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Vereinsziele: Bessere Kommunikation! Mehr Mitglieder!

Vereinsziele: Bessere Kommunikation! Mehr Mitglieder!

Vereinsentwicklung

Mitgliedergewinnung und Kommunikation im Verein

 

Mitgliedergewinnung und interne Kommunikation sind zwei der wichtigsten Themen, womit sich Vereine auseinandersetzen müssen. Deswegen haben wir die Möglichkeit genutzt und uns mit den österreichischen Vereinsberaterkollegen Angelika Guttmann und Manuel Lanzerstorfer von Flowcity ausgetauscht. Der Beitrag stellt eine Zusammenfassung der Podcast-Episode dar und ist entsprechend in die zwei Themenbereiche aufgeteilt.

Thema: Mitgliedergewinnung

Laut Flowcity ist das allerwichtigste zur Mitgliedergewinnung eine häufige und vor allem persönliche Ansprache von (interessierten) Personen. Dabei ist es wichtig die Vereinsbotschaft nach außen zu tragen – frei nach dem Motto: „Wenn man von etwas überzeugt ist, darf man das auch ansprechen.“. Das bedeutet also, dass man den Mehrwert, den Mitglieder und Vereinsvertreter bei ihrem Verein sehen, nach außen darstellen soll. Mitglieder machen das aber nur freiwillig, wenn sie im Verein motiviert sind und sich wohlfühlen. Dann entsteht automatisch Mundpropaganda. Ziel muss es im Verein also sein, genau diesen Zustand zu erreichen und Mitglieder zu Multiplikatoren werden zu lassen. Aus der Erfahrung heraus lässt sich dies am besten erreichen, wenn die Mitglieder in die Vereinsarbeit integriert sind, denn dann fühlen sie sich ernst genommen und wertgeschätzt. Natürlich kann man nicht alle Mitglieder sinnvoll in die Vereinsarbeit integrieren. Deshalb ist es die Kunst im ersten Schritt, die Mitglieder auszuwählen, welche aufgrund ihrer Fähigkeiten zum einem die Arbeit gut erledigen können und zum anderen auch viele Menschen erreichen können. Dies kann man dann nach und nach auch auf andere Mitglieder erweitern. Beachte dabei aber immer, dass ein Mitglied in erster Linie nicht für den Verein arbeitet, sondern für sich selbst und die Gemeinschaft. Deswegen ist auch der Mehrwert für das Mitglied im Verein neben der reinen Dienstleistung, alles was darüber hinaus geht – z.B. die Gemeinschaft oder auch ein Heimatgefühl.
Grundsätzlich ist es wichtig, um Mitglieder zu gewinnen, regelmäßig Aufmerksamkeit für den Verein zu schaffen. Neben der Mundpropaganda kommt hier Social Media eine größere Rolle zu, auch wenn es in seiner Wirkung unspezifischer ist. Nutze dieses Medium z.B. in der aktuellen Situation als Informationsinstrument. Wenn die Sportvereine nach dem Lockdown wieder regelmäßigen Sportbetrieb anbieten, wird es schwierig, alle Mitglieder wieder zurück in den Vereinsalltag zurückzuholen. Social Media kann dabei ein Instrument sein, wenn z.B. Bilder und Videos vom Traininsgbetrieb gezeigt werden.
Dazu passt auch die Antwort von Flowcity in Bezug auf die Frage, was schwieriger ist – Mitglieder gewinnen oder Mitglieder halten? Aus ihrer Sicht ist es das Halten. Denn gerade, wenn sie zu Beginn in einem Verein eingestiegen sind, ist das Risiko, dass sie wieder zeitnah aussteigen recht hoch. Deswegen ist es bei einem Neueintritt extrem wichtig, dass das Mitglied emotional gebunden wird und das Gefühl erhält, dass es Teil der Gemeinschaft ist. Dabei kann ein Kümmerer bzw. Buddy hilfreich sein, welchen man bei Fragen oder Problemen ansprechen kann. So werden bei Personen Unsicherheiten reduziert und die Wahrscheinlichkeit deutlich verringert, dass sie abspringen.
Doch was sollst du tun außer Social Media zur Reaktivierung nach Corona zu verwenden. Das wichtigste ist, zu beginnen und nicht abzuwarten. Plant im Verein Veranstaltungen und führt sie auch durch. Doch beachte dabei, dass der Lockdown auch Spuren bei den Ehrenamtlern und Mitgliedern hinterlassen hat. Die Menschen hatten wenig persönlichen Kontakt, es wird also mehr Vorbereitungszeit benötigen, bis alles wieder wie gewohnt läuft. Wenn der Verein gleich wieder von 0 auf 100 startet, könnte es passieren, dass sich die Vereinsmitglieder etwas überrumpelt fühlen. Außerdem bedenke, dass es auch Personen geben kann, dass sich erst wieder an größere Menschengruppen gewöhnen müssen. Wenn du so einen Fall bei dir im Verein hast, habe Geduld und zeige Verständnis.
Um ausgetretene Mitglieder wieder zurück in den Verein zu holen, reicht Social Media meist natürlich nicht aus. Denn es gibt wahrscheinlich Gründe, wieso sie den Verein verlassen haben. Hier solltest du auf jeden Fall das persönliche Gespräch suchen. Entweder du kannst die Person erfolgreich zurückgewinnen oder du erfährst zumindest, was die Gründe für den Austritt waren. Führe diese Gespräche aber erst, wenn du auch wieder Veranstaltungen durchführen kannst, um dem Mitglied auch etwas anbieten zu können.
Wovon du allerdings absehen solltest, sind die Durchführung von Rabattaktionen bei Mitgliedschaften. Aktionen wie „Mitglied wirbt Mitglied“ oder „Das erste Jahr kostet die Mitgliedschaft 50% weniger“ schaden mehr, als das sie nützen. Ja, der Verein wird kurzfristig wahrscheinlich mehr Mitglieder gewinnen, aber langfristig wird es eher schädlich sein. Zum einem muss man sich fragen, warum tritt jemand in einen Verein ein? Denn wenn durch so eine Aktion die intrinsische Motivation der Person zerstört wird, wird sie auch zukünftig immer wieder Rabatte haben wollen. Das wird sich mit der Zeit auch auf andere Bestandsmitglieder übertragen. Am Ende gefährdet der Verein damit dann seine finanzielle Basis.

Thema: Kommunikation

Gute Kommunikation im Verein machen drei Punkte aus. Kommunikation sollte wertschätzend sein, auf Augenhöhe stattfinden und die Mitglieder sollten das gleiche Ziel haben bzw. das gleiche Bedürfnis befriedigen wollen. Um dies zu erreichen, muss sich ein Verein darüber im Klaren sein, welches Zielbild er verfolgen möchte. Schließlich hat jedes Mitglied ggf. andere Ansichten über seine persönlichen Ziele innerhalb des Vereins, aber auch für den Verein selber. Hier gilt es, dass diese verschiedenen Ziele sinnvoll zusammengeführt werden. Häufig ist es aber so, dass Vereine ihre Ziele nicht klar oder auch gar nicht kommunizieren. Das führt zu Unzufriedenheit und eine Weiterentwicklung des Vereins kann nicht stattfinden.
Eine Möglichkeit für die Entwicklung und Festlegung der Vereinsziele sieht FlowCity in Klausurtagungen, wo sich alle Personen ungestört von äußeren Einflüssen teilweise einen ganzen Tag zusammensetzen und die strategische Ausrichtung des Vereins besprechen. In Deutschland wird dies meist in Form eines Workshops gemacht. Grundsätzlich werden für so eine Klausurtagung vorher die Ziele und der Tagesablauf festgelegt. Moderiert wird die Veranstaltung meist von einer neutralen externen Person, die Erfahrungen in er Durchführung von solchen Tagungen hat. Dieser Moderator achtet außerdem darauf, dass die Kommunikationsregeln eingehalten werden. Ziel muss es sein, dass alle Personen zur Sprache kommen können und nicht nur die dominanten Charaktere, welche auch sonst im Verein den Ton angeben. Wie dein Verein auch immer plant, so eine Austauschrunde zur Zielfestlegung durchzuführen, wichtig ist, dass darauf geachtet wird, dass sich alle Mitglieder mit dem gewählten Format wohlfühlen und sich jeder trauen kann, seine Meinung zu sagen.
Zu guter Kommunikation gehört auch, dass die Mitglieder, die Sitzungen oder Veranstaltungen kommen, nicht dafür fertig gemacht werden, dass so wenige Personen gekommen sind. Denn damit erreicht man genau das Gegenteil, von dem was man will. Dieses anwesende Mitglied wird es sich zwei Mal überlegen, ob es zur nächsten Sitzung kommt oder nicht. Viel besser ist es, dass die Mitglieder, welche an der Sitzung teilnehmen, das Gefühl bekommen, dass es schön ist, dass sie da sind, und dass ihnen der Rücken gestärkt wird.
Wenn Probleme in der Kommunikation festgestellt werden, hat das meist auch mit der Stimmung im Verein oder genauer mit der Stimmung innerhalb des Vorstands zu tun. Wenn die Beziehungsebene zwischen den einzelnen wichtigen Personen nicht passt, gehen Informationen verloren oder werden absichtlich nicht weitergegeben. Hier gibt es nur die Lösung, dass man die Differenzen in der Beziehungsebene löst und somit auch die Kommunikation verbessert.
Auch haben wir im Podcast über gute digitale Kommunikationsmittel gesprochen. „Whats App“ sehen Manuel und Angelika kritisch. Meist fühlt sich durch die Größen der Gruppen keiner direkt angesprochen, die Chats sind häufig überladen, die Rückmeldungen sind überschaubar und wenn einer etwas als negativ oder positiv einschätzt (Daumen hoch oder runter), folgen die anderen meist mit der gleichen Einschätzung, so dass sich keine förderliche Diskussion ergibt. Was die Beiden allerdings empfehlen, ist ein altmodisches Informationsmedium – die Sammel-SMS. Diese Möglichkeit hat sich aus ihrer Erfahrung heraus bewährt vor alle für sehr wichtige Informationen. Desweiterem sehen sie auch die immer stärker werdenden Vorteile von Vereins-Apps. Sie können grundsätzlich extreme Vereinfachungen in der Organisation mit sich bringen, sei es in Bereichen wie Mitgliederverwaltung, Datenverwaltung, Online-Speicher (Cloud) oder auch Terminkalenderfunktionen.

Wir hoffen, dass dieser Artikel dir einige neue Erkenntnisse gebracht hat und du Ideen auch in deinem Verein umsetzen kannst. Der Podcast ist in gewissen Punkten noch ausführlicher und gerade über das Thema Mitgliedergewinnung haben wir in anderen Folgen schon häufiger gesprochen. Höre also gern auch in die anderen Folgen von uns rein oder lies die zugehörigen Artikel.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

Positionierung Integration: Mitglieder und Sponsoren gewinnen

Positionierung Integration: Mitglieder und Sponsoren gewinnen

Vereinsentwicklung

Positionierung ohne sportlichen Erfolg

 

Integration kann neben seiner gesellschaftlichen Wichtigkeit auch ein Weg sein, seinen Verein stärker zu positionieren und damit neue Mitglieder zu erreichen. Hierfür haben wir Roy Gündel als unseren Experten für Integration erneut in den Podcast eingeladen. Er ist Leiter des Fachbereichs Integration und Sport/soziale Arbeit beim LSB Niedersachsen. Der Beitrag ist eine Zusammenfassung der wesentlichen Aspekte des Interviews.

Gleich vorneweg das Fazit: Ja, es macht Sinn, dass sich Vereine in vielen gesellschaftlichen Belangen stark positionieren. Das liegt schon in der Grundstruktur der Vereine selbst verankert. Sie übernehmen soziale Funktionen und können deswegen auch nicht unpolitisch sein. Jeder Verein sollte sich schließlich zu den Grundwerten einer liberalen Demokratie bekennen, auch wenn die meisten parteipolitisch neutral sind. Der Bereich der Integration ist deswegen besonders interessant, weil bei einer starken Positionierung Vorteile für den Verein winken. Er wird bei einem hohen Engagement als relevanter Akteur vor Ort wahrgenommen. Dies erleichtert aber auch die Zusammenarbeit in anderen Bereichen bzw. hilft eigene Belange in anderen Fragestellungen durchzusetzen.

Die Vorteile der Positionierung „Integration“

Deswegen schauen wir als nächstes einmal darauf, was passieren könnte, wenn ein Verein sich für die Positionierung im Bereich der Integration und des gesellschaftlichen Zusammenhaltes entscheidet. Grundsätzlich vertritt man mit dieser Positionierung Werte außerhalb des sportlichen Erfolgs. Diese Werte und die Menschen, die ihr damit erreicht, können für bestimmte Unternehmen vor Ort attraktiv sein. Sie wollen von eurem Image partizipieren und damit erscheint ein Vereinssponsoring möglich.
Ebenso werden aber auch die Kommunen mehr auf euch aufmerksam, da ihr einen gesellschaftlichen Mehrwert vor Ort geniert. Ihr fördert die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, bringt Menschen zusammen, fördert den sozialen Austausch und schafft für Menschen eine neue Heimat. Dies sind meist genügend Gründe für eine Kommune euch zu unterstützen bei Themen wie Hallenzeiten, Bau von neuer Infrastruktur oder auch Zuschüssen. Der sportliche Erfolg dagegen ist der Kommune egal.
Wahrscheinlich ist aber auch, dass ihr eure Mitgliederbindung erhöht. Die Mitglieder kommen nicht nur wegen dem Training zu euch, sondern vor allem wegen der Menschen. Allein für den Sport könnten sie auch woanders hingehen. Die Mitglieder finden das, wofür der Verein steht gut und unterstützenswert. Dann ist es auch nicht unwahrscheinlich, dass selbst Mitglieder, welche nicht mehr in der Nähe des Vereins wohnen oder nicht mehr aktiv Sport treiben, trotzdem ihre Mitgliedschaft behalten wollen, weil sie das Engagement des Vereins im Bereich Integration unterstützen wollen.
Wenn man sich für die Positionierung „Integration“ entscheidet, muss man dies aber auch immer im Gesamtspektrum des Vereins sehen. So ist die Integrationsarbeit als die eine Positionierung auch nicht zielführend, weil man dann zu einseitig arbeitet. Man darf allerdings auch nicht zu viele Schwerpunkte setzen, weil es dann auch keine Schwerpunkte mehr sind. Hier besteht die Gefahr, dass sich Vereine übernehmen, denn häufig gehen diese Schwerpunkte auf einzelne Personen oder Personengruppen zurück. Hört eine Person im Verein auf, so kann der Schwerpunkt wegbrechen oder sich durch den Personenwechsel stark verändern. Diese Fluktuation muss bedacht werden und es muss vorher festgelegt werden, wie solche personellen Verluste aufgefangen werden. Dafür ist es aber wichtig die richtigen Prioritäten bzgl. des Gesamtvereins zu setzen. Nicht jeder Verein muss jedes Thema zu seiner Priorität erklären, viel wichtiger ist die Frage: „Was ist sinnvoll und was möchte ich?“.

Gefahren bei der Positionierung „Integration“

Die Wichtigkeit mehrere Schwerpunkte zu setzen, anstelle sich nur auf „Integration“ zu fixieren, wurde gerade schon beschrieben, aber nicht, warum die Fixierung eigentlich ein Fehler ist. In erster Linie sind alle Mitglieder in einem Sportverein Sportler. Doch wenn ein Verein sich nur auf die Integration fixiert, besteht die Gefahr, dass dieses Thema alles andere überstrahlt und Menschen auf ihre Herkunft reduziert werden. Aus Sportlern werden dann Migranten in der Wahrnehmung, also genau das Gegenteil von dem, was eigentlich gewollt ist. Hier muss am Ende entschieden werden, inwieweit trage ich diese Positionierung nach außen oder setze sei einfach im Verein um.
Eine weitere Gefahr ist, nicht ausreichend auf die Resonanz der Mitglieder zu hören. Es gibt immer Vorbehalte und Widerstände bei einer solchen Positionierung. Wichtig ist es genügend Raum für den Austausch zu geben, um interkulturelle Konflikte zu klären und zu lösen. Natürlich darf dieser Austausch nur in vorher festgelegten Grenzen erfolgen, sollte immer auf Augenhöhe erfolgen und man sollte nicht übereinander, sondern miteinander sprechen. Beachtet hier auch den entsprechenden Sprachgebrauch eurer Mitglieder. Mit dieser Resonanz kann man dann Schritt für Schritt den Verein und auch die Positionierung weiterentwickeln und festigen.

Mitgliedergewinnung durch die Positionierung „Integration“

Für die Mitgliedergewinnung ist jede Positionierung nur ein Mosaikstein unter mehreren. So sind zur Gewinnung z.B. auch die Ansprechwege, die Angebotspalette im Verein oder auch das Auftreten von Hürden beim Vereinseintritt entscheidend. Grundsätzlichist es schwierig die Wirkung von „Integration“ quantitativ zu messen, da die Datenlage in diesem Bereich eher gering ist, aber es gibt Tendenzen, dass ich mit einer klaren Positionierung durchaus Vorteile bei der Mitgliedergewinnung habe. Wenn Menschen vorher keinen Kontakt zu Vereinen hatten, es also keine Sozialisation in diesem Bereich gab, dann können Leute über ein Integrationsprojekt an den Verein herangeführt werden und über den Austausch mit den Menschen teilweise auch fest an den Verein gebunden werden.
Im Podcast wurden u.a. zwei Beispiele angesprochen, einmal ein Bauchtanzkur und ein Fahrradkurs. Diese Angebote sind sehr niederschwellig und haben in der Praxis sehr integrativ gewirkt. Der Bauchtanzkurs wurde bespielweise später sogar fest ins Vereinsportfolio aufgenommen, weil er sehr gut angenommen wurde. Ein Fahrradkurs kann dabei helfen den Aktionsradius zu erhöhen und Menschen überhaupt erst das regelmäßige Vereinstraining zu ermöglichen. Höre hier gerne noch einmal rein, wenn dich dies näher interessieren sollte.
Die Frage ist jetzt natürlich: „Wie finde ich das richtige Angebot, um Migranten zu gewinnen?“. Und hier kann man ganz klar sagen, dass auch diese Frage aufgrund der schlechten Datenlage nicht eindeutig zu beantworten ist. Fest steht aber, dass folgende Faktoren einen Einfluss haben:

  • Nicht das Angebot bindet die Personen an den Vereinen sondern die Menschen. Integration muss im gesamten Verein gedacht werden, eigene Stereotypen sollte man hinterfragen und der Verein sollte sich regelmäßig reflektieren.
  • Wie viele Migranten überhaupt in meiner Region leben, ist individuell. In Großstädten gibt es meist mehr Menschen mit Migrationshintergrund als in ländlicheren Regionen. Im ländlichen Raum kommt dazu noch das Thema der Erreichbarkeit des Vereinsgeländes. Nicht jede Person hat ein Auto, um regelmäßig zum Training zu kommen. Dies beeinflusst natürlich auch deine mögliche Positionierung im Bereich Integration und deren Umsetzung.
  • Wer sich engagiert in der Integrationsarbeit, bekommt meist mit der Zeit auch einen diverseren Verein.

Angebotsbedarf ermitteln und umsetzen

Grundsätzlich sollte man genau im Verein prüfen, ob es sinnvoll und auch realistisch ist, ein Angebot umzusetzen, was es vor Ort noch nicht gab. Nehmen wir als Beispiel Cricket. Als erstes muss man schauen, ob der Bedarf nach Cricket in der Region artikuliert wird. Da der Sport in Deutschland eher unbekannt ist, wird er vor allem von Migranten mit pakistanischen Wurzeln gespielt. Angenommen der Bedarf wird z.B. in der Flüchtlingshilfe von genügend Personen artikuliert, dann sollte man sich als nächstes mit der Tatsache des schwierigen Spielfeldes auseinandersetzen. Die typischen Maße sind in Deutschland auf Sportplätzen sehr unüblich und deswegen müsste man für diesen Sport meist ein neues Spielfeld errichten. Am besten behilft man sich hier mit provisorischen Feldern und schaut erst einmal, ob die Gruppe dauerhaft zusammenbleibt. Erst dann sollte man weitere Schritte planen und ggf. darüber nachdenken eine Abteilung zu gründen. Wichtig ist es einfach zu Beginn kreativ zu sein und neue Sachen auszuprobieren. Im Fall von Cricket hat der Zuzug von Sporttreibenden dazu geführt, dass sich die deutschen Verbandsstrukturen im Cricket weiterentwickeln konnten und deutlich stärker sind als vor der Flüchtlingskrise.
Ziel eines Vereines bleibt es aber, neue Mitglieder durch Angebote zu gewinnen. Bei allen Sportarten im Wettkampfsport ist es leichter Personen zu überzeugen. Hier ist die Mitgliedschaft eine Grundvoraussetzung zur Teilnahme am Wettkampfbetrieb. Bei den verbleibenden Sportarten sieht es anders aus. Man sollte deshalb zu Beginn bei interessierten Personen mit Migrationshintergrund keine Mitgliedschaft erzwingen. Viel wichtiger ist es, dass das Angebot am Anfang möglichst unverbindlich ist. Gebt den Personen die Möglichkeit sich auszuprobieren und sich mit dem Angebot vertraut zu machen. Für diesen Zeitraum stellt der LSB Niedersachen z.B. Fördermittel zur Verfügung um den finanziellen Aufwand für das kostenlose Angebot auszugleichen. Bei einer positiven Entwicklung des Angebotes sollte man versuchen, die Personen von einer Mitgliedschaft zu überzeugen. Beim Cricket geht das wegen dem Wettkampfcharakter und der homogenen Gruppe tendenziell einfacher als z.B. beim Bauchtanzkurs.
Hier noch ein Hinweis zum Thema homogene Gruppen. Diese haben Vorteile aber auch Herausforderungen. Wenn ihr z.B. jetzt ein Cricket-Angebot mit einer vorhandenen Gruppe mit Migrationshintergrund bei euch im Verein implementieren wollt, hilft es sehr, wenn ihr einen Kümmerer im Verein habt (Was ein Kümmerer ist, erfährst du hier.). Dieser verbindet die Gruppe mit dem Rest des Vereins. Hierzu sollte er Räume zur Verständigung im Verein etablieren. So haben die verschiedenen Personen eine Möglichkeit sich auszutauschen und sich besser kennenzulernen. Der große Vorteil von homogenen Gruppen zu Beginn ist aber, dass sich Personen aufgrund der gleichen Sprache und Ansichten eher in der Gruppe fallen lassen können und nicht auf sich allein gestellt sind. Hierdurch habt ihr die Möglichkeit nicht nur einzelne Personen, sondern ganze Gruppen für euren Verein als Mitglieder zu gewinnen. Und je nach Sportart können sich diese Gruppen dann mit der Zeit auch stärker natürlich durchmischen, so dass sie aus Personen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen besteht.

Wie starte ich?

Schaut euch einfach in der Umgebung um und stellt euch folgende Fragen:

  • Mit wem habe ich es vor Ort zu tun?
  • Wen gibt es im Einzugsbereich schon?
  • Welche Angebote gibt es bereits (auch außerhalb des Sports)?

Mit den Trägern, welche Angebote anbieten, sollte man in Kontakt treten und schauen, ob man einen Aktionstag mit eigenen Angeboten gemeinsam durchführen kann. Dieser sollte so konzipiert sein, dass er schnell auf den Weg gebracht werden kann, so dass es nicht schmerzt, falls er am Ende nicht von Erfolg gekrönt ist. Danach beginnt die Nachbereitung. Je nach Bewertung des Tages solltet ihr auf dieser Grundlage entscheiden, was die nächsten Schritte sein sollten.
Potentielle Institutionen, wo man sich für Kooperationsarbeit hinwenden kann, um Migranten für den Sport und den Verein zu begeistern sind Flüchtlingsheime (z.B. Sporttag für Geflüchtete), Jugendtreffs oder Schulen. Außerdem zeigt es sich, dass es von Vorteil ist, Eltern-Kind-Angebote im Programm zu haben und die Kinder somit früh an den Verein zu binden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Positionierung „Integration“ durchaus lohnen kann, aber einige Besonderheiten beachtet werden müssen, um erfolgreich zu sein. Wir hoffen, dass dir dieser Beitrag dabei hilft, dein Vorhaben umzusetzen. Im Podcast gehen wir noch einmal stärker auf gewisse Teilaspekte dieses Beitrags ein. Höre also gern rein. Falls du Fragen oder Anmerkungen haben solltest, schreibe uns gern eine E-Mail an info@vereinsstrategen.de. Und wenn du uns einen Gefallen tun möchtest, dann empfehle uns einfach weiter.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)