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Ehrenamt 

Gewinne junge Ehrenamtler

 

In diesem Beitrag soll es darum gehen, wie du Jugendliche bzw. Erwachsene für die Vereinsarbeit begeistern kannst. Die grundsätzliche Annahme von vielen Führungspersonen in Vereinen ist, dass Jugendliche andere Prioritäten in ihrem Leben setzen und sich erst später einbringen wollen. Diesem Mythos möchten wir hier aber energisch widersprechen. Laut einer Studie des deutschem Instituts für Wirtschaftsförderung aus dem Oktober 2019 hat sich der Anteil der ehrenamtlich Engagierten in Deutschland in den letzten 30 Jahren erhöht. Vor allem die Generation der Geburtenjahrgänge zwischen 1982 und 1999 (also zwischen 21 und 38 Jahren alt) engagiert sich mehr als die vorherige Generation in diesem Alter. Doch warum spürt Ihr davon nichts bei euch im Verein?

Viele junge Engagierte – Aber wie gewinne ich sie?

Die Möglichkeiten sich du engagieren sind einfach größer geworden als früher. Es gibt viel mehr Initiativen und Themen, für dich es sich lohnt einzutreten – damit wächst dann aber auch der Konkurrenzdruck der Institutionen untereinander. Viele Jugendliche treten inzwischen für gesellschaftliche Themen ein, die sie direkt betreffen, bekanntestes Beispiel ist sicherlich Fridays for Future. Aber genau dieses „direkt betreffen“ muss eigentlich für Vereine der Ansatzpunkt sein. Du musst versuchen den potentiell Engagierten eine sinnstiftende Aufgabe zu geben.
Hierfür müssen aber erst einmal die Grundlagen gelegt werden. Du und deine Vereinskollegen müssen sich erst fragen:

  • Wollt ihr wirklich, dass sich junge Leute bei euch engagieren?
  • Und vor allem, was seid ihr bereit dafür aufzugeben?

Nicht jedem Verein liegt es die Angebote für Jugendliche möglichst flexibel und niederschwellig zu gestalten. So sollte ein Schwerpunkt darauf gelegt werden, Jugendlichen zu ermutigen, das zu tun, worauf sie Lust haben. Stelle den Jugendlichen ein eigenes Budget zur Verfügung und stellt ihnen einen Mentor zur Seite. Dieser kann sie mit fehlendem Wissen oder Informationen versorgen. Denkt an dieser Stelle auch über Weiterbildungen für die Jugendlichen nach, damit sie ihr Projekt besser umsetzen können. Außerdem hilft es ihnen bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung.

Junge Engagierte verlassen den Verein – Alles umsonst?

Nicht immer zahlt sich im Einzelfall die viele investierte Zeit oder das Geld aus, weil sich z.B. die Lebenssituation ändert wegen eines Umzugs. Aber auch dann hast du einen Mehrwert geschaffen. Du hast Jugendlichen deine Werte der Vereinsarbeit vermittelt und du hast sie wahrscheinlich von der Vereinsarbeit begeistert. Der nächste Verein in ihrem neuen Wohnort wird sich darüber freuen, wenn er dort eine neue Position übernimmt. Und dein Verein selber hat Erfahrungen gesammelt, wie er mit neuen Jugendlichen umgehen muss, welche Konzepte funktionieren und kann so neu Zugezogene besser integrieren.
Ein möglicher Bestandteil eines Konzeptes könnte z.B. sein, dass ihr Jugendliche dazu ermutigt, selber Nachfolger für ihre Aufgabe zu suchen. Da sie über die Schule hervorragend vernetzt sind, fällt es ihnen am einfachsten junge Leute ebenfalls für den Verein zu begeistern. Dies hat für euch die große Chance, dass immer wieder neue spannende Projekte entstehen und du einen besseren Zugriff zu neuen Sportarten bekommst (Fun- und Trendsportarten). Gerade bei der Durchführung von Projekten solltest du als Vereinsstratege auch einmal darüber nachdenken ein FSJ anzubieten, wenn ein junges Mitglied noch nicht weiß, wie es beruflich weitergehen soll. Das Jahr könnte ihm helfen sich zu orientieren.

Das J-Team – Finanziell gefördert und innovoativ

Ganz konkret wollen wir euch an dieser Stelle das Konzept „J-Team“ vorstellen. Schauen wir uns einmal die Voraussetzungen an. Es sollte sich bei einem Team um vier Engagierte unter 27 Jahren handeln, welche sich für Kinder und Jugendliche im Verein stark machen wollen. Dieses Team von Engagierten soll eigene Projekte erarbeiten und dabei Unterstützung von einem Mentor des Vereins, Verbands oder der Sportjugend erhalten. Ziel des Ganzen soll sein, dass Jugendliche in ihrer Eigenverantwortung gefördert werden und sich im echten Leben ausprobieren können. Fragt am besten bei eurer Sportjugend nach, ob sie das Konzept „J-Team“ anbieten, denn die Projekte der Teams können finanziell gefördert werden. In NRW und Niedersachen ist es auf jeden Fall verbreitet.

Du musst allerdings beim „J-Team“ akzeptieren, dass sich die Jugendlichen selber auszuprobieren wollen und du deshalb das Ergebnis nur bedingt beeinflussen kannst. Wir glauben aber, dass damit langfristig Strukturen wachsen, von denen dein Verein profitieren wird. Über den Freundeskreis von zufriedenen J-Team Mitgliedern kannst du auch Leute erreichen, die du bisher gar nicht ansprechen konntest. Das kann also auch ein Instrument für die Gewinnung von jungen Engagierten für deinen Verein sein. Grundsätzlich steht hinter dem Projekt „J-Team“ die Idee des agilen Projektmanagements, worüber wir bereits einen Blogbeitrag veröffentlicht haben.

Überprüfe deine Arbeitsweisen im Verein

Neben diesem speziellem Projekt, solltest du aber auch darüber nachdenken, wie du junge Helfer in deinen Verein einbinden möchtest. Prüfe deine Arbeitsweisen und Hierarchien im Verein und versuche die Arbeit flexibler zu gestalten. Hier sei das Wort Digitalisierung in den Raum geworfen. Wieso arbeitet ihr nicht im Verein gemeinsam an Dateien, welche in einer Cloud mehreren Personen zur Verfügung stehen. Die junge Generation wächst aktuell mit vielen nützlichen digitalen Tools und Methoden aus anderen Bereichen des Lebens auf, die nur noch auf den Einzug in den Vereinsalltag warten. Nehmen wir exemplarisch den Bereich Kommunikation mit Messengerdiensten und Social Media. Es braucht zur Bedienung dieser Plattformen zum einem natürlich ein gewisses Know-How, um Bilder hochzuladen oder das Design von Texten zu ändern. Zum anderen musst du der Person, welche für Social Media verantwortlich ist, natürlich auch die Freiheit geben, sich ausleben zu können – schließlich kennt sie die Plattform meist besser als du. Sieh dich hier mehr in der Mentorenrolle, welcher unterstützt und anleitet. Beachte aber trotzdem – nicht jeder Jugendliche ist zum Führen einer Social Media Plattform geeignet, auch wenn er weiß, wie man sie bedient.

Wir hoffen, dass du jetzt neue Inspirationen hast, wie du Jugendliche in deine ehrenamtliche Vereinsarbeit einbinden kannst. Falls du noch Fragen hast oder von deinen Erfahrungen berichten möchtest, schreib uns gern eine E-Mail.

Deine Vereinsstrategen
(MSc)

 

Link zur Studie des DIW:

https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.683542.de/19-42-1.pdf