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Wie gründe ich einen Verein?

Wie gründe ich einen Verein?

Vereinsgründung

Der Weg zum Sportverein – Schritt für Schritt

 

Wir schreiben hier im Blog über viele Themen, die für einen bestehenden Verein relevant sind. Eines der Themen, womit wir uns bisher noch nicht beschäftigt hatten, ist der Bereich der Vereinsgründung. Deswegen wollen dir hiermit den Weg aufzeigen, wie du zu deinem eigenen Verein kommst. Der Blogbeitrag stellt dabei eine gekürzte Fassung der Podcastepisode dar, welche wir dir zum Hören natürlich ans Herz legen.

Wann ergibt eine Vereinsgründung Sinn?

Wir haben für dich einmal alle Vor- und Nachteile aufgeführt, welche eine Vereinsgründung hat:

  • Ein Verein ist ein demokratisches Gebilde. Das Wort der Interessensgemeinschaft hat dementsprechend mehr Gewicht als das Wort der Einzelperson. Dies verschafft dem Sportverein vor allem dann Vorteile, wenn man seine Interessen gegenüber externen Personen äußert, wie der Politik, der Stadtverwaltung etc.
  • Man kann als Verein Organisationsstrukturen nutzen. Da jeder Sportverein einem Sportbund angebunden ist, kann man von deren Wissen profitieren. Zu den Strukturen gehört im Sport aber auch der Zugang zum Wettkampfsystem oder die Mitgliedschaft in einem Trägerverband.
  • Der Verein zeichnet sich durch Organhaftung aus, das heißt der Verein haftet mit seinem Vereinsvermögen und nicht seine Mitglieder. Dies beschränkt die Haftung der Führungsebene maßgeblich und erleichtert damit die Arbeit des Vorstandes, weil nicht sofort das Privatvermögen auf dem Spiel steht. Das erleichtert die Gewinnung von Ehrenamtlichen.
  • Vereine bzw. Sportvereine können Zuschüsse der öffentlichen Hand erhalten.
  • Vereine können Spenden erhalten und dafür Spendenquittungen ausstellen.
  • Vereine haben die Möglichkeit ihre Gemeinnützigkeit anerkennen zu lassen und profitieren damit von deutlichen steuerlichen Vereinfachungen (je nach Steuerart steuerbegünstigt bis steuerbefreit).
  • Beim Verein ist kein Gründungskapital nötig.
  • Einer der größten Vorteile ist sicherlich der Versicherungsschutz. Für Ehrenamliche existiert ein weitreichender, ergänzender gesetzlicher Versicherungsschutz, solange es sich um Tätigkeiten für den Verein handelt oder sich das Mitglied im Umfeld des Vereins befindet. Lücken in diesem Schutz werden durch Versicherungsverträge geschlossen, welche die Sportverbände zum Wohl der Sportvereine eingegangenen sind. Im Podcast gehen, wir noch ausführlicher auf diesen Punkt ein.

Du siehst die Vorteile eines Vereins im Vergleich zu anderen Gesellschaftsformen sind enorm, allerdings gibt es auch gewichtige Nachteile

  • Die Rechtsform eines Vereins ist nicht so Agil wie ein Start-Up, weil Entscheidungen demokratisch herbeigeführt werden und gewisse Strukturen aufgrund der gesetzlichen Vorschriften träge sein können (z.B. Durchführung einer Satzungsänderung).
  • Da gemeinnützige Vereine nicht gewinnorientiert arbeiten dürfen, gibt es regelmäßig Diskussionen über den „richtigen“ Verbrauch der Mittel.
  • Die praktische Notwendigkeit der Eintragung des Vereins in das Vereinsregister. Wenn man dies nicht macht und damit ein „nicht eingetragener Verein“ ist, dann ist man auch nicht als juristische Person anerkannt. Damit entfallen einige der oben genannten Vorteile. Der gravierendste ist sicherlich das Thema der Haftung mit Privatvermögen. Deswegen unbedingt den Verein eintragen lassen.

 

Auf dem Weg zur Vereinsgründung

Bevor du einen Verein gründen kannst, müssen natürlich erst einmal einige Dinge bedacht werden. Dazu gehört im ersten Schritt, die Frage, ob du 6 weitere Gründungsmitglieder für einen neuen Verein findest. Ein Verein kann nämlich nur dann gegründet werden, wenn er mindestens 7 Gründungsmitglieder hat. Der zweite Punkt über den wir nachdenken würden, ist die Überlegung des „Geschäftsmodells“ des Vereins. Du und deine Mitstreiter haben sicherlich eine bestimmte Sportart im Kopf, die ihr im Verein durchführen wollt. Die Ausführung dieser Sportart benötigt Ressourcen und klare Regeln. Grundsätzlich ist es aus unserer Sicht einfacher bei einer völligen Neugründung (also keiner Vereinsfusion) mit nur einer Sportart zu beginnen, dementsprechend einen Einspartenverein zu gründen. Ihr habt am Anfang mit der Gründung genug zu tun und könnt zu einem späteren Zeitpunkt weitere Sportarten aufnehmen. Die klaren Spielregeln des Vereins stellt ihr in euerer Satzung auf. Sowohl Sportart und Satzung hat dann einen enormen Einfluss auf zwei Ressourcen:

  • Finanzen:
    • Welche Ausgaben erwarte ich aufgrund meines Vereinszwecks?
    • Was kostet die Erstanschaffung von Sportgeräten und welche Möglichkeiten der Anschaffung habe ich (z.B. Leasing)? Je nach Sportart kann es in diesem Bereich gewaltige Unterschiede geben.
    • Was für Pachtgebühren für Sportstätten kommen auf mich zu?
    • Wie viele Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen erwarte ich? Wir würden es so gestalten, dass ihr erst die Ausgaben ermittelt für das erste Jahr, um dann zu bestimmen, wie hoch die Mitgliedsbeiträge sein sollen. Dabei würden wir immer etwas Puffer einplanen.
    • Gibt es schon zur Vereinsgründung Sponsoren, die sich am Verein finanziell beteiligen wollen?
  • Sportplätze/Räume/Hallen:
    • Gerade Sportplätze und Hallen sind meist in städtischer Hand. Man sollte also vor Gründung mit der Kommune abstimmen, ob es überhaupt freie Zeiten zur Durchführung der Sportart gibt. Es wäre doof, wenn 50% deiner Gründungsmitglieder nicht zum Training kommen können, weil sie zur Trainingszeit noch arbeiten müssen.
    • Räume sind einfacher zu bekommen, weil es auch andere Vermieter gibt als nur die Kommune.

 

Die Vereinsgründung – Schritt für Schritt erklärt

1. Vereinsname festlegen

Ihr könnt hier kreativ werden, aber müsst darauf achten, dass ihr mit dem Namen keine falschen Erwartungen schafft. Eine Täuschung über Art, Zweck, Größe, Alter oder sonstige Verhältnisse des Vereins führt zur Löschung des Vereinsnamens. Auch die geographischen Nennungen im Namen müssen passen.

2. Mustersatzung („Vereinsvertrag“) runterladen und anpassen

Wie der Begriff Mustersatzung schon sagt, es ist ein Muster. Da euer Verein aber individuelle Anforderungen und Bedürfnisse hat, sollte man diese auf keinen Fall ungeprüft übernehmen. Die Verlinkungen zur Mustersatzung findest du hier. Ziel muss es sein, dass euer „Vereinsgeschäftsmodell“ entsprechend in eine Satzung mündet. Der Vereinszweck ist dabei nur ein Teil, den ihr individuell gestalten müsst. Allerdings ist dieser besonders wichtig, weil er die Grundlage für die Anerkennung der Gemeinnützigkeit ist. Deswegen sollte man auch nicht Vereinszwecke auf „Vorrat“ in die Satzung schreiben. Es wird zeitnah noch einer Folge und einen Artikel gehen, der sich nur mit dem Thema „Erstellung einer Satzung“ beschäftigen wird.

3. Kontakt mit dem Finanzamt und dem Sportbund aufnehmen

Wenn ihr einen eingetragenen Verein haben wollt, würden wir euch dringend empfehlen, Kontakt mit dem Finanzamt aufzunehmen. Dieses entscheidet nämlich am Ende, ob ihr als gemeinnütziger Verein anerkannt werdet oder nicht. Deswegen solltet ihr, bevor ihr die Satzung verabschiedet, beim Finanzamt nachfragen, ob sie eine Vorabprüfung vornehmen. So erfahrt ihr, wo noch Anpassungen notwendig sind. Gleiches gilt für euren zukünftigen (Landes-)Sportbund und Fachverband. Sie haben mehr Erfahrung bei der Erstellung von Satzungen und können euch Vorschläge zur Ausformulierung bei der jeweiligen Sportart geben. So kannst du Fehler vermeiden, die sich später nur schwer korrigieren lassen.

4. Postenverteilung mit Mitgründern vorab besprechen

Grundsätzlich seid ihr recht frei, wie groß eurer Vorstand ist und welche Aufgaben die einzelnen Personen im Vorstand begleiten. Wichtig ist, dass ihr ein Ungleichgewicht an Stimmen im Vorstand sicherstellt, um eine Pattsituation zu vermeiden und damit die Handlungsfähigkeit des Vereins zu erhalten. Um bei der Gründungsversammlung auch sicher alle Positionen besetzen zu können, macht es vorab Sinn, mit den Gründungsmitgliedern zu besprechen, wer sich welche Position vorstellen könnte. Dabei ist es wichtig zu unterscheiden zwischen dem BGB-Vorstand und den ggf. anderen Mitgliedern des Vorstandes. Der BGB-Vorstand ist nämlich im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern in der Lage Rechtsgeschäfte im Namen des Vereins abzuschließen.

5. Gründungsversammlung durchführen

Bevor ihr die Gründungsversammlung durchführen könnt, müsst ihr erst einmal schriftlich zu dieser einladen. Dabei meint schriftlich entweder per Post oder auch per E-Mail. Außerdem müssen die Angaben zu Ort, Zeit und Tagesordnung aufgeführt sein und der Satzungsentwurf mit angehangen sein. Wir empfehlen die Einladung mindestens vier Wochen vorher zu versenden, damit auch alle Gründungsmitglieder auch entsprechend Zeit haben.

Bezüglich der Gründungsversammlung wollen wir an dieser Stelle nur auf einzelne Teilaspekte eingehen. In der Podcast-Folge werden alle Bestandteile des Ablaufes, der Wahlen und des Protokolls vorgestellt. Grundsätzlich ist es nämlich so, dass ihr bei der Durchführung einer Gründungsversammlung den gesamten Ablauf in einem Gründungsprotokoll festhalten müsst. Dieses verfasst der Protokollführer. Des Weiteren gibt es noch die Funktion des Versammlungsleiters, also der Person, welche durch die Gründungsversammlung entsprechend der Tagesordnungspunkte führt. Die wichtigsten Punkte bei der Versammlung sind sicherlich die Verabschiedung der Satzung, die Wahl des Vorstandes und die Festsetzung der Mitgliedsbeiträge. Ihr müsst allerdings auch die anderen gesetzlich vorgeschriebenen Punkte beachten, da ihr sonst die Gefahr habt, dass die Beschlüsse eurer Gründungsversammlung später für nichtig erklärt werden. Das solltet ihr dringend vermeiden. Am Ende der Versammlung müssen alle Mitglieder das Protokoll noch unterschreiben.

6. Nach der Gründung

Auch wenn eurer Verein jetzt gegründet ist, seid ihr noch nicht am Ende des Prozesses angekommen. Als nächstes müsst ihr die verabschiedete Satzung und das Gründungsprotokoll beim Notar einreichen. Der Notar erledigt die Eintragung in der Vereinsregister beim zuständigen Amtsgericht. Hier müsst ihr mit Kosten zwischen 200 und 250 Euro rechnen. Im Anschluss heißt es erst einmal Warten und den Verein voraussichtlich vier bis sechs Wochen ruhen lassen, denn so lange der Verein noch nicht eingetragen ist, würdet ihr mit eurem Privatvermögen haften.

Was man während dieser „Wartezeit“ machen kann, ist die Stellung des Antrages auf Gemeinnützigkeit. Dafür reicht ein formloses Schreiben an das zuständige Finanzamt mit dem Antrag auf Freistellung von der Körperschaftsteuer, der Satzung, dem Gründungsprotokoll, dem Wahlprotokoll, Vereinsregisterauszug (bzw. Beantragung), Beitragsordnung und dem Tätigkeitsbericht. Die Gemeinnützigkeit wird nach erstmailiger Erteilung in Zukunft alle drei Jahre vom Finanzamt überprüft. Bedenkt also, dass ihr entsprechende Unterlagen für jedes Jahr erstellt.

Wenn die Eintragung erfolgt ist, kann sich der Vereinsvorstand um die Eröffnung eines Vereinsbankkontos und die Mitgliedschaft im entsprechenden Sportbund kümmern. Hierfür muss ein Aufnahmeantrag beim Sportbund und beim zuständigen Fachverband gestellt werden. Als einzureichende Unterlagen werden die Satzung, die Gemeinnützigkeitsbescheinigung vom Finanzamt und die Mitgliedermeldung benötigt.

Du siehst also, einen Verein zu gründen, ist mit Aufwand verbunden, aber selbstständig möglich, wenn man sich an den von uns beschriebenen Ablauf hält. Im Podcast gehen wir auf einige Sachverhalte noch einmal tiefer ein. Das Thema Satzung, welches als Grundlage der Gemeinnützigkeit eine herausragende Stellung hat, haben wir hier nur angeschnitten. Hierzu erscheint zeitnah ein weiterer Blogartikel, um auf dieses Thema noch einmal näher einzugehen. Falls du noch Fragen oder Anregungen zum Thema Vereinsgründung hast, kannst du uns gerne eine E-Mail schreiben an info@vereinsstrategen.de. Wir freuen uns auf dich und hoffen, dass du viel mitnehmen konntest, um deinen eigenen Verein zu gründen.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

 

 

Der ewige Vereinsvorstand – Lösungsvorschläge

Der ewige Vereinsvorstand – Lösungsvorschläge

Hörerfrage

Die Abwahl ist erst der zweite Schritt

 

Für den heutigen Beitrag widmen wir uns einer Hörerfrage von Sebastian. Er wollte wissen: „Was kann man tun, wenn alte Vorstände keinen Platz im Verein machen wollen, sondern bis zum Lebensende im Amt bleiben?“. Diese Frage kommt meistens immer dann auf, wenn irgendetwas im Verein nicht gut funktioniert. Entweder du selber oder auch ein größerer Personenkreis findet, dass Ideen nicht entsprechend umgesetzt werden, Erneuerungen fehlen oder auch die Kommunikation im Verein schlechter geworden ist. Dies ist natürlich von Verein zu Verein sehr individuell zu betrachten, aber es gibt aus unserer Erfahrung gewisse Auffälligkeiten, die sich immer wieder beobachten lassen und welche wir dir vorstellen wollen.

 

 Verein heißt Demokratie

Doch schauen wir uns erst einmal die Ausgangssituation an. Grundsätzlich sind Vereine demokratische Gebilde. Das heißt jedes Mitglied kann entscheiden, wer zum Vorstand gewählt wird. Dies setzt allerdings auch voraus, dass es überhaupt einen Gegenkandidaten gibt. Wenn dies nicht gegeben ist, ist die logische Folge, dass der alte Vorstand weiterhin im Amt verbleibt.

Desweiterem stellen sich bei allen (potentiellen) Kandidaten auch die folgenden Fragen:

  • Wer ist gut vernetzt und beliebt?
  • Wer hat Ideen und kann sich gut verkaufen?
  • Wer hat überhaupt die Zeit und Lust auf das Amt?
  • Wem wird das Amt zugetraut?

Das heißt am Ende stellt sich auch immer die Frage, kann eine Gegenkandidatur erfolgreich sein und wenn ja, wie? Diese Fragen sind deshalb so wichtig, weil es schon Vereine gab, die sich so aufgerieben haben bei solchen Kandidaturen, dass am Ende gar kein Vorstand mehr vorhanden war. Und das sollte nicht so sein, schließlich soll ein Verein und die Ehrenamtsarbeit Spaß machen.

 

Erst das Gespräch suchen

Damit das nicht passiert, solltest du dir als Vereinsstratege Gedanken darüber machen, wie du mit der Unzufriedenheit im Verein umgehst. Und da lautet unser erster Vorschlag – suche den Dialog mit dem Vorstand. Manchmal ergeben sich aus diesen Gesprächen unkomplizierte Fortschritte, die man so vorher gar nicht erwartet hätte.

Häufig ist es nämlich so, dass man bei Gesprächen aneinander vorbeiredet. Da hilft es dann, einmal die Perspektive des Vorstandes zu schlüpfen und sich zu fragen: „Wieso verhält sich der Vorstand so, wie er es tut?“. Wenn du bei diesen Überlegungen den Grund findest, hast du eine ganz andere Möglichkeit im Gespräch mit dem Vorstand eine Lösung zu finden, weil du ihm zeigen kannst, dass du für seine Ansichten Verständnis hast.

Im Gespräch ist es allerdings wichtig, dieses sachlich zu führen und es nicht emotional werden zu lassen. Dafür ist es auf jeden Fall notwendig, das Gespräch in einem ruhigen Rahmen durchzuführen und nicht zwischen Tür und Angel. Falls es doch emotional werden sollte, weise dein Gegenüber darauf hin und bitte im Zweifel um eine Verschiebung des Gesprächs. In einem neuen Gespräch kann es dann auch sinnvoll sein eine neutrale dritte Person als Mediator dabei zu haben. Vorab kannst du auch noch ein Gespräch führen mit einer Person, die sowohl einen guten Zugang zu dir als auch zum Vorstand hat. Dieses Gespräch läuft meist neutraler ab und du gewinnst wertvolle Informationen.

Wenn ihr mehre Personen seid, die unzufrieden seid, dann sammelt eure Einwände und schickt nur einem zu dem Gespräch. Den Hintergrund kennst du vielleicht aus einem Vorstellungsgespräch. Eine ungleiche Personenanzahl ist für ein Gespräch nicht förderlich. Der Vorstand könnte sich nur aufgrund der Konstellation unterbewusst zur Verteidigung gezwungen fühlen und das erzeugt kein konstruktives Gespräch. Während des Gespräches solltest du den Vorstand auch immer wieder dafür loben, was gut läuft im Verein, aber auch bestimmt drauf hinweisen, was nicht. So merkt er oder sie, dass es keine Generalabrechnung werden soll, sondern wirklich um das Wohl des Vereins geht.

 

Die Kandidatur

Falls du über den Dialog nicht die erwünschten Änderungen erreichst, kannst du immer noch die Demokratie für dich nutzen. Allerdings musst du dich hier gut vorbereiten. Wenn du nicht selber antreten willst, dann suche dir einen oder mehrere geeignete Personen, welche aus der Sicht des Gesamtvereins eine große Unterstützung haben. Erarbeite mit ihnen gemeinsam einen Plan und schreibt die Ideen nieder. Überlegt euch, was sind die Kernpunkte, die ihr verbessern wollt? Wie stellt ihr das an und welche Ressourcen sind dafür notwendig? Überlegt euch, wie der bisherige Amtsträger in dem Konzept eine nützliche Rolle spielen kann?

Als nächstes würden wir dir immer empfehlen, den Plan der Gegenkandidatur dem Amtsinhaber mitzuteilen. Damit vermeidest du später schlechte Stimmung im Verein und machst dir keine unnötigen Feinde. Der Amtsinhaber kann so vorab entscheiden, ob er gegen dich/euch antreten will oder nicht. Vielleicht ist er insgeheim sogar froh, dass es neue Ideen gibt und tritt freiwillig in den Hintergrund. Teile ihm auf jeden Fall mit, welche Rolle du für ihn in dem neuen Konzept vorgesehen hast, damit er sein Gesicht wahren kann. Aber vielleicht möchte er auch die Gegenkandidatur verhindern und lenkt schlussendlich doch für die Umsetzung der Ideen ein.

Erst wenn der bisherige Vorstand informiert ist, solltest du deine Pläne im gesamten Verein publik machen und in den Wahlkampf gehen. Hier solltest du für deine Ideen werben und erläutern, warum der Verein davon profitiert. Sicherlich werden dir einige Mitglieder am Anfang etwas kritisch gegenüberstehen, aber mit guten Argumenten wirst du sie sicherlich überzeugen können. Vorbereitung ist alles! Dabei hilft es sicherlich auch, wenn ihr genügend Vorlauf bis zur Wahl für alle Beteiligten lasst und nicht drei Tage vor der Wahl mit den Ideen um die Ecke kommt. In dieser Zeit kannst du nämlich auch erklären, dass du vorher den Dialog gesucht hattest mit dem Amtsträger, aber es einfach keine andere Möglichkeit mehr gab als diese Kandidatur.

Am Wahltag musst du allerdings auch mit dem Ergebnis leben. Wenn du siegreich bist, bedanke dich – egal was passiert ist – beim alten Vorstand für die geleistete Arbeit. Er hatte schließlich auch das Vereinswohl deines Vereins im Kopf und hat bestimmt viel dafür getan, dass ihr heute dort steht, wo ihr seid. Wenn es keine Mehrheit für deine Person und damit für deine Ideen gab, dann solltest du trotzdem nicht alles hinwerfen. Dann genieße den Sport, den du im Verein ausübst und engagiere dich in dem Maße, wie du das möchtest.

 

Die Alternative

Wenn die Kandidatur nichts für dich und deine Mitstreiter ist, haben wir noch einen anderen Ansatzpunkt. Ihr solltet euch überlegen proaktiv eine Projektgruppe zu bilden und eurer Anliegen ergebnisoffen dem Vorstand mitzuteilen. Wenn du hier die Legitimation des Vorstandes bekommst, könnt ihr recht autark arbeiten und eurem Thema und dem Verein einen Schub geben. Häufig ist es nämlich so, dass die Vorstände zu dieser „Macht-ihr-mal-Mentatlität“ neigen. Ihr solltet aber natürlich trotzdem vorher ein Budget und die entsprechenden Entscheidungskompetenzen abklären. Für euch ist der Vorteil, dass ihr euch damit nicht für Ämter verpflichtet und damit zeitlich nur befristet eingebunden seid.

Wenn du uns selber gerne eine Frage stellen möchtest, welche du gerne im Podcast beantwortet haben willst, dann würden wir uns freuen, wenn du uns eine Mail an info@vereinsstrategen.de sendest. Hier kannst du uns natürlich auch sonstige Anmerkungen oder Kritik zukommen lassen. Wenn dir der Beitrag oder der Podcast gefallen hat, würden wir uns freuen, wenn du uns in deinem Verein weiterempfiehlst. Vielen Dank im Voraus!

 

Deine Vereinsstrategen

(Martin Schüttler)

 

Vereinsziele: Bessere Kommunikation! Mehr Mitglieder!

Vereinsziele: Bessere Kommunikation! Mehr Mitglieder!

Vereinsentwicklung

Mitgliedergewinnung und Kommunikation im Verein

 

Mitgliedergewinnung und interne Kommunikation sind zwei der wichtigsten Themen, womit sich Vereine auseinandersetzen müssen. Deswegen haben wir die Möglichkeit genutzt und uns mit den österreichischen Vereinsberaterkollegen Angelika Guttmann und Manuel Lanzerstorfer von Flowcity ausgetauscht. Der Beitrag stellt eine Zusammenfassung der Podcast-Episode dar und ist entsprechend in die zwei Themenbereiche aufgeteilt.

Thema: Mitgliedergewinnung

Laut Flowcity ist das allerwichtigste zur Mitgliedergewinnung eine häufige und vor allem persönliche Ansprache von (interessierten) Personen. Dabei ist es wichtig die Vereinsbotschaft nach außen zu tragen – frei nach dem Motto: „Wenn man von etwas überzeugt ist, darf man das auch ansprechen.“. Das bedeutet also, dass man den Mehrwert, den Mitglieder und Vereinsvertreter bei ihrem Verein sehen, nach außen darstellen soll. Mitglieder machen das aber nur freiwillig, wenn sie im Verein motiviert sind und sich wohlfühlen. Dann entsteht automatisch Mundpropaganda. Ziel muss es im Verein also sein, genau diesen Zustand zu erreichen und Mitglieder zu Multiplikatoren werden zu lassen. Aus der Erfahrung heraus lässt sich dies am besten erreichen, wenn die Mitglieder in die Vereinsarbeit integriert sind, denn dann fühlen sie sich ernst genommen und wertgeschätzt. Natürlich kann man nicht alle Mitglieder sinnvoll in die Vereinsarbeit integrieren. Deshalb ist es die Kunst im ersten Schritt, die Mitglieder auszuwählen, welche aufgrund ihrer Fähigkeiten zum einem die Arbeit gut erledigen können und zum anderen auch viele Menschen erreichen können. Dies kann man dann nach und nach auch auf andere Mitglieder erweitern. Beachte dabei aber immer, dass ein Mitglied in erster Linie nicht für den Verein arbeitet, sondern für sich selbst und die Gemeinschaft. Deswegen ist auch der Mehrwert für das Mitglied im Verein neben der reinen Dienstleistung, alles was darüber hinaus geht – z.B. die Gemeinschaft oder auch ein Heimatgefühl.
Grundsätzlich ist es wichtig, um Mitglieder zu gewinnen, regelmäßig Aufmerksamkeit für den Verein zu schaffen. Neben der Mundpropaganda kommt hier Social Media eine größere Rolle zu, auch wenn es in seiner Wirkung unspezifischer ist. Nutze dieses Medium z.B. in der aktuellen Situation als Informationsinstrument. Wenn die Sportvereine nach dem Lockdown wieder regelmäßigen Sportbetrieb anbieten, wird es schwierig, alle Mitglieder wieder zurück in den Vereinsalltag zurückzuholen. Social Media kann dabei ein Instrument sein, wenn z.B. Bilder und Videos vom Traininsgbetrieb gezeigt werden.
Dazu passt auch die Antwort von Flowcity in Bezug auf die Frage, was schwieriger ist – Mitglieder gewinnen oder Mitglieder halten? Aus ihrer Sicht ist es das Halten. Denn gerade, wenn sie zu Beginn in einem Verein eingestiegen sind, ist das Risiko, dass sie wieder zeitnah aussteigen recht hoch. Deswegen ist es bei einem Neueintritt extrem wichtig, dass das Mitglied emotional gebunden wird und das Gefühl erhält, dass es Teil der Gemeinschaft ist. Dabei kann ein Kümmerer bzw. Buddy hilfreich sein, welchen man bei Fragen oder Problemen ansprechen kann. So werden bei Personen Unsicherheiten reduziert und die Wahrscheinlichkeit deutlich verringert, dass sie abspringen.
Doch was sollst du tun außer Social Media zur Reaktivierung nach Corona zu verwenden. Das wichtigste ist, zu beginnen und nicht abzuwarten. Plant im Verein Veranstaltungen und führt sie auch durch. Doch beachte dabei, dass der Lockdown auch Spuren bei den Ehrenamtlern und Mitgliedern hinterlassen hat. Die Menschen hatten wenig persönlichen Kontakt, es wird also mehr Vorbereitungszeit benötigen, bis alles wieder wie gewohnt läuft. Wenn der Verein gleich wieder von 0 auf 100 startet, könnte es passieren, dass sich die Vereinsmitglieder etwas überrumpelt fühlen. Außerdem bedenke, dass es auch Personen geben kann, dass sich erst wieder an größere Menschengruppen gewöhnen müssen. Wenn du so einen Fall bei dir im Verein hast, habe Geduld und zeige Verständnis.
Um ausgetretene Mitglieder wieder zurück in den Verein zu holen, reicht Social Media meist natürlich nicht aus. Denn es gibt wahrscheinlich Gründe, wieso sie den Verein verlassen haben. Hier solltest du auf jeden Fall das persönliche Gespräch suchen. Entweder du kannst die Person erfolgreich zurückgewinnen oder du erfährst zumindest, was die Gründe für den Austritt waren. Führe diese Gespräche aber erst, wenn du auch wieder Veranstaltungen durchführen kannst, um dem Mitglied auch etwas anbieten zu können.
Wovon du allerdings absehen solltest, sind die Durchführung von Rabattaktionen bei Mitgliedschaften. Aktionen wie „Mitglied wirbt Mitglied“ oder „Das erste Jahr kostet die Mitgliedschaft 50% weniger“ schaden mehr, als das sie nützen. Ja, der Verein wird kurzfristig wahrscheinlich mehr Mitglieder gewinnen, aber langfristig wird es eher schädlich sein. Zum einem muss man sich fragen, warum tritt jemand in einen Verein ein? Denn wenn durch so eine Aktion die intrinsische Motivation der Person zerstört wird, wird sie auch zukünftig immer wieder Rabatte haben wollen. Das wird sich mit der Zeit auch auf andere Bestandsmitglieder übertragen. Am Ende gefährdet der Verein damit dann seine finanzielle Basis.

Thema: Kommunikation

Gute Kommunikation im Verein machen drei Punkte aus. Kommunikation sollte wertschätzend sein, auf Augenhöhe stattfinden und die Mitglieder sollten das gleiche Ziel haben bzw. das gleiche Bedürfnis befriedigen wollen. Um dies zu erreichen, muss sich ein Verein darüber im Klaren sein, welches Zielbild er verfolgen möchte. Schließlich hat jedes Mitglied ggf. andere Ansichten über seine persönlichen Ziele innerhalb des Vereins, aber auch für den Verein selber. Hier gilt es, dass diese verschiedenen Ziele sinnvoll zusammengeführt werden. Häufig ist es aber so, dass Vereine ihre Ziele nicht klar oder auch gar nicht kommunizieren. Das führt zu Unzufriedenheit und eine Weiterentwicklung des Vereins kann nicht stattfinden.
Eine Möglichkeit für die Entwicklung und Festlegung der Vereinsziele sieht FlowCity in Klausurtagungen, wo sich alle Personen ungestört von äußeren Einflüssen teilweise einen ganzen Tag zusammensetzen und die strategische Ausrichtung des Vereins besprechen. In Deutschland wird dies meist in Form eines Workshops gemacht. Grundsätzlich werden für so eine Klausurtagung vorher die Ziele und der Tagesablauf festgelegt. Moderiert wird die Veranstaltung meist von einer neutralen externen Person, die Erfahrungen in er Durchführung von solchen Tagungen hat. Dieser Moderator achtet außerdem darauf, dass die Kommunikationsregeln eingehalten werden. Ziel muss es sein, dass alle Personen zur Sprache kommen können und nicht nur die dominanten Charaktere, welche auch sonst im Verein den Ton angeben. Wie dein Verein auch immer plant, so eine Austauschrunde zur Zielfestlegung durchzuführen, wichtig ist, dass darauf geachtet wird, dass sich alle Mitglieder mit dem gewählten Format wohlfühlen und sich jeder trauen kann, seine Meinung zu sagen.
Zu guter Kommunikation gehört auch, dass die Mitglieder, die Sitzungen oder Veranstaltungen kommen, nicht dafür fertig gemacht werden, dass so wenige Personen gekommen sind. Denn damit erreicht man genau das Gegenteil, von dem was man will. Dieses anwesende Mitglied wird es sich zwei Mal überlegen, ob es zur nächsten Sitzung kommt oder nicht. Viel besser ist es, dass die Mitglieder, welche an der Sitzung teilnehmen, das Gefühl bekommen, dass es schön ist, dass sie da sind, und dass ihnen der Rücken gestärkt wird.
Wenn Probleme in der Kommunikation festgestellt werden, hat das meist auch mit der Stimmung im Verein oder genauer mit der Stimmung innerhalb des Vorstands zu tun. Wenn die Beziehungsebene zwischen den einzelnen wichtigen Personen nicht passt, gehen Informationen verloren oder werden absichtlich nicht weitergegeben. Hier gibt es nur die Lösung, dass man die Differenzen in der Beziehungsebene löst und somit auch die Kommunikation verbessert.
Auch haben wir im Podcast über gute digitale Kommunikationsmittel gesprochen. „Whats App“ sehen Manuel und Angelika kritisch. Meist fühlt sich durch die Größen der Gruppen keiner direkt angesprochen, die Chats sind häufig überladen, die Rückmeldungen sind überschaubar und wenn einer etwas als negativ oder positiv einschätzt (Daumen hoch oder runter), folgen die anderen meist mit der gleichen Einschätzung, so dass sich keine förderliche Diskussion ergibt. Was die Beiden allerdings empfehlen, ist ein altmodisches Informationsmedium – die Sammel-SMS. Diese Möglichkeit hat sich aus ihrer Erfahrung heraus bewährt vor alle für sehr wichtige Informationen. Desweiterem sehen sie auch die immer stärker werdenden Vorteile von Vereins-Apps. Sie können grundsätzlich extreme Vereinfachungen in der Organisation mit sich bringen, sei es in Bereichen wie Mitgliederverwaltung, Datenverwaltung, Online-Speicher (Cloud) oder auch Terminkalenderfunktionen.

Wir hoffen, dass dieser Artikel dir einige neue Erkenntnisse gebracht hat und du Ideen auch in deinem Verein umsetzen kannst. Der Podcast ist in gewissen Punkten noch ausführlicher und gerade über das Thema Mitgliedergewinnung haben wir in anderen Folgen schon häufiger gesprochen. Höre also gern auch in die anderen Folgen von uns rein oder lies die zugehörigen Artikel.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

Positionierung Integration: Mitglieder und Sponsoren gewinnen

Positionierung Integration: Mitglieder und Sponsoren gewinnen

Vereinsentwicklung

Positionierung ohne sportlichen Erfolg

 

Integration kann neben seiner gesellschaftlichen Wichtigkeit auch ein Weg sein, seinen Verein stärker zu positionieren und damit neue Mitglieder zu erreichen. Hierfür haben wir Roy Gündel als unseren Experten für Integration erneut in den Podcast eingeladen. Er ist Leiter des Fachbereichs Integration und Sport/soziale Arbeit beim LSB Niedersachsen. Der Beitrag ist eine Zusammenfassung der wesentlichen Aspekte des Interviews.

Gleich vorneweg das Fazit: Ja, es macht Sinn, dass sich Vereine in vielen gesellschaftlichen Belangen stark positionieren. Das liegt schon in der Grundstruktur der Vereine selbst verankert. Sie übernehmen soziale Funktionen und können deswegen auch nicht unpolitisch sein. Jeder Verein sollte sich schließlich zu den Grundwerten einer liberalen Demokratie bekennen, auch wenn die meisten parteipolitisch neutral sind. Der Bereich der Integration ist deswegen besonders interessant, weil bei einer starken Positionierung Vorteile für den Verein winken. Er wird bei einem hohen Engagement als relevanter Akteur vor Ort wahrgenommen. Dies erleichtert aber auch die Zusammenarbeit in anderen Bereichen bzw. hilft eigene Belange in anderen Fragestellungen durchzusetzen.

Die Vorteile der Positionierung „Integration“

Deswegen schauen wir als nächstes einmal darauf, was passieren könnte, wenn ein Verein sich für die Positionierung im Bereich der Integration und des gesellschaftlichen Zusammenhaltes entscheidet. Grundsätzlich vertritt man mit dieser Positionierung Werte außerhalb des sportlichen Erfolgs. Diese Werte und die Menschen, die ihr damit erreicht, können für bestimmte Unternehmen vor Ort attraktiv sein. Sie wollen von eurem Image partizipieren und damit erscheint ein Vereinssponsoring möglich.
Ebenso werden aber auch die Kommunen mehr auf euch aufmerksam, da ihr einen gesellschaftlichen Mehrwert vor Ort geniert. Ihr fördert die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, bringt Menschen zusammen, fördert den sozialen Austausch und schafft für Menschen eine neue Heimat. Dies sind meist genügend Gründe für eine Kommune euch zu unterstützen bei Themen wie Hallenzeiten, Bau von neuer Infrastruktur oder auch Zuschüssen. Der sportliche Erfolg dagegen ist der Kommune egal.
Wahrscheinlich ist aber auch, dass ihr eure Mitgliederbindung erhöht. Die Mitglieder kommen nicht nur wegen dem Training zu euch, sondern vor allem wegen der Menschen. Allein für den Sport könnten sie auch woanders hingehen. Die Mitglieder finden das, wofür der Verein steht gut und unterstützenswert. Dann ist es auch nicht unwahrscheinlich, dass selbst Mitglieder, welche nicht mehr in der Nähe des Vereins wohnen oder nicht mehr aktiv Sport treiben, trotzdem ihre Mitgliedschaft behalten wollen, weil sie das Engagement des Vereins im Bereich Integration unterstützen wollen.
Wenn man sich für die Positionierung „Integration“ entscheidet, muss man dies aber auch immer im Gesamtspektrum des Vereins sehen. So ist die Integrationsarbeit als die eine Positionierung auch nicht zielführend, weil man dann zu einseitig arbeitet. Man darf allerdings auch nicht zu viele Schwerpunkte setzen, weil es dann auch keine Schwerpunkte mehr sind. Hier besteht die Gefahr, dass sich Vereine übernehmen, denn häufig gehen diese Schwerpunkte auf einzelne Personen oder Personengruppen zurück. Hört eine Person im Verein auf, so kann der Schwerpunkt wegbrechen oder sich durch den Personenwechsel stark verändern. Diese Fluktuation muss bedacht werden und es muss vorher festgelegt werden, wie solche personellen Verluste aufgefangen werden. Dafür ist es aber wichtig die richtigen Prioritäten bzgl. des Gesamtvereins zu setzen. Nicht jeder Verein muss jedes Thema zu seiner Priorität erklären, viel wichtiger ist die Frage: „Was ist sinnvoll und was möchte ich?“.

Gefahren bei der Positionierung „Integration“

Die Wichtigkeit mehrere Schwerpunkte zu setzen, anstelle sich nur auf „Integration“ zu fixieren, wurde gerade schon beschrieben, aber nicht, warum die Fixierung eigentlich ein Fehler ist. In erster Linie sind alle Mitglieder in einem Sportverein Sportler. Doch wenn ein Verein sich nur auf die Integration fixiert, besteht die Gefahr, dass dieses Thema alles andere überstrahlt und Menschen auf ihre Herkunft reduziert werden. Aus Sportlern werden dann Migranten in der Wahrnehmung, also genau das Gegenteil von dem, was eigentlich gewollt ist. Hier muss am Ende entschieden werden, inwieweit trage ich diese Positionierung nach außen oder setze sei einfach im Verein um.
Eine weitere Gefahr ist, nicht ausreichend auf die Resonanz der Mitglieder zu hören. Es gibt immer Vorbehalte und Widerstände bei einer solchen Positionierung. Wichtig ist es genügend Raum für den Austausch zu geben, um interkulturelle Konflikte zu klären und zu lösen. Natürlich darf dieser Austausch nur in vorher festgelegten Grenzen erfolgen, sollte immer auf Augenhöhe erfolgen und man sollte nicht übereinander, sondern miteinander sprechen. Beachtet hier auch den entsprechenden Sprachgebrauch eurer Mitglieder. Mit dieser Resonanz kann man dann Schritt für Schritt den Verein und auch die Positionierung weiterentwickeln und festigen.

Mitgliedergewinnung durch die Positionierung „Integration“

Für die Mitgliedergewinnung ist jede Positionierung nur ein Mosaikstein unter mehreren. So sind zur Gewinnung z.B. auch die Ansprechwege, die Angebotspalette im Verein oder auch das Auftreten von Hürden beim Vereinseintritt entscheidend. Grundsätzlichist es schwierig die Wirkung von „Integration“ quantitativ zu messen, da die Datenlage in diesem Bereich eher gering ist, aber es gibt Tendenzen, dass ich mit einer klaren Positionierung durchaus Vorteile bei der Mitgliedergewinnung habe. Wenn Menschen vorher keinen Kontakt zu Vereinen hatten, es also keine Sozialisation in diesem Bereich gab, dann können Leute über ein Integrationsprojekt an den Verein herangeführt werden und über den Austausch mit den Menschen teilweise auch fest an den Verein gebunden werden.
Im Podcast wurden u.a. zwei Beispiele angesprochen, einmal ein Bauchtanzkur und ein Fahrradkurs. Diese Angebote sind sehr niederschwellig und haben in der Praxis sehr integrativ gewirkt. Der Bauchtanzkurs wurde bespielweise später sogar fest ins Vereinsportfolio aufgenommen, weil er sehr gut angenommen wurde. Ein Fahrradkurs kann dabei helfen den Aktionsradius zu erhöhen und Menschen überhaupt erst das regelmäßige Vereinstraining zu ermöglichen. Höre hier gerne noch einmal rein, wenn dich dies näher interessieren sollte.
Die Frage ist jetzt natürlich: „Wie finde ich das richtige Angebot, um Migranten zu gewinnen?“. Und hier kann man ganz klar sagen, dass auch diese Frage aufgrund der schlechten Datenlage nicht eindeutig zu beantworten ist. Fest steht aber, dass folgende Faktoren einen Einfluss haben:

  • Nicht das Angebot bindet die Personen an den Vereinen sondern die Menschen. Integration muss im gesamten Verein gedacht werden, eigene Stereotypen sollte man hinterfragen und der Verein sollte sich regelmäßig reflektieren.
  • Wie viele Migranten überhaupt in meiner Region leben, ist individuell. In Großstädten gibt es meist mehr Menschen mit Migrationshintergrund als in ländlicheren Regionen. Im ländlichen Raum kommt dazu noch das Thema der Erreichbarkeit des Vereinsgeländes. Nicht jede Person hat ein Auto, um regelmäßig zum Training zu kommen. Dies beeinflusst natürlich auch deine mögliche Positionierung im Bereich Integration und deren Umsetzung.
  • Wer sich engagiert in der Integrationsarbeit, bekommt meist mit der Zeit auch einen diverseren Verein.

Angebotsbedarf ermitteln und umsetzen

Grundsätzlich sollte man genau im Verein prüfen, ob es sinnvoll und auch realistisch ist, ein Angebot umzusetzen, was es vor Ort noch nicht gab. Nehmen wir als Beispiel Cricket. Als erstes muss man schauen, ob der Bedarf nach Cricket in der Region artikuliert wird. Da der Sport in Deutschland eher unbekannt ist, wird er vor allem von Migranten mit pakistanischen Wurzeln gespielt. Angenommen der Bedarf wird z.B. in der Flüchtlingshilfe von genügend Personen artikuliert, dann sollte man sich als nächstes mit der Tatsache des schwierigen Spielfeldes auseinandersetzen. Die typischen Maße sind in Deutschland auf Sportplätzen sehr unüblich und deswegen müsste man für diesen Sport meist ein neues Spielfeld errichten. Am besten behilft man sich hier mit provisorischen Feldern und schaut erst einmal, ob die Gruppe dauerhaft zusammenbleibt. Erst dann sollte man weitere Schritte planen und ggf. darüber nachdenken eine Abteilung zu gründen. Wichtig ist es einfach zu Beginn kreativ zu sein und neue Sachen auszuprobieren. Im Fall von Cricket hat der Zuzug von Sporttreibenden dazu geführt, dass sich die deutschen Verbandsstrukturen im Cricket weiterentwickeln konnten und deutlich stärker sind als vor der Flüchtlingskrise.
Ziel eines Vereines bleibt es aber, neue Mitglieder durch Angebote zu gewinnen. Bei allen Sportarten im Wettkampfsport ist es leichter Personen zu überzeugen. Hier ist die Mitgliedschaft eine Grundvoraussetzung zur Teilnahme am Wettkampfbetrieb. Bei den verbleibenden Sportarten sieht es anders aus. Man sollte deshalb zu Beginn bei interessierten Personen mit Migrationshintergrund keine Mitgliedschaft erzwingen. Viel wichtiger ist es, dass das Angebot am Anfang möglichst unverbindlich ist. Gebt den Personen die Möglichkeit sich auszuprobieren und sich mit dem Angebot vertraut zu machen. Für diesen Zeitraum stellt der LSB Niedersachen z.B. Fördermittel zur Verfügung um den finanziellen Aufwand für das kostenlose Angebot auszugleichen. Bei einer positiven Entwicklung des Angebotes sollte man versuchen, die Personen von einer Mitgliedschaft zu überzeugen. Beim Cricket geht das wegen dem Wettkampfcharakter und der homogenen Gruppe tendenziell einfacher als z.B. beim Bauchtanzkurs.
Hier noch ein Hinweis zum Thema homogene Gruppen. Diese haben Vorteile aber auch Herausforderungen. Wenn ihr z.B. jetzt ein Cricket-Angebot mit einer vorhandenen Gruppe mit Migrationshintergrund bei euch im Verein implementieren wollt, hilft es sehr, wenn ihr einen Kümmerer im Verein habt (Was ein Kümmerer ist, erfährst du hier.). Dieser verbindet die Gruppe mit dem Rest des Vereins. Hierzu sollte er Räume zur Verständigung im Verein etablieren. So haben die verschiedenen Personen eine Möglichkeit sich auszutauschen und sich besser kennenzulernen. Der große Vorteil von homogenen Gruppen zu Beginn ist aber, dass sich Personen aufgrund der gleichen Sprache und Ansichten eher in der Gruppe fallen lassen können und nicht auf sich allein gestellt sind. Hierdurch habt ihr die Möglichkeit nicht nur einzelne Personen, sondern ganze Gruppen für euren Verein als Mitglieder zu gewinnen. Und je nach Sportart können sich diese Gruppen dann mit der Zeit auch stärker natürlich durchmischen, so dass sie aus Personen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen besteht.

Wie starte ich?

Schaut euch einfach in der Umgebung um und stellt euch folgende Fragen:

  • Mit wem habe ich es vor Ort zu tun?
  • Wen gibt es im Einzugsbereich schon?
  • Welche Angebote gibt es bereits (auch außerhalb des Sports)?

Mit den Trägern, welche Angebote anbieten, sollte man in Kontakt treten und schauen, ob man einen Aktionstag mit eigenen Angeboten gemeinsam durchführen kann. Dieser sollte so konzipiert sein, dass er schnell auf den Weg gebracht werden kann, so dass es nicht schmerzt, falls er am Ende nicht von Erfolg gekrönt ist. Danach beginnt die Nachbereitung. Je nach Bewertung des Tages solltet ihr auf dieser Grundlage entscheiden, was die nächsten Schritte sein sollten.
Potentielle Institutionen, wo man sich für Kooperationsarbeit hinwenden kann, um Migranten für den Sport und den Verein zu begeistern sind Flüchtlingsheime (z.B. Sporttag für Geflüchtete), Jugendtreffs oder Schulen. Außerdem zeigt es sich, dass es von Vorteil ist, Eltern-Kind-Angebote im Programm zu haben und die Kinder somit früh an den Verein zu binden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Positionierung „Integration“ durchaus lohnen kann, aber einige Besonderheiten beachtet werden müssen, um erfolgreich zu sein. Wir hoffen, dass dir dieser Beitrag dabei hilft, dein Vorhaben umzusetzen. Im Podcast gehen wir noch einmal stärker auf gewisse Teilaspekte dieses Beitrags ein. Höre also gern rein. Falls du Fragen oder Anmerkungen haben solltest, schreibe uns gern eine E-Mail an info@vereinsstrategen.de. Und wenn du uns einen Gefallen tun möchtest, dann empfehle uns einfach weiter.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

Mitgliedschaftsmodelle vom Profisport in der Analyse

Mitgliedschaftsmodelle vom Profisport in der Analyse

Lernen vom Profisport

Lebenlange Mitgliedschaft in deinem Verein?

 

Ein Element, was es sowohl in einem Verein des Profisports als auch des Breitensports gibt, sind die Mitgliedschaften der Vereinsmitglieder. Einige Vereine in der Fußballbundesliga haben allerdings mehr als 100.000 Mitglieder, was für einen normalen Verein des Breitensports unvorstellbar ist. Machen die Profivereine also etwas besser? Genau darum soll es in diesem Betrag gehen.

Jeder Verein ist in seiner Mitgliederstruktur etwas anders aufgestellt. Wir stellen euch die Struktur beispielhaft einmal für den Verein von Pascal vor:

  • Normale Mitgliedschaft zzgl. Abteilungsbeiträge berechtigen zur Sportteilnahme
  • Passive Mitgliedschaft ohne Sportteilnahme
  • Mitgliedschaft Kinder und Jugendliche zzgl. Abteilungsbeiträge berechtigen zur Sportteilnahme
  • Familienmitgliedschaft (2 Erwachsene und min. ein Kind) zzgl. Abteilungsbeiträge
  • Mitgliedschaft im Förderverein

Wahrscheinlich kennst du die meisten Elemente auch aus deinem Verein. Vergleichen wir das doch jetzt einmal mit dem Profisportbereich. Im Schwerpunkt haben sich drei Mitgliedschaftsmodelle herausgebildet. Das ist einmal die Vollmitgliedschaft (dazu gehört auch die Familienmitgliedschaft), die Fördermitgliedschaft und die lebenslange Mitgliedschaft. Eine Probemitgliedschaft gibt es nicht und die Mitgliedschaft wird immer für ein Jahr abgeschlossen.

Die drei Mitgliedschaftsmodelle im Vergleich

Der Anreiz, warum Mitglieder in einen Profisportverein eintreten, unterscheidet sich zum Teil stark vom Breitensport – jeder denkt sofort an das „FAN-SEIN“. Ein Mitglied was von einem Verein Fan ist, möchte meist keinen Sport treiben, aber öffentlich Teil der Vereinsgemeinschaft sein. Für dieses Mitglied bietet sich die Fördermitgliedschaft an. Sie ist zum einem kostengünstiger als die Vollmitgliedschaft, zum anderen bietet sie alle Benefits, welche einen Fan interessieren. Das sind z.B. Vorkaufsrechte für Karten, Rabatte im Fanshop, Einkaufsrabatte beim Sponsor, Erhalt des (digitalen) Mitgliedermagazins oder Willkommensgeschenke. Etwas überspitzt gesagt, ist eine Fördermitgliedschaft vergleichbar mit einer Kundenkarte, um exklusive Inhalte zu bekommen – denn ein Wahlrecht auf der Mitgliederversammlung hat man mit dieser Art Mitgliedschaft nicht.

Die Vollmitgliedschaft ist vergleichbar mit der vorhin erwähnten normalen Mitgliedschaft. Man hat also das Recht in einer bestimmten Abteilung Sport zu treiben. Ein zusätzlicher Abteilungsbeitrag ist eher unüblich. Manche entscheiden sich für einen Profisportverein, weil sie in „ihren Farben“ in der 3. oder 4. Mannschaft spielen und trainieren wollen. Im Jugendbereich haben Kinder und Jugendliche vor allem das Ziel später einmal den Sprung zum Profi zu schaffen und finden dafür sportlich perfekte Bedingungen vor. Doch auch in den anderen Abteilungen in einem Profisportverein bieten sich interessante Möglichkeiten, denn durch die professionellen Strukturen und die gute Finanzausstattung gibt es meist die Möglichkeit, auch in den anderen Sportarten höherklassig zu spielen. Ein ganz klassisches Training ohne hohe sportliche Ambitionen ist natürlich auch möglich. Bei einer Vollmitgliedschaft gibt es grundsätzlich die gleichen Benefits wie bei einer Fördermitgliedschaft, allerdings ist man stimmenberechtigt bei der Mitgliederversammlung.
Allerdings muss man sagen, dass neue moderne Sportarten selten in einen Profisportverein aufgenommen werden und dass die meisten Vereine deswegen keine Innovationsführer in diesem Bereich sind. Selbst das Thema E-Sports, was die Fußballclubs immer mehr für sich entdecken, wird vor allem auf dem Spitzenniveau betrieben. Eine Umsetzung für die normalen Vereinsmitglieder mit Training und Wettkämpfen ist meist nicht vorgesehen. Und auch in der Breite ist der E-Sports meist auf Sportsimulationen begrenzt und grenzt damit den Großteil der Gaming-Szene aus. Man muss sich dabei einfach vergegenwärtigen, dass 100.000 Mitglieder auch 100.000 Kundenkontakte für Sponsoren sind und deswegen auch der Fokus eher darauf liegt. Der Bedarf weitere sporttreibende Vollmitglieder zu gewinnen ist begrenzt, weil auch die infrastrukturellen Kapazitäten des Vereins begrenzt sind.

Eine Form der Mitgliedschaft, welche eher ungewöhnlich ist, ist die lebenslange Mitgliedschaft. Bei dieser handelt es sich um eine Mitgliedschaft, wo man einmalig einen hohen Betrag bezahlt und dann bis zum letzten Tag im Leben Mitglied im Verein ist. Meist liegt dieser einmalige Mitgliedsbeitrag zwischen dem 10 bis 12fachen des Mitgliedsbeitrages einer nicht ermäßigten Vollmitgliedschaft. Als Gegenleistung erhält man alle Privilegien der normalen Vollmitgliedschaft und weitere exklusive Benefits. Das können z.B. exklusive Feiern sein oder das Treffen mit Vereinslegenden. Auch wenn diese Mitgliedschaft zum lebenslangen Sporttreiben im Verein berechtigt, werden die meisten Personen diese vor allem aus dem Fan-Gedanken heraus abschließen.
Neben der reinen Mitgliedschaft sollte dahinter aber auch ein ganzheitliches Konzept im Verein stehen. Wenn das Prinzip lautet von der Geburt bis zum letzten Tag, muss sich auch das entsprechende Angebot im Verein finden. Im Baby- und Kleinkinderzeitraum sind z.B. solche Leistungen denkbar, wie Geburtsvorbereitungskurse, Babyschwimmen oder Kinderturnen. Ggf. gibt es sogar eine bevorzugte Aufnahme in einen Kindergarten, wo der Verein der Träger der Einrichtung ist. Ziel muss es sein, dass sich Kinder und Eltern langfristig mit dem Verein identifizieren können. Anschließend kommt der normale Jugend- und Erwachsenensport. Hier kommt es natürlich vor allem auf die Breite des Sportangebotes und dessen Qualität an, um dem lebenslangen Konzept entsprechend Rechnung tragen zu können. Der letzte Lebensabschnitt ist das Seniorenalter. Hier sollte Wert auf Gesundheitssportarten und ein angepasstes Sportprogramm gelegt werden, aber auch ein Veranstaltungskalender mit Ausflügen sollte nicht fehlen. Gerade viele Senioren haben die Gefahr, dass sie vereinsamen und sind bereit auch für Unternehmungen zusätzlich zu zahlen.

Mitgliedermodelle im Breitensport umsetzen

Nachdem wir uns einmal die Mitgliedschaften im Profisport angeschaut haben, wollen wir schauen, was wir davon in den Breitensport übertragen können. Fördermitgliedschaften z.B. haben bereits einige Vereine. Hier musst du dich immer fragen, wieso sollte diese Mitgliedschaft jemand bei dir im Verein abschließen. Entweder er ist Fan, er findet deine Arbeit gut und will dich unterstützen oder er ist nur noch passiv und nimmt keine Angebote mehr wahr. Versuche ihn aber auch ein paar echte Vorteile zu geben. So kannst du darüber nachdenken eine Kooperation mit lokalen Unternehmen, wie Supermärkten, Handwerkern oder Sportläden einzugehen Das ist eine echte WIN-WIN-Situation, der Sponsor bekommt etwas Werbung und ggf. noch zusätzlichen Umsatz und das Fördermitglied bekommt Rabatte beim Einkaufen. Auch eine Einladung des Fördermitglieds zur Weihnachtsfeier oder anderen Feiern sollte nicht fehlen, so haltet ihr den Kontakt und die Kommunikation aufrecht. Dort könnt ihr auch gut zeigen, was die Gelder der Fördermitglieder alles Gutes bewirken. Oder es gibt einen E-Mailsnewsletter, welchen nur Förderer des Vereins erhalten. Deinen Ideen sind da keine Grenzen gesetzt, versuche nur sinnvollen Mehrwert zu generieren, denn man muss ehrlich sagen, dass eine hohe emotionale Bindung, wie z.B. bei einem Profifußballverein eher selten ist. Wenn du gerne möchtest, dass ein bestimmter Zweck bei euch unterstützt wird wie die Jugendarbeit, dann richtet dafür ebenfalls eine Fördermitgliedschaft ein. Hier finden Fördervereine ihre inhaltliche Berechtigung.

Doch kann man auch das Modell der lebenslangen Mitgliedschaft gut im Breitensport umsetzen? Also sinnvoll erscheint es, wenn ihr ein ganzheitliches lebenslanges Konzept in diesem Bereich habt oder euch vorstellen könnt, dieses umzusetzen. Wir glauben, dass sowohl das Konzept als auch die Mitgliedschaft selber das Mitglied emotional stärker bindet. Grundsätzlich kann auch die hohe einmalige Zahlung von mehreren Mitgliedern zu einem Zeitpunkt sinnvoll sein, nämlich wenn ihr z.B. aufgrund einer Renovierung einen erhöhten Eigenkapitalbedarf habt. Aber diese kurzfristige Liquidität geht natürlich zulasten von zukünftigen Zahlungsströmen. Gleichzeitig habt ihr das Mitglied ein Leben lang als „Kostenfaktor“. Ob sich das lohnt, kommt am Ende auf den Einzelfall an. Wenn junge Leute diese Mitgliedschaft z.B. von ihren Großeltern geschenkt bekommen haben und dann wegziehen, hat der Verein am Ende effektiv mehr eingenommen. Wenn ihr in eurem Verein also eine hohe Fluktuation habt, lohnt es sich. Gleichzeitig könnt ihr aber auch so die Bindung erhöhen, weil die Motivation des Wechsels zu einem anderen Verein deutlich geringer ist. Auch kann man das finanzielle Risiko senken, indem man sagt, dass zwar die Mitgliedschaft nur einmal gezahlt werden muss, aber der Abteilungsbeitrag weiterhin normal erhoben wird, wenn es diesen bei dir gibt.

Weitere Tipps aus dem Profisport

Wenn dein Verein sowieso darüber nachdenkt das Mitgliedermanagement umzugestalten, überprüft auch einmal eure Zahlarten. Viele Vereine setzen auf die SEPA-Lastschrift, doch diese hat den Nachteil, dass es immer wieder Mitglieder gibt, wo sie platzt oder zurückgezogen wird. Das schafft neben zusätzlichen Aufwand auch zusätzliche Kosten. Überlegt deshalb, ob es für euch sinnvoll sein kann, auf sichere Zahlarten, wie Kreditkarten, PayPal oder Klarna umzusteigen. Abhängig von der individuellen Vereinssituation muss man hier vorher prüfen, ob es eine Ersparnis gibt.
Der zweite Tipp betrifft den Vertragsabschluss der Mitgliedschaften. Häufig werden diese noch ausgedruckt, unterschrieben und beim Verein eingereicht. Das ist für den Verein zwar rechtssicher, aber zum einem werden die wenigsten Vereine offene Mitgliedsbeiträge aufgrund der Kosten zum Anwalt geben, zum anderen werden gerade potentielle Fördermitglieder außerhalb eurer Region abspringen, wenn sie feststellen, dass sie den Antrag jetzt auch noch zum Briefkasten bringen müssen. Deswegen lasst eure Mitgliedsbeiträge online ausfüllen und „unterschreiben“, das macht auch im Sinne der zunehmenden Digitalisierung der Vereine Sinn. Falls ein Mitglied dann nicht zahlt, lasst ihr es einfach wieder austreten. Für viele andere potentielle Mitglieder ist der Beitritt aber deutlich niederschwelliger und ihr generiert somit mehr Einnahmen.

Wir hoffen wir konnten dir wieder einige Inspirationen liefern, wie du deinen Verein strategisch ausrichten kannst. Wenn du Fragen z.B. zur lebenslangen Mitgliedschaft hast, dann schreibe uns gern eine E-Mail an info@vereinsstrategen.de. Wir freuen uns von dir zu hören.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)