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Fundraising in Aktion – „Lütt schwimmt“

Fundraising in Aktion – „Lütt schwimmt“

Fundraising

Mit einer „coolen“ Idee zu 5.000 Euro

 

Bei 4 Grad Wassertemperatur am 1. Weihnachtsfeiertag in der Nordsee Schwimmen gehen und das alles für einen guten Zweck. Das ist die grobe Zusammenfassung der Aktion „Lütt schwimmt“. Doch wir wollen in diesem Beitrag hinter die Kulissen schauen und dir damit ganz praktisch erklären, wie eine gelungene Fundraisingaktion auch mit überschaubaren Umfang möglich ist.

Die Idee für die Aktion kam dem Vereinsstrategen Pascal und Lena Lütt, als ihr Vater Frank Lütt ein oberkörperfreies Selfie von seinem regelmäßigen Schwimmen in der Nordsee bei ungemütlichen Temperaturen bei Facebook gepostet hatte. Die Reaktionen und Kommentare bei Facebook, aber auch die persönlichen Nachfragen bei Lena über die sportliche Aktivität ihres Vaters, gaben ihr das Gefühl, dass man diese Aufmerksamkeit doch irgendwie nutzen könnte. Recht schnell war die Aktion „Lütt schwimmt“ geboren und sogar ein eigenes Branding und Corporate Design war zeitnah erstellt. Und mit der Zeit und dank penetranter Nachfrage durch Lena, ließ sich der Vater dann auch überzeugen, als Hauptprotagonist für die Aktion bereitzustehen.

Die Spendenaktion im Detail

Die Aktion hat wie folgt ausgesehen. Da es schwierig ist, große Entfernungen im offenen Meer im Winter zurückzulegen, entschied man sich, dass es Frank möglichst lange schwimmend im Meer aushalten sollte. Bevor das eigentliche Schwimmen gestartet war, mussten sich die Spender registrieren. Für eine Minute, die Frank im Wasser bleib mussten sie einen Betrag wählen, welcher dann entsprechend mit den geschwommenen Minuten multipliziert wurde. Die Registrierungsmöglichkeit der Spender erstellte Lena mit einem selbstgestaltetem Google Forms im Design der Aktion.

Da Facebook schon bei dem privaten Post von Frank so gut geklappt hatte, entschied sie sich auch für eine Facebookseite für die Aktion „Lütt schwimmt“. Gegen Instagram wurde sich bewusst entschieden, weil die angestrebte Zielgruppe nicht dort vorhanden ist. Lena sagte allerdings selber, wenn so eine Aktion von einer jungen Frau gemacht worden wäre, hätte sie Instgram auf jeden Fall mit dazu genommen. Es wurden zu Beginn auf der Seite unregelmäßig Posts abgesetzt, meistens wenn Frank mal wieder schwimmen war. Einen richtigen Redaktionsplan mit mehreren Posts am Tag gab es erst in der letzten Woche vor dem Event.  Der Zeitraum zwischen der Eröffnung der Facebookseite und dem Event waren nur knapp 4 Wochen. Trotzdem hatte die Seite über 100 „Gefällt mir“-Angaben. Doch viel entscheidender war die Reichweite, die mit einzelnen Posts erreicht wurden. In der Spitze waren es bis zu 12.000 Personen. Dies war möglich, weil der Beitrag mehrfach geteilt wurde von Personen mit einer hohen Reichweite und weil Frank es natürlich auch auf seiner eigenen Seite geteilt hat. Aber auch in regionale Facebookgruppen wurde der Beitrag geteilt, welche teilweise mehrere tausend Mitglieder umfassten.

Jetzt muss man zu Frank allerdings wissen, dass er Sportreporter für eine Regionalzeit in Cuxhaven ist. Dadurch hat er in der Region eine größere Bekanntheit, was natürlich definitiv geholfen hat, dass die Reichweite erhöht wurde. Hinzu kam, dass sein Arbeitgeber jedes Weihnachten eine Charityaktion durchführt. So konnte die Aktion „Lütt schwimmt“ an die Aktion der Zeitung angedockt werden. Das bedeutet, dass das Geld aus der Aktion ebenfalls, wie das Spendengeld, was die Zeitung generiert hatte, der Cuxhaven Tafel zugutekam. Dies schafft bei den Spendern natürlich ein höheres Maß an vertrauen, dass mit den Spendengeldern ordentlich umgegangen wird. Auch musste so für die Aktion kein spezielles Spendenbankkonto eingerichtet werden. Und natürlich konnte auch die Reichweite der Zeitung genutzt werden, da diese kleinere Artikel über die Aktion veröffentlichte, sowohl bei Facebook als auch in der Printausgabe.

Der Inhalt bei Facebook bestand im Schwerpunkt aus Fotos. Lena merkte allerdings auch schnell, dass Videos besser ankamen und lies sich gerade kurz vor der Aktion auch kreativere Videos einfallen, welche eine größere Reichweite erzielten. Besonderen Wert bei den Posts legte sie dabei auf das Storytelling rund um die sportliche Vorbereitung für den großen Tag. So berichtet Frank in einigen Videos, wie es ihm im jeweiligen Training ergangen war.
Am 25. Dezember wurde dann die Aktion gestartet, Frank schaffte es 15 min im Wasser zu bleiben. Einige waren trotz Coronas an den Strand gekommen für alle anderen gab es einen Facebook-Livestream per Handy, wo Frank auch die Zuschauer online auch begrüßt hatte. Live sahen es etwa 40 Personen und rund 100 Personen zeitversetzt. Der Facebook-Beitrag, wie lange er durchgehalten hatte, hatte die höchste erzielte Reichweite der gesamten Aktion. Selbst einige Spenden gingen nach dem Schwimmen noch ein, obwohl es so eigentlich gar nicht so angedacht war. Am Ende wurden für 15 min eiskaltes Schwimmen 5.000 Euro eingesammelt.

Die Erfolgsfaktoren dieser Fundraisingaktion

Zusammengefasst kann man festhalten, dass folgende Punkte den Erfolg der Aktion ermöglicht haben:

  • Franks eher außergewöhnliches Hobby bei eiskaltem Wetter im Meer schwimmen zu gehen, ist sicherlich spannender als ein Schulspendenlauf. Außerdem ist Leistung außergewöhnlicher auch vom Eventcharakter. Der Schneesturm blieb ihm am Eventtag zwar erspart, er hat allerdings auch bei einer Trainingseinheit unter diesen Bedingungen gefilmt.
  • Frank als regionale Bekanntheit hat sicherlich geholfen, das die Aktion in der Breite ein Erfolg wurde. Er konnte auf ein bestehendes Netzwerk zurückgreifen bzw. hat durch seine Bekanntheit Leute erreicht, die er selber nicht kannte.
  • Es gab durch die Corona-Pandemie einen Grund, wieso besonders die Tafeln und die Leute, welche auf diese angewiesen sind, Hilfe gebraucht hatten.
  • Richtiges Storytelling ist entscheidend, um die Aktion mit Leben zu füllen und zu emotionalisieren. Also wieso macht er das, was macht er da, wie waren die Anfänge der Aktion, wie ist er zu dem Hobby gekommen, was macht er noch nebenbei?
  • Der Zeitpunkt war zu Weihnachten gut gewählt. Alle hatten frei und die Spendenbereitschaft ist höher.
  • Das Branding sollte professioneller wirken, als die Aktion eigentlich war. Dies schafft bei den Spendern Vertrauen.
  • Es gab mit der Zeitung einen starken Partner, sowohl für die Bekanntheit der Aktion als auch für die Seriosität beim Spenden.

Rückblickend würde Lena bei der nächsten Aktion wahrscheinlich noch mehr mit Videos arbeiten und sich dafür auch ein Konzept überlegen, welches z.B. mehr witzige Elemente enthalten würde. Dafür müsste dann allerdings auch mehr Zeit investiert werden. Der Aufwand für die erste Aktion war noch recht überschaubar. Genügend Ideen für eine abgewandelte Form der ersten Aktion hat Lena auf jeden Fall schon Im Kopf. Wir können also gespannt sein, was uns nächstes Jahr zu Weihnachten erwartet.

Wenn ihr jetzt eure eigene Aktion plant, seid kreativ und kopiert nicht einfach. Selbst wenn eine kreative Aktion vielleicht nicht so viele Spenden einsammelt, wie erhofft, habt ihr immer noch mehr als vorher und lernt daraus. Schließlich kann auch keiner sagen, dass ihr mit Altbewährten mehr eingesammelt hättet.
In diesem Sinne viel Erfolg bei deiner nächsten Fundraisingaktion.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)