuer in Abzug bringen können (Ausnahme: Kleinunternehmerregelung mit Umsatzsteuerbefreiung beim Sponsor).
Beim Thema Sponsoring empfehlen wir eine Sponsoringvereinbarung zu treffen, wenn es sich um eine dauerhafte oder größere Aktion handelt. Da beide Seiten Leistungen erbringen, ist es gut, diese im Vorfeld schriftlich festzuhalten. Damit ersparst du dir im Nachhinein einige Diskussionen.

Unechtes Sponsoring – der Graubereich

Beim Thema Sponsoring gibt es jedoch auch Grauzonen bzw. Übergangsbereiche zwischen Spende und Sponsoring. Und da kann es dann knifflig werden. Schauen wir uns einmal Beispiele für den unschädlichen Bereich an, welcher unechtes Sponsoring genannt wird an. Diese sind adaptiert von den Beispielen für echtes Sponsoring, um die Unterscheide sichtbar zu machen.

  •  Das Unternehmen kann auf seiner eigenen Webseite das Logo von eurem Verein verwenden und über sein Engagement dort berichten.
  • Ihr könnt das Unternehmen auf eure Webseite oder in eurem Mitgliedermagazin aufnehmen und lediglich auf die Unterstützung hinweisen. Z.B. macht ihr ein kleineres Symbol auf die Webseite und schreibt darüber „Unser Verein wird unterstützt von“. Dezente Präsentation ist hier das Gebot der Stunde. Auf keinen Fall eine Verlinkung zur Sponsoren-Webseite machen! Im Mitgliedermagazin oder der Vereinsseite kann man z.B. einen Artikel darüber verfassen, was mit dem Geld aus dem „unechten“ Sponsoring passiert und so dem Unternehmen mehr Aufmerksamkeit verschaffen.
  • Ladet zum Vereinsfest die Mitarbeiter und den Chef des Unternehmens ein. Die Werbewirkung durch den persönlichen Austausch mit anderen Personen wird wahrscheinlich so sogar höher sein, als wenn er einen Stand hat.

Aber was ist jetzt der Unterschied zwischen echten und unechten Sponsoring allgemein? Grundsätzlich kann man auch bei unechtem Sponsoring einen Sponsoringvertrag abschließen, wo sich ein Unternehmen zur Unterstützung verpflichtet. Der entscheidende Unterschied ist aber, dass der Verein hier keine Gegenleistung gewähren sondern maximal eine Duldung zusagen darf (z.B. die Verwendung des Vereinslogos auf der Webseite des Unterstützers). Bei dieser Art von Deals besteht aber ein hohes Gefahrenpotential, weil das Finanzamt sehr genau prüfen wird, ob es sich um echtes oder unechtes Sponsoring handelt. Wir können Vereinen an dieser Stelle nur dringend empfehlen, hier einmal vorab mit einem Anwalt oder einem Steuerberater zu sprechen und Vertragsmuster von diesen für unechtes Sponsoring zu verwenden.

Unechtes und echtes Sponsoring aus der Steuerbrille

Der Grund wieso diese Abgrenzung notwendig ist, ist steuerlicher Natur. Unechtes Sponsoring wird nämlich behandelt wie eine Spende. Es zählt also zum ideellen Bereich und ist somit von Ertragssteuern und Umsatzsteuer befreit. Somit kann für das unechte Sponsoring auch eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden. Wenn ihr hier allerdings eine falsche Einschätzung vornehmt, kann es teuer werden.

Echtes Sponsoring wiederum ist mit wenigen Ausnahmen dem wirtschaftlichen Bereich zu zuordnen. Diese Sponsoringerträge und alle anderen Erträge aus dem wirtschaftlichen Bereich unterliegen der Körperschaftsteuer und der Gewerbesteuer, außer der gemeinnützige Verein ist unter der Freigrenze von 45.000 EUR brutto, dann ist keine Versteuerung notwendig. Wenn ihr allerdings über die Grenze von 45.000 EUR kommt, dann müsst ihr die Einnahmen ab dem ersten Euro versteuern. Hier könnt ihr dann noch vom Gewerbesteuerfreibetrag von 5.000 Euro profitieren, wenn euer Jahresüberschuss gering ist. Außerdem fällt beim echten Sponsoring immer Umsatzsteuer an, im Normalfall 19%. Näher wollen wir hier an dieser Stelle nicht darauf eingehen. Nimm am besten mit, welche Gefahren bei dem Thema lauern. Unechtes Sponsoring hat den Vorteil, dass es steuerfrei ist, aber die Gefahr, dass es durch das Finanzamt nicht anerkannt wird und man seine Gemeinnützigkeit im Extremfall gefährdet. Echtes Sponsoring hat den Nachteil, dass man es versteuern muss, allerdings kann man gerade als kleinerer oder mittlerer Verein davon ausgehen, nicht die 45.000 Euro zu übertreffen. Wenn doch, kann man immer noch versuchen seinen Jahresüberschuss gering zu halten, um Steuern zu sparen. Welchen Weg man wählt, muss am Ende jeder Verein für sich selber entscheiden.

Barter-Deal – eine WIN-WIN-Situation mit Gefahrenpotential

Einen Barter-Deal ist ein Tauschhandel. Der Sponsor gibt dir eine Leistung (z.B. Renovierung des Vereinsheims) oder einen Gegenstand (z.B. einen Laptop für die Geschäftsstelle). Im Gegenzug gibt es vom Verein ebenfalls eine Gegenleistung (z.B. Spielfeldbande). Diese Art von Geschäften werden in letzter Zeit immer beliebter, weil man über diese Angebote Sponsoren leichter für ein Engagement begeistern kann. Jetzt wissen wir bereits, dass Leistung und Gegenleistungsgeschäfte zum Bereich „Echtes Sponsoring“ zählen. Bei der Abrechnung eines solchen Deals muss man allerdings einiges beachten, wie das folgende Beispiel zeigt:

Beispiel:
Dein Verein hat fruchtbare Gespräche mit einem Handwerksbetrieb geführt. Sie wollen auf euer Vereinstrikot, ihr habt Bedarf an Instandhaltungsmaßnahmen im Verein. Der letzte Sponsor hat für euer Vereinstrikot 8.000 Euro in der vorherigen Saison bezahlt. Weil ihr beide weniger Steuern bezahlen wollt, entscheidet ihr euch für folgende Absprache. Es werden vom Handwerkerbetrieb 2.000 Euro für das Trikot bezahlt. Unter der Hand vereinbart ihr, dass Renovierungen am Vereinsheim für 10.000 Euro vorgenommen werden. Im Anschluss schreibt ihr eine Rechnung über 2.000 Euro Sponsoring netto, die Renovierungen tauchen nirgendswo in den Büchern auf. Euer Verein bleibt mit den anderen Einnahmen damit unter der Grenze von 45.000 Euro.

Dringender Hinweis: Lasst euch nicht auf solche Deals ein ohne eine Rechnung. Diese Beispiel wäre eine eindeutige Steuerhinterziehung. Auch Sachleistungen sind als Einnahmen zu deklarieren und als Rechnungen auszustellen. Richtig wäre es hier gewesen, 12.000 Euro zzgl. Umsatzsteuer über das Sponsoring und im Gegenzug eine Rechnung über 10.000 Euro vom Handwerksbetrieb zzgl. Umsatzsteuer stellen.

Wir hoffen, dass wir dir einen guten Überblick geben konnten, damit dein Verein bei den nächsten Verhandlungen mit potentiellen Spendern und Sponsoren genau weiß, was zu tun ist. Falls du noch Fragen oder Anregungen hast, kannst du uns sehr gerne eine E-Mail unter info@vereinsstrategen.de zukommen lassen. Und wenn du das Gefühl hast, dass dieser Beitrag dir geholfen hat, dann empfehle den Blog und den Podcast gerne auch an andere Personen weiter. Wir danken im Voraus.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

Fundraising in Aktion – „Lütt schwimmt“

Fundraising in Aktion – „Lütt schwimmt“

Fundraising

Mit einer „coolen“ Idee zu 5.000 Euro

 

Bei 4 Grad Wassertemperatur am 1. Weihnachtsfeiertag in der Nordsee Schwimmen gehen und das alles für einen guten Zweck. Das ist die grobe Zusammenfassung der Aktion „Lütt schwimmt“. Doch wir wollen in diesem Beitrag hinter die Kulissen schauen und dir damit ganz praktisch erklären, wie eine gelungene Fundraisingaktion auch mit überschaubaren Umfang möglich ist.

Die Idee für die Aktion kam dem Vereinsstrategen Pascal und Lena Lütt, als ihr Vater Frank Lütt ein oberkörperfreies Selfie von seinem regelmäßigen Schwimmen in der Nordsee bei ungemütlichen Temperaturen bei Facebook gepostet hatte. Die Reaktionen und Kommentare bei Facebook, aber auch die persönlichen Nachfragen bei Lena über die sportliche Aktivität ihres Vaters, gaben ihr das Gefühl, dass man diese Aufmerksamkeit doch irgendwie nutzen könnte. Recht schnell war die Aktion „Lütt schwimmt“ geboren und sogar ein eigenes Branding und Corporate Design war zeitnah erstellt. Und mit der Zeit und dank penetranter Nachfrage durch Lena, ließ sich der Vater dann auch überzeugen, als Hauptprotagonist für die Aktion bereitzustehen.

Die Spendenaktion im Detail

Die Aktion hat wie folgt ausgesehen. Da es schwierig ist, große Entfernungen im offenen Meer im Winter zurückzulegen, entschied man sich, dass es Frank möglichst lange schwimmend im Meer aushalten sollte. Bevor das eigentliche Schwimmen gestartet war, mussten sich die Spender registrieren. Für eine Minute, die Frank im Wasser bleib mussten sie einen Betrag wählen, welcher dann entsprechend mit den geschwommenen Minuten multipliziert wurde. Die Registrierungsmöglichkeit der Spender erstellte Lena mit einem selbstgestaltetem Google Forms im Design der Aktion.

Da Facebook schon bei dem privaten Post von Frank so gut geklappt hatte, entschied sie sich auch für eine Facebookseite für die Aktion „Lütt schwimmt“. Gegen Instagram wurde sich bewusst entschieden, weil die angestrebte Zielgruppe nicht dort vorhanden ist. Lena sagte allerdings selber, wenn so eine Aktion von einer jungen Frau gemacht worden wäre, hätte sie Instgram auf jeden Fall mit dazu genommen. Es wurden zu Beginn auf der Seite unregelmäßig Posts abgesetzt, meistens wenn Frank mal wieder schwimmen war. Einen richtigen Redaktionsplan mit mehreren Posts am Tag gab es erst in der letzten Woche vor dem Event.  Der Zeitraum zwischen der Eröffnung der Facebookseite und dem Event waren nur knapp 4 Wochen. Trotzdem hatte die Seite über 100 „Gefällt mir“-Angaben. Doch viel entscheidender war die Reichweite, die mit einzelnen Posts erreicht wurden. In der Spitze waren es bis zu 12.000 Personen. Dies war möglich, weil der Beitrag mehrfach geteilt wurde von Personen mit einer hohen Reichweite und weil Frank es natürlich auch auf seiner eigenen Seite geteilt hat. Aber auch in regionale Facebookgruppen wurde der Beitrag geteilt, welche teilweise mehrere tausend Mitglieder umfassten.

Jetzt muss man zu Frank allerdings wissen, dass er Sportreporter für eine Regionalzeit in Cuxhaven ist. Dadurch hat er in der Region eine größere Bekanntheit, was natürlich definitiv geholfen hat, dass die Reichweite erhöht wurde. Hinzu kam, dass sein Arbeitgeber jedes Weihnachten eine Charityaktion durchführt. So konnte die Aktion „Lütt schwimmt“ an die Aktion der Zeitung angedockt werden. Das bedeutet, dass das Geld aus der Aktion ebenfalls, wie das Spendengeld, was die Zeitung generiert hatte, der Cuxhaven Tafel zugutekam. Dies schafft bei den Spendern natürlich ein höheres Maß an vertrauen, dass mit den Spendengeldern ordentlich umgegangen wird. Auch musste so für die Aktion kein spezielles Spendenbankkonto eingerichtet werden. Und natürlich konnte auch die Reichweite der Zeitung genutzt werden, da diese kleinere Artikel über die Aktion veröffentlichte, sowohl bei Facebook als auch in der Printausgabe.

Der Inhalt bei Facebook bestand im Schwerpunkt aus Fotos. Lena merkte allerdings auch schnell, dass Videos besser ankamen und lies sich gerade kurz vor der Aktion auch kreativere Videos einfallen, welche eine größere Reichweite erzielten. Besonderen Wert bei den Posts legte sie dabei auf das Storytelling rund um die sportliche Vorbereitung für den großen Tag. So berichtet Frank in einigen Videos, wie es ihm im jeweiligen Training ergangen war.
Am 25. Dezember wurde dann die Aktion gestartet, Frank schaffte es 15 min im Wasser zu bleiben. Einige waren trotz Coronas an den Strand gekommen für alle anderen gab es einen Facebook-Livestream per Handy, wo Frank auch die Zuschauer online auch begrüßt hatte. Live sahen es etwa 40 Personen und rund 100 Personen zeitversetzt. Der Facebook-Beitrag, wie lange er durchgehalten hatte, hatte die höchste erzielte Reichweite der gesamten Aktion. Selbst einige Spenden gingen nach dem Schwimmen noch ein, obwohl es so eigentlich gar nicht so angedacht war. Am Ende wurden für 15 min eiskaltes Schwimmen 5.000 Euro eingesammelt.

Die Erfolgsfaktoren dieser Fundraisingaktion

Zusammengefasst kann man festhalten, dass folgende Punkte den Erfolg der Aktion ermöglicht haben:

  • Franks eher außergewöhnliches Hobby bei eiskaltem Wetter im Meer schwimmen zu gehen, ist sicherlich spannender als ein Schulspendenlauf. Außerdem ist Leistung außergewöhnlicher auch vom Eventcharakter. Der Schneesturm blieb ihm am Eventtag zwar erspart, er hat allerdings auch bei einer Trainingseinheit unter diesen Bedingungen gefilmt.
  • Frank als regionale Bekanntheit hat sicherlich geholfen, das die Aktion in der Breite ein Erfolg wurde. Er konnte auf ein bestehendes Netzwerk zurückgreifen bzw. hat durch seine Bekanntheit Leute erreicht, die er selber nicht kannte.
  • Es gab durch die Corona-Pandemie einen Grund, wieso besonders die Tafeln und die Leute, welche auf diese angewiesen sind, Hilfe gebraucht hatten.
  • Richtiges Storytelling ist entscheidend, um die Aktion mit Leben zu füllen und zu emotionalisieren. Also wieso macht er das, was macht er da, wie waren die Anfänge der Aktion, wie ist er zu dem Hobby gekommen, was macht er noch nebenbei?
  • Der Zeitpunkt war zu Weihnachten gut gewählt. Alle hatten frei und die Spendenbereitschaft ist höher.
  • Das Branding sollte professioneller wirken, als die Aktion eigentlich war. Dies schafft bei den Spendern Vertrauen.
  • Es gab mit der Zeitung einen starken Partner, sowohl für die Bekanntheit der Aktion als auch für die Seriosität beim Spenden.

Rückblickend würde Lena bei der nächsten Aktion wahrscheinlich noch mehr mit Videos arbeiten und sich dafür auch ein Konzept überlegen, welches z.B. mehr witzige Elemente enthalten würde. Dafür müsste dann allerdings auch mehr Zeit investiert werden. Der Aufwand für die erste Aktion war noch recht überschaubar. Genügend Ideen für eine abgewandelte Form der ersten Aktion hat Lena auf jeden Fall schon Im Kopf. Wir können also gespannt sein, was uns nächstes Jahr zu Weihnachten erwartet.

Wenn ihr jetzt eure eigene Aktion plant, seid kreativ und kopiert nicht einfach. Selbst wenn eine kreative Aktion vielleicht nicht so viele Spenden einsammelt, wie erhofft, habt ihr immer noch mehr als vorher und lernt daraus. Schließlich kann auch keiner sagen, dass ihr mit Altbewährten mehr eingesammelt hättet.
In diesem Sinne viel Erfolg bei deiner nächsten Fundraisingaktion.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

Cleveres Fundraising für deinen Verein

Cleveres Fundraising für deinen Verein

Fundraising

Viele Fallstricke lauern

 

In diesem Beitrag geht es um die Vorstellung der entscheidenden Grundlagen, wenn es um das Thema Fundraising geht. Den Begriff „Fundraising“ hast du bestimmt schon einmal gehört, aber wenn jemand einen fragt, worum es dabei geht, fällt die Antwort nicht so leicht. Grundsätzlich handelt es sich immer um die Sammlung von Spenden. Diese Spenden können die Form von Geld-, Sach- und Zeitspenden haben. Ehrenamtliche Arbeit ist z.B. immer eine Zeitspende. Der Grund, wieso gespendet wird, kann in zwei Bereiche eingeteilt werden:

  • Es handelt sich um ein zeitlich begrenztes Projekt. Dies ist die Einsteigerversion des Fundraising.
  • Es handelt sich um eine Gesamtstrategie zur kontinuierlichen Generierung von Spendengeldern.

Ein Beispiel aus dem Fundraising-Alltag

Auch wenn Fundraising zu Beginn einfach wirkt, kann man in diesem Bereich viel falsch machen. Ich will mit einem Beispiel in das Thema starten, welches bestimmt einige schon mal erlebt haben. Man ist schnell auf dem Weg zum Bahnhof, weil man nach der erledigten Arbeit seinen Zug nicht verpassen möchte. Doch direkt vor dem Eingang steht ein Stand einer Hilfs- oder Umweltorganisation und sie sprechen euch an:
„Sie lieben doch die Natur. Sie wollen uns doch sicherlich unterstützen. Wir brauchen ihre Spende, um den malaysischen Tiger zu retten und die Zerstörung des Regenwaldes aufzuhalten“.

Jetzt überlege einmal, hättest du in dieser Situation gespendet? Es war laut und hektisch, ich war gestresst bzw. hatte Zeitdruck und vor allem war ich nicht darauf vorbereitet, dass jetzt ein Verkaufsgespräch mit mir geführt wird. Auch verstehe ich nicht, warum ausgerechnet ich, für den Tiger spenden soll. Ich bin doch gar nicht die Zielgruppe. Schließlich habe ich ganz andere Lieblingstiere. Aber was mich besonders stört, ist die Ansprache. Es wird gesagt „Wir“ – also wir als Organisation brauchen Geld. Dieses „Wir“ ist ein ausgrenzendes „Wir“. „Wir“ – als geschlossene Organisation – wissen am besten, wie man mit deinem Geld umgeht. Dieses „Wir“ beschreibt alleine die Perspektive der Organisation, schließlich sollst du mit deinem Geld ein Problem unserer Organisation lösen. Richtig wäre die Nutzung eines gemeinsamen „Wir“ im Sinne von wir schaffen das zusammen bzw. zusammen sind wir stark.
Was ebenfalls wichtig ist bei der Ansprache, ist die gezielte Konzentration von Informationen. Ziel sollte sein, in 30 Sekunden meinem Gegenüber zu erklären, was ich von ihm möchte und warum ich es möchte, so überzeugend, dass er am Ende spendet. Dies wurde in unserem Beispiel gemacht, wenn auch nicht so charmant, wie ich es erwarten würde.
Ich glaube, du verstehst, wie schwer es sein kann erfolgreich Fundraising durchzuführen, aber wie einfach man Dinge auch verbessern kann. Aber eines ist auch klar. Fundraising ist harte Arbeit und bevor du ein „Ja“ hörst, bekommst du sicherlich 99 Mal ein „Nein“.

Die Fundraising-Grundlagen

Beziehen wir doch im nächsten Schritt Fundraising auf den Breitensport und zu Beginn nur auf ein einzelnes Projekt. Im Verein gibt es eigentlich immer etwas, wofür Spenden benötigt werden, z.B.:

  • Neue Trikots für die Handballmannschaft
  • Erstausrüstung mit Materialien für Kinder aus sozial schwächeren Schichten
  • Renovierung des Vereinsheims
  • Neue Sportgeräte etc.

Wir nehmen uns jetzt einmal das Beispiel Renovierung des Vereinsheimes heraus, weil es ein größeres und vor allem kostenintensiveres Thema ist. Aber auch ein Thema, was für das Fundraising aus unserer Sicht sehr geeignet ist, denn man kann sowohl Sach-, Geld- oder Zeitspenden dem Verein zugutekommen lassen. Die Botschaft bei der Fundraising-Ansprache sollte sein: „Wir schaffen gemeinsam etwas neues, positives. Etwas, was danach für alle sichtbar ist.“
In unserem Fall heißt das, wir verwandeln ein altes Vereinsheim in ein neues, wo wir uns gemeinsam wohlfühlen können und Gäste bzw. Helfer immer willkommen sind. Dies Aussage wird auch durch den regionalen Bezug des Projekts noch verstärkt und wird damit auch als Leuchtturmprojekt Beachtung bei den lokalen Medien finden.

Wenn du ein solches Thema angehen möchtest, musst du dir natürlich zuerst Gedankenüber die Planung machen. Zu Beginn solltest du die Ziele definieren:

  • Was soll im Vereinsheim neu gemacht werden?
  • Welche Anforderungen an die Personen gibt es, die sich ehrenamtlich engagieren wollen?
  • Wie viel Geld benötige ich? Welche Sachspenden benötige ich?
  • Wie sieht der zeitliche Ablauf aus?
  • Wann soll die Spendensumme erreicht sein?
  • Welche Aktionen flankieren den Spendenaufruf? Kann man z.B. einzelne Gegenstände kaufen und dem Inventar spenden oder willst du lieber ausschließlich Geld haben?

Als nächstes musst du dich natürlich fragen, wen spreche ich denn überhaupt für eine Spende an. Statistisch gesehen, sind Frauen über 65 Jahre, welche alleinstehend sind, am spendabelsten. Doch ob dieser Spendertypus zu dir passt, hängt von der Art deines Projektes und deines Vereins ab. Ältere Personen können dich sicherlich finanziell unterstützen, ggf. auch mit ihrem guten Netzwerk. Studenten können eher ihre Arbeitskraft bzw. ihr handwerkliches Geschick einbringen, um dir zu helfen. Die Herausforderung ist, dass du deine Zielgruppe sehr genau kennen solltest. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie mitmachen. Überlege dir bei der jeweiligen Zielgruppe, wie die entsprechende Ansprache erfolgen sollte (persönlich, Brief, etc,). Verlasse dich aufgrund der Komplexität von Zielgruppenanalyse am besten auf eure Erfahrungen bzw. testet verschiedene Sachen einfach an. Je nach Erfolg oder Misserfolg passt ihre eure Zielgruppen entsprechend an.
Bei deinen Vereinsmitgliedern ist das wahrscheinlich noch recht einfach mit der Ansprache. Diese siehst du regelmäßig und kannst sie über das Vorhaben informieren. Der nächste Schritt wäre, die Netzwerke deiner Mitglieder zu nutzen. Lass sie Freunde, andere Sportler oder Arbeitskollegen ansprechen. Diese wirken dann durch das Weitererzählen deines Vorhabens als Mulitplikatoren. Hier hilft es, wenn du bereits einen entsprechenden Ehrenamtsbeauftragten im Verein installiert hast, weil das bei einem solchen Projekt deine Arbeit erleichtert, um die entscheidenden Personen mit den wichtigsten Kontakten anzusprechen. Und denke daran – erstelle die Spendenbescheinigungen für deine Unterstützer proaktiv, sie sollen dein Projekt zu keinem Zeitpunkt mit negativen Empfindungen verbinden.

Fundraisingaktion zur Schaffung von Aufmerksamkeit

Um aber weitere Personen zu werben, welche nicht in direkter Verbindung mit deinem Verein stehen, empfehlen wir eine öffentlichkeitswirksame Aktion zu starten. Hier gilt die einfach Formel: „Je kreativer je besser“. Dadurch kannst du Spendengelder oder die Arbeitskraft von Dritten einwerben. Lasst dich dabei ruhig durch andere Aktionen inspirieren, aber kopiere diese nicht einfach. Es muss zum Verein und eurem eigentlichen Ziel passen. Der Spenden-Schülerlauf in der 1.000 Auflage ist sicherlich nicht wirklich wirkungsvoll. Wichtig ist bei der Aktion, dass ihr eine Geschichte erzählt und den Mitgliedern und Unterstützern den Zweck der Spende darüber näher bringt und ihnen visualisiert, wie es sich anfühlt, wenn ihr das Spendenziel erreicht.
Eine Fundrainsingaktion kann eine Minute, einen Tag, aber auch mehrere Wochen sein, je nachdem, was ihr euch im Verein vorstellen könnt. Wichtiger als die Dauer ist die Leistung, die bei der Aktion erbracht wird. Hier gilt, je außergewöhnlicher die Leistung desto mehr Resonanz werdet ihr bekommen. Das macht es euch auch leichter, diese Aktion entsprechend in der Presse oder im Internet zu platzieren. Spinnt hierfür eine Geschichte um die Aktion, also:

  • Warum gibt es diese Aktion?
  • Welche spannenden Schritte in der Vorbereitung kann man dokumentieren?
  • Gibt es eine Spendenuhr auf eurer Webseite?
  • Gibt es für die Aktion ein eigenes Branding bzw. eine eigene Marke?
  • Gibt es einen Livestream der Aktion? Kann man später noch Videos, Bilder und Beiträge in den Social Mediaprofilen und auf der Webseite abrufen?
  • Präsentiert ihr nach der Aktion den Erfolg der Spenden? Sieht man also regelmäßig die Entwicklung des Vereinsheims?

Wenn du feststellst, dass die Aktion ein voller Erfolg war und du ein eigenes Branding geschaffen hast, lasse diese Marke nicht fallen. Das ist der erste Schritt Fundraising fest in deinen Verein zu implementieren. Dies macht immer dann Sinn, wenn ihr regelmäßig, in abgewandelter Form Spenden eintreibt, allerdings ohne ein konkretes Projekt. Dies ist für einen Sportverein sicherlich nicht der übliche Weg, aber durchaus überlegenswert. Diesem Thema werden wir uns aber sicherlich in einem anderen Beitrag noch einmal näher widmen. Bis dahin wünschen wir dir viel Erfolg bei deinem nächsten Fundraisingprojekt. Wir würden uns freuen, davon zu erfahren.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)