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Digitalisierung

Es scheitert häufig an der Umsetzung im Verein

 

Das Thema Digitalisierung hat für Breitensportvereine durch die Folgen der Coronakrise einen weiteren Schub bekommen. Gerade das Thema „Kontaknachverfolgung“ machte auch im Amateursportverein die Digitalisierung in Teilaspekten notwendig. Dementsprechend tauchen im Markt jetzt auch vermehrt Lösungen für diverse Vereinsbereiche auf. Wir wollen mit unserem Experten Prof. Dr. Dirk Mazukiewcz in der Podcastfolge einmal der Frage nachgehen, was eigentlich das Ziel von Digitalisierung sein sollte und welche Entwicklungen aktuell auf dem Markt vorhanden sind. Dirk ist neben seinem Lehrauftrag für Sportmanagement an der Hochschule Koblenz noch Präsident des Bonner SC und unternehmerisch im Digitalisierungsbereich tätig. Der Blogbeitrag stellt eine gekürzte Zusammenfassung der Podcastfolge dar.

Sinn der Vereinsdigitalisierung

Um über Digitalisierung sprechen zu können, muss man sich einer Aussage bewusst sein: „Digitalisierung im Verein darf kein Selbstzweck sein.“. Sie muss also reale greifbare Vorteile für den Verein bringen und diese können sich auf ganz unterschiedliche Ebenen beziehen:

  • Digitalisierung kann Mitarbeiter kompensieren, indem sie Prozesse vereinfacht oder automatisiert. Dadurch können Ehrenamtler entlastet werden und sich um andere wichtige Vereinsthemen kümmern. Am Ende spart dies Zeit und Geld.
  • Es macht aber auch das grundsätzlich Ehrenamt attraktiver. Langweilige, stupide oder sich wiederholende Aufgaben können „abgeschafft“ werden. Dadurch können sich Engagierte mehr auf Arbeiten konzentrieren, die ihnen Spaß machen. Gleichzeitig können durch den Wegfall oder die Verringerung von „nervigen“ Verwaltungsaufgaben mehr potentielle Engagierte leichter überzeugt werden. Hier heißt es dann, kleine Aufgabenpakete am besten zeitlich begrenzt anbieten, um Personen vom Ehrenamt zu überzeugen.
  • Onlinesport kann im Rahmen der Digitalisierung als ein Substitut gesehen werden. Es ersetzt den Verein mit seinen Angeboten nicht, aber er kann damit andere Zielgruppen erreichen.

Man muss die Digitalisierung als Unterstützung begreifen, um die beiden Hauptzwecke der Vereine voranzubringen – die sportliche und soziale Komponente.

 

Sinnhafte digitale Vereinstools und deren Umsetzungsprobleme

Aus der Erfahrung heraus kann man sagen, dass Vereine bei der Auswahl der digitalen Mittel, die sie verwenden, sehr effizient sind. Digitale Tools, welche nicht sinnvoll genutzt werden können, verbleiben nicht lange in der Vereinsnutzung und verschwinden dann meist auch schnell wieder vom Markt. Dadurch hat sich herauskristallisiert, dass folgende technische Lösungen ihre Berechtigung haben in Vereinen:

  • Browserbasierte Systeme
  • Digitale Mitgliederverwaltung
  • Interne Verwaltungstools (z.B. Mannschaftsverwaltung, Hallenbelegung)

Wenn man jetzt auf das Nutzungsverhalten der jüngeren Generationen schaut und beachtet das Vereine meist einen kleinen zeitlichen Versatz zu gesellschaftlichen Themen haben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Nutzung von Handy-Apps der nächste Weiterentwicklungsschritt auch im Breitensport sein wird. Hier drängen gerade diverse Lösungen mehr und mehr auf den Markt. Dabei sollte man aber genau hinschauen. Der größte Fehler ist es, dass die App eine gespiegelte Version eurer Vereinswebseite ist. Die Vereinsapp muss einen realen Mehrwert bieten und muss sich durch verschiedene Eigenschaften auszeichnen. Sie muss situativ (also sehr aktuell) und personalisierbar sein und sich durch einen klaren Benefit auszeichnen. Außerdem müssen in der App die Informationen schnell erreichbar sein, sowohl für den Verein als auch für das Mitglied. Im besten Fall hat sie darüber hinaus noch Gamifikationelemente.

Am Ende scheitert oder gelingt Digitalisierung aber nicht an der Tatsache, dass man sich der Tatsache bewusst wird, dass es ein wichtiges Thema ist, sondern daran, welche Person hinter dem Thema steht. Wenn diese Person treibend bei dem Thema ist, dann wird es auch Fortschritte geben. Wenn ein Verein also einen jungen Mensch mit Interesse an dem Thema in seinen Reihen hat oder jemand, der sich hauptamtlich darum kümmern kann, wird der Verein auch Fortschritte verzeichnen. Wir reden als nicht von einem Erkenntnisproblem sondern einem Umsetzungsproblem. Eine mögliche Lösung könnte für einen Verein beispielsweise sein, die Position des Vorstandsmitglied „Digitalisierung“ zu schaffen.

E-Commerce – Sinnvolle Fortschritte im Verein?

Ein Teil der Digitalisierung betrifft auch den Bereich des „E-Commerce“ des Amateursports. Die Frage ist also, welche Vereinsprodukte kann ich an welche Personen bringen? Die Personen sind dabei entweder die Zuschauer oder/und die aktiv Sporttreibenden. Wenn wir jetzt beispielsweise von einer Hallensportart ausgehen, ist mein Ziel als Verein Menschen als Zuschauer in die Halle zu holen und zu binden. Gerade das Online-Ticketing im Breitensport hat einen großen Schub in der Coronakrise erfahren und hat Menschen begeistert, wie einfach auch der Zugang zum Amateursport sein kann. Diese Entwicklung wird nicht zurückgedreht werden, schon allein weil die Gewöhnungseffekte der Zielgruppe vorhanden sind. Ähnliche Entwicklungen gibt es im Bereich des Onlinevertriebs von Merchandisingartikeln. Der Personenkreis „Sporttreibende“ wird aktuell noch stark vernachlässigt beim E-Commerce. Aus unserer Erfahrung gibt es nur wenige Vereine, welche beispielsweise ein Sportprogramm buchbar über die Homepage anbieten. Beim E-Commerce muss man aber auch klar sagen, dass man Aufwand und Nutzen abschätzen muss. Gerade außerhalb des Zuschauersports muss man sehr genau prüfen, welche Vorteile gegeben sind.

Wir hoffe, dass wir Dir auch mit diesem Beitrag wieder hilfreiche Unterstützung geben konnten. Wenn du mehr zum Thema Vereinsdigitalisierung lesen willst, dann klicke einfach hier. Alternativ würden wir uns natürlich freuen, wenn du in unseren ausführlicheren Podcast einmal reinhören würdest und ihn bei Gefallen gerne weiterempfehlen kannst. Bei Fragen erreichst du uns auch ganz einfach unter info@vereinsstrategen.de.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)