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Der Engagement-Verein – zahlen deine Mitglieder mit Geld oder Zeit?

Der Engagement-Verein – zahlen deine Mitglieder mit Geld oder Zeit?

Ehrenamt

Verein anders gedacht

 

In diesem Beitrag geht es um einen fast schon revolutionären, wenn auch einfachen Weg, seine Mitglieder für ein Engagement im Verein zu begeistern. Wieso lassen wir sie nicht mal mit ihrem Engagement ihren Mitgliedsbeitrag bezahlen? Dafür stand den Vereinsstrategen Marco Lutz im Podcast-Interview zur Verfügung und erzählte von der Gründungsidee und der praktischen Umsetzung des Basketballvereins LINDEN DUDES. Marco Lutz ist seit Jahren im Ehrenamt engagiert und arbeitet hauptberuflich als Leiter des Bereiches Bildung beim LSB Niedersachsen. Der Beitrag stellt eine Zusammenfassung des ausführlicheren Podcast-Interviews dar.

Der Beginn und die Rahmenbedingungen

Der Gründung geht darauf zurück, dass mehrere Freunde nach Hannover umgezogen sind und zusammen einfach Lust hatten sich einmal die Woche zum Basketballspielen zu treffen. Doch durch den steigenden Zulauf an neuen Personen verfestigte sich die Idee, sich einem Verein anzuschließen und regelmäßig auch am Spielbetrieb teilzunehmen. Doch bereits nach kurzer Zeit im Verein hatten die Mitglieder der Basketballabteilung eine eigene Ideen (durch ihren Background im Bereich Ehrenamt), wie man Verein auch denken kann. Dies konnten sie damals in ihrer Abteilung aber nicht umsetzten. Deswegen entschieden sie sich einen neuen Verein zu gründen – die Linden Dudes waren geboren. Die Idee war den modernen Lifestyle in einen Verein zu tragen, angefangen beim sicherlich eher ungewöhnlichen Vereinsnamen, aber im Schwerpunkt versehen mit dem Ansatz ein Engagement-Verein zu sein.
Die Idee hinter dem Grundsatz des Vereins ist es, dass die „Arbeitslast“ bzw. „Engagementlast“ auf viele Schultern unter den Vereinsmitgliedern verteilt wird. In vielen Verein tragen meist wenige Schultern eine hohe Last und die einzelnen Mitgliedern wissen nicht, was im Hintergrund passiert. Deswegen sollte bei den Linden Dudes möglichst jedes Mitglied eine Engagementaufgabe übernehmen, unter der Berücksichtigung der jeweiligen Kompetenzen und Stärken. Jedes Mitglied soll so direkt am Vereinserfolg durch seine Arbeit beteiligt sein. Dafür muss man die Mitglieder aber auch direkt ansprechen, um sie von einem Engagement zu überzeugen und um ihnen zu erklären, wie ein Verein funktioniert und das es sich dabei eigentlich um eine Solidargemeinschaft handelt. Dafür gibt es bei den Linden Dudes einen eigenen Engagementbetreuer. Ein weiterer Baustein ist z.B. auch die Mitgliederversammlung, die nicht in ihrer klassischen Art interpretiert, sondern mehr als Workshop gesehen wird, wo man sich über die Vereinsentwicklung aktiv austauscht.

Das Dudes-Engagement-Credit-Point-System

Die Grundidee für dieses System entstand nach einem DOSB-Fachvortrag. Die Grundüberlegung war – Wie kann man Ehrenamtsarbeit noch mehr systematisieren, in ein neues Konzept verpacken und dafür sorgen, dass Leute, die sich bisher nicht engagieren, es am Ende doch tun.
Zu Beginn wurde überlegt, wie viel Engagementarbeit ist denn überhaupt in einem Verein enthalten und welche Aufgaben gibt es eigentlich. Als dies dann analysiert war, kam man zu der Überzeugung, dass es zwei Beitragsformen im Verein gibt:

  • Der klassische monetäre Beitrag
  • Der Beitrag, den ich als Engagement bzw. im Ehrenamt leiste

Schlussendlich kam zu der entscheidenen Erkenntnis, dass jedes Mitglied eigentlich aus beiden Welten einen Beitrag leisten müsste. Der Engagementbeitrag wiederum ist noch einmal aufgeteilt in zwei Bereiche. Den Beitrag, den ich an das Team leisten muss (blaue Punkte), und den, den ich an die Solidargemeinschaft leisten muss (orange Punkte).
Schauen wir uns das Bespielhaft mal beim Trainer an. Der Trainer möchte Talente entwickeln. Was er nicht möchte, ist die Organisation der Fahrten oder sich um die Pressearbeit zu kümmern. Deswegen entschied man sich, diese aber anfallenden Aufgaben auf das Team zu übertragen. Das heißt z.B. ein Spieler kümmert sich um die Pressearbeit und einer um das Waschen der Trikots. Aber natürlich sind nicht alle Aufgaben gleich zu bewerten. Die ehrenamtliche Tätigkeit als Trainer ist höher einzuschätzen, als die für das Trikotwaschen. Das heißt für den Trainerjob gibt es mehr blaue Punkte. Dann gibt es noch die vereinsübergreifenden Aufgaben für die Solidargemeinschaft z.B. Protokoll schreiben oder die Organisation von Jahreshauptversammlungen.
Am Ende des Jahres hat man als Mitglied dann eine bestimmte Anzahl an blauen und orangen Punkten gesammelt. Diese Anzahl kann über oder unter der persönlichen Zielmarke sein. Die Zielmarke, welche vorher festgelegt wurde, hängt dabei vor allem von der persönlichen Lebenssituation (z.B. Student, Familie mit kleinen Kindern, Pflege von Familienangehörigen) ab. Die Punkte werden auf ein Mitgliederkonto gut geschrieben. Wenn man seine Zielmarke übererfüllt hat, kann man diese ins nächste Jahr mitnehmen bzw. ansparen für Zeiten, wo man weniger engagiert sein kann. Wenn man die Zielmarke nicht erfüllt, muss man die nicht erfüllten Engagementpunkte monetär nachzahlen.
Die Wertung einer Aufgabe erfolgt nach dem Umfang und der Wichtigkeit für den Verein. Schiedsrichtertätigkeiten sind z.B. recht hoch gewertet, weil es eine Aufgabe ist, die nicht so viele Menschen machen wollen. Durch diese Steuerungsmaßnahme fällt es den Linden Dudes aber recht leicht, neue Schiedsrichter zu gewinnen.
Grundsätzlich muss jedes Mitglied 35 Punkte pro Jahr machen (unter Brücksichtigung der persönlichen Lebensumstände). Jeder Punkt kostet das Mitglied, wenn er nicht erfüllt wurde am Jahresende, 10 Euro in Form eines Solidarbeitrages. Was es aktuell noch nicht gibt und eine Weiterentwicklung des bestehenden Systems wäre, ist die Kopplung des Punktesystem mit dem Mitgliedsbeitrag. Bei dieser Idee soll der klassische Mitgliedsbeitrag gering sein und gekoppelt an die Engagegementleistung. Auf der anderen Seite würde es dann zusätzlich einen Dienstleistungsbeitrag geben, welcher dich von allen Engagementleistungen entlastet, aber deutlich teurer wäre. Dieses Geld könnte man dann nutzen, um z.B. studentische Übungsleiter zu bezahlen. So hätte jedes Mitglied zu Beginn eines Jahres die Möglichkeit seinen Beitrag selber festzulegen. Aktuell ist es bei den Linden Dudes noch so, dass keiner eine Aufwandsentschädigung bekommt, außer Menschen, die es besonders brauchen (Schüler, Studenten).

Freiwilligenmanagement

Am Ende ist es aber nicht nur wichtig, eine Punktesystem einzuführen, sondern vor allem ein gutes Freiwilligenmanagementsystem anzubieten. Dafür müssen aber die Rahmenbedigungen passen. Die Personen müssen gut eingearbeitet, gefördert und auch unterstützt werden. Die Linden Dudes arbeiten aber auch mit Belohnungen für Engagierte – so gibt es z.B. Events im Verein. An denen kann man nur teilnehmen, wenn man sich vorher entsprechend engagiert hat. Andere Maßnahmen sind zum Beispiel, dass die Trainer mit dem entsprechenden Equipment ausgestattet werden oder es regelmäßig interne Fortbildungen gibt.
Der Mitgliedsantrag bei den Linden Dudes ist sieben Seiten lang. In diesem steht eine Engagementphilosophie, eine Abfrage der Ehrenamtserfahrung im Verein, was du gerne machen möchtest und wo deine Kompetenzen liegen. Dies gibt dem Verein die Möglichkeit ungenutzte Potentiale bei seinen Ehrenamtlichen aufzudecken. Wenn darüber hinaus Potentiale oder Ideen entdeckt werden, welche nicht im Engagementkatalog vorgesehen sind, dann muss (bei Sinnhaftigkeit) der Verein auch so flexibel sein, die Umsetzung zu ermöglichen.

Punkte festlegen

Die ursprüngliche Festlegung der Punkte erfolgte durch eine so genannte Engagementkomission, welche aus Personen aus dem Verein bestand. Darüber hinaus gibt es einen Enagagementbeauftragten. Dieser überwacht das Creditpointsystem und hält den Punktestand der einzelnen Mitglieder fest. Die laufende Weiterentwicklung, Prüfung bzw. Abänderung der Punktvergabe für Aufgaben nimmt der Vorstand meist aller 2 Jahre auf seiner Klausurtagung vor. Als Diskussionsforum wird hierfür die Mitgliederversammlung genutzt. Die Entwicklung so eines Systems ist also ein laufender Prozesses. Was den Linden Dudes natürlich geholfen hat, war ihre Vereinsneugründung, womit alle Strukturen neu aufgesetzt werden konnten. Wenn man dieses Konzept bei bestehenden Vereinen umsetzen möchte, ist dies möglich, aber mit weiteren Herausforderungen versehen. Auf jeden Fall kann die Umsetzung eines solchen Systems nur Schritt für Schritt erfolgen.

Wie gelingt die Umsetzung?

Neben dem „Schritt für Schritt gehen“ sind noch weitere Kriterien für das Gelingen eines solchen Projektes entscheidend:

  • Dialog mit allen Beteiligten im Verein
  • Autokratische Vereinsführung vermeiden
  • Klare Philosophieentwicklung, am besten mit externer Begleitung
  • Priorisierungen vornehmen und regelmäßige Reflektion im Verein
  • Beachtung des Engagementlebenssykluses

 Abschließend sei noch erwähnt, dass die Umsetzung eines Engagementvereins natürlich auch interessante Förderungsmöglichkeiten durch die Sportbünde ermöglicht. Für mehr Details empfehlen wir Dir natürlich das Hören unserer Podcast-Folge. Bei Fragen zur Umsetzung kannst du uns gerne eine E-Mail an info@vereinsstrategen.de senden oder uns in unseren Social-Media-Kanälen kontaktieren.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

Deine Checkliste für mehr Ehrenamtler

Deine Checkliste für mehr Ehrenamtler

Ehrenamtsgewinnung

Vier elementare Maßnahmen

 

Im heutigen Beitrag wollen wir Dir vier Punkte präsentieren, welche du beachten solltest, wenn du Ehrenamtliche für deinen Verein gewinnen willst. Einige wenige Inhalte haben, wir bereits in anderen Beiträgen erwähnt, wollen sie hier aber noch einmal kompakt zusammenfassen und in ihrer Ganzheitlichkeit wirken lassen.
Die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr verändert. Die gefühlte Zeitknappheit und die gesteigerte Mobilität (z.B. Studium, Jobwechsel) der Menschen sind dabei für Vereine besonders entscheidend. Dazu kommt, dass unsere Gesellschaft immer mehr Dinge anbietet, welche die Menschen in ihrer knappen Zeit auch intensiv konsumieren möchten. So wird ein Verein zunehmend wie ein Fitnessstudio gesehen – als reiner Dienstleister. Man zahlt seinen Betrag und kann dann Sport konsumieren. Aber unser Ziel als Vereinsstrategen muss sein, dass wir aus dieser Sicht ausbrechen und neue Personen für ein Ehrenamt gewinnen wollen.

Grundsätzlich gibt es dafür zwei Strategien, die wir hier vorstellen wollen für deinen Verein:

  • Du suchst dir Leute, die schon in deinem Verein Mitglied sind, sich aber bisher nicht engagieren. Das ist besonders gut, wenn das gesuchte Aufgabenprofil eine gewisse Vereinskenntnis verlangt. Bsp.: Sportwart für Volleyball
  • Du kannst dir aber auch Leute suchen, die nicht in deinem Verein sind und nichts mit der bisherigen Vereinsarbeit zu tun haben. Das bietet sich an, wenn neue Kenntnisse und Fähigkeiten gebraucht werden, die bei dir im Verein so nicht vorhanden sind. Bsp.: Programmierer für eine Vereins-App oder neue Übungsleiter, weil du eine Abteilung eröffnen möchtest

Wichtig ist nur, wenn du externe Person ansprichst, solltest du ihnen wirklich gute Argumente liefern, warum sie sich auch ehrenamtlich engagieren sollten. Deswegen macht es aus unserer Sicht auch Sinn, erst einmal zu schauen, was ist vereinsintern möglich und erst im zweiten Schritt den Blick auf Externe zu lenken.
Neben diesen beiden Herangehensweisen gibt es aus unserer Sicht vier elementare Dinge, die du beachten solltest und welche in den der modernen Arbeits- und Lebenswelt unerlässlich sind, um Ehrenamtler zu gewinnen.

1. Gute Rahmenbedingungen schaffen

Die Rahmenbedingungen in deinem Verein müssen für die Freiwilligen stimmen und den individuellen Anforderungen des Einzelnen entsprechen. Das klingt vielleicht im ersten Moment etwas kompliziert, weil du kannst es ja nicht jedem Recht machen. Aber ob du es glaubst oder nicht, die Bedürfnisse sind zum Großteil deckungsgleich bei den Personen. Du musst natürlich ein paar Sachen beachten, damit deine Ehrenamtlichen am Ende auch glücklich sind. Aber was bedeutet das konkret?

– Das Thema „Wertschätzung zeigen“ für die geleistete Arbeit des Ehrenamtlers ist essentiell. Das solltest du sowohl im Verein selber leben (Innenverhältnis), als auch in deiner Öffentlichkeitsarbeit nach außen darstellen. Bedenke, dass Wertschätzung das Gut ist, was mit Geld nicht aufzuwiegen ist, und was vielen Ehrenamtlichen bei ihrer beruflichen Arbeit fehlt.
– Dazu gehört auch, dass die Leute kein eigenes Geld für den Verein mitbringen sollten. Sie spenden immerhin schon ihre Zeit für dich und können vielleicht auch eine Entschädigung von dir erwarten. Überlege dir einfach mal, wie teuer wäre es denn, wenn du die Leistung extern einkaufen müsstest?
– Weiterhin wichtig ist die Transparenz im Verein, was man auch als offenen Kommunikationskultur bezeichnen könnte. Es ist immer klar, wer macht im Verein gerade welche Aufgabe und alle Personen reden offen miteinander über Probleme. Nur so kannst du den Spaß für die Helfer erhalten.
Im Beitrag „Was du Ehrenamtlern bieten solltest“ haben wir dieses Thema noch einmal deutlich ausführlicher behandelt.

2. Persönliche Ansprache prüfen

Der zweite Punkt ist die konkrete und direkte persönliche Ansprache. Das ist deutlich besser, als wenn du jedes Mal E-Mails an einen Verteiler schickst oder in einer What´s-App-Gruppe fragst, wer einem helfen kann. Seien wir mal ehrlich, wann hast du das letzte Mal auf so etwas geantwortet? Die Freiwilligen wollen ein Stück weit das Gefühl bekommen, dass sie und zwar genau sie gebraucht werden. Deswegen ist die persönliche Ansprache zu bevorzugen. Überlege dir daher, welchen Kommunikationskanal du wählst und wie du die Mitglieder darüber ansprichst. Ganz altmodisch könntest du natürlich einen Brief schreiben. Oder du nutzt einen moderne Messenger-Dienst oder eine App. Je nachdem, was zu deinen Mitgliedern am besten passt, musst du vielleicht auch unterschiedliche Kanäle benutzen. Es gibt also nicht die Lösung und den Kanal, den wir hier empfehlen können. Dazu ist dein Verein zu individuell und deine Umgebung zu speziell.
Allerdings kann man sagen, Helfermanagement ist zeitaufwendig und daher braucht es in deinem Verein auch einen Zuständigen, der sich am besten nur um dieses Beziehungsmanagement mit deinen Ehrenamtlichen kümmert. Dieser sollte dann auch eine kleine Helferdatenbank pflegen, wo die aktivsten Mitglieder mit ihren Fähigkeiten erfasst sind. Diese können dich unterstützen, um dein Vereinsziel zu erreichen. Am Ende sind diese aktiven Mitglieder doch eigentlich die wertvollsten, weil sie den Verein am Laufen halten. Nimm dir daher auch die Zeit, die neuen Engagierten kennenzulernen, um ihre individuellen Bedürfnisse herauszufinden und passgenaue Engagementangebote für sie zu schaffen.

3. Flexible Engagementangebote schaffen

Die flexiblen Engagementangebote sind der dritte Punkt. Wir haben schon über Projekte wie das J-Team für Jugendliche berichtet (Junge Ehrenamtler und das J-Team). Aber wie wäre es denn zusätzlich mit einem S-Team, also ein Team, welches aus Senioren besteht. Die Idee hinter dieser Arbeitsform ist, dass diese Teams eigenverantwortlich agil in Gruppen arbeiten und nur durch einen Mentor entsprechend unterstützt werden. Zum Beispiel könnten Senioren eine Projektgruppe machen zum Thema Gesundheitssport, um selber das Angebot aufzubauen, was sie sich wünschen. Oder es gibt eine eigene Technikgruppe, wo Senioren sich austauschen können und man prüft, wie man möglichst niederschwellige digitale Angebote für Senioren schafft.
Die Idee der Projekte ist es, Themenschwerpunkte zu bearbeiten. Die Mitarbeit ist für alle Interessierten offen, auch für Personen außerhalb des Vereins. Die Projekte haben dabei, wie wir es aus dem agilen Projektmanagement kennen (SRUM-Methode im Verein) einen klar definierten Anfangs- und Endpunkt. Eine Idee für ein solches Projekt wäre beispielsweise, dass man eine Kooperation mit einer Ganztagsschule eingeht. Dort könnte man eine AG gründen, um Vereinsthemen vorantreiben. So könnte eine E-Sports-Abteilung im Verein aufgebaut werden oder eine MTB-Strecke auf eurem Vereinsgelände entstehen. Interessierte Jugendliche hätten da garantiert Lust drauf, weil das Themen sind, die ihren Präferenzen entsprechen und sie später ggf. auch selber nutzen wollen.
Eine weitere Frage, die du dir stellen musst, ist: Kann man sich bei dir einmalig im Verein engagieren oder geht man gleich einen Bund fürs Leben ein, weil man sich einmal bei dir im Verein ehrenamtlich engagiert hat?

Die Lebenssituation bei den Mitgliedern ändert sich ständig. Einige Leute machen ihren Schulabschluss und gehen studieren in eine andere Stadt. Am Wochenende fahren sie dann in die Heimat, wollen sich im Verein, wo sie schon länger aktiv sind, weiter einbringen. Wie sollte man damit umgehen, schließlich ist dies keine leichte Situation für den Verein, wie auch für den Ehrenamtler? Viel besser wäre es doch für beide Seiten, wenn der Ehrenamtler gar nicht vor Ort sein muss, um deinen Verein zu unterstützen. Das Stichwort lautet digitale Medien. Wir würden empfehlen schaltet Leute für Sitzungen zum Beispiel virtuell hinzu, so sind alle daran beteiligt, um den Verein weiterzuentwickeln.
Dann gibt es natürlich auch noch Lebensphasen, wie Hausbau oder Familienplanung, wo sich auch die Bedürfnisse der Ehrenamtler verändern. Du solltest auch hier vorbereitet sein, um sie nicht zu verlieren. Eltern werden in den ersten Jahren definitiv weniger Zeit haben, um sich einzubringen. Hatten sie vorher eine ehrenamtliche Aufgabe, wirst du froh sein, wenn du zum Beispiel auf eine Stellvertreterregelung oder auch auf Teamlösungen zurückgreifen kannst, also quasi die Möglichkeit des Jobsharings nutzt. Der grundsätzliche Vorteil dieser Modelle ist, dass Aufgaben flexibel erledigt werden können und die Ehrenamtlichen können sich bei Bedarf ein bisschen zurückziehen, wenn sie einmal weniger Zeit haben. Und noch ganz wichtig bei dem Thema Familienplanung, den du immer bedenken solltet. Durch die Tatsache eine Familie zu sein, ziehen sich die Eltern durch Kinder auch mehr zurück in ihren eigenen privaten Bereich. Man geht nicht mehr weg, trifft weniger Freunde etc. Hier kann dein Verein ein guter sozialer Kontaktpunkt sein zu anderen Familien. Selbst wenn diese Eltern vielleicht 5 oder 6 Jahre oder länger sich nicht engagieren können, sind sie trotzdem sehr wertvoll für den Verein, weil sie zum einem Vereinmitglieder bleiben und zum anderen auch ihre Kinder an euren Verein heranführen, wenn sie zufrieden sind. Angebote direkt an Eltern gerichtet wie Babyschwimmen, Krabbelgruppe und Babyturnen, können dies unterstützen.
Und dann gibt es natürlich noch die letzte Phase, nämlich die des Renteneintritts. Das heißt, wir haben jemanden, dem seine sinnstiftende Arbeitsaufgabe von einem auf den anderen Tag entzogen wird. Aber gibt es da vielleicht Möglichkeiten in deinem Verein, dass er Aufgaben übernehmen kann? Man muss ja nicht jeden Rentner direkt zum Vorstandsmitglied machen. Die meisten wollen das nämlich gar nicht. Aber man kann sicherlich flexiblere Möglichkeiten schaffen, um Interessen und Fähigkeiten der Neurentner gewinnbringend für dich und für die verschiedenen Projektgruppen einzusetzen.
Egal in welchem Lebensabschnitt dein potentieller neuer Ehrenamtler ist, gestalte die Engagementangebote möglichst niederschwellig. Das heißt, du musst nicht gleich jemanden zum Trainer ernennen, es kann auch ausreichend sein jemanden zum Co-Trainer zu ernennen. Oder es gibt ein Mentoringprogramm für die neuen Übungsleiter und Trainer, damit diese erst einmal in die wichtigsten Grundlagen und Strukturen eingeführt werden. Darüber hinaus empfehlen wir auch immer eine Schnupper-Phase für neue Ehrenamtler. Du kannst es dir, wie eine Art Probezeit vorstellen, wo die Neulinge entscheiden können, ob die Aufgabe zu ihnen passt und ob sie ihnen Spaß machen. Damit nimmst du ihnen nämlich auch die Angst, dass sie sich sofort gebunden und von neuen Sachen überfordert fühlen könnten.

4. Modernes gemeinschaftliches Arbeiten ermöglichen

Der vierte Punkt betrifft die Förderung des gemeinschaftlichen und kollaborativen Arbeitens. Die Digitalisierung kann dir auch die Vereinsarbeit ein bisschen vereinfachen. Das geht ein Stück weit in die bereits beschriebene Richtung der Flexibilisierung, aber aus unserer Sicht sogar noch ein Stück weiter. Durch dieses gemeinschaftliche Arbeiten in Form von Videokonferenzen, über Cloud-Services oder über die Möglichkeit, dass Leute Social Media nutzen, gibt es neue Möglichkeiten der gemeinsamen Arbeit. Viele Arbeiten können dezentral erledigt werden und du schaffst somit Hürden für potentielle Ehrenamtliche ab. So können über einen Datenaustausch per Cloud alle Vereinsmietglieder auf dem neusten Stand bleiben und haben immer die aktuellsten Dokumente zur Verfügung.
Der zweite Aspekt sind die digitalen Teams und Projektgruppen, welche durch die Videokonferenzen ermöglicht werden. Wenn jemand zum Beispiel nicht vor Ort sein kann, aber trotzdem sein Know-How einbringen möchte, wäre diese Variante sicherlich sinnvoll. Projektmanagement-Tools wie zum Beispiel Slack oder Microsoft Teams machen die gesamte gezielte digitale Kommunikation einfacher und übersichtlicher. Es gibt auf dem Markt auch unzählige andere Tools.
Schlussendlich kommt man auch in Vereinen immer mehr zur Überzeugung, dass die Digitalisierung nicht mehr zu stoppen ist. Die erste Stufe der Digitalisierung haben die meisten Vereine schließlich schon hinter sich und viele erkennen dadurch auch die enormen Vorteile. Heute führt hoffentlich kein Kassenwart sein Kassenbuch noch mit Stift wie in den 80er Jahren, sondern vieles davon läuft online oder digital. Vereine stehen allerdings schon vor dem nächsten Schritt der Digitalisierung, auch wenn das Ganze ggf. noch nicht so für einen selber greifbar ist. Die jüngeren Engagierten wachsen mit der neuen Technik auf und sind daher zum Teil deutlich affiner dafür. Nutze das also und probiere einfach ein paar Sachen aus. Bedenke, was für Berufseinsteiger heute noch neu ist, ist in 5 Jahren bereits der Standard. Du solltest also diese Entwicklung nicht verschlafen.

Wir hoffen, dass wir Dir mit diesen vier Punkten Anregungen geben konnten, wie du die Gewinnung von Ehrenamtlichen in deinem Verein voranbringen kannst. Schreib uns gerne, wenn du Fragen hast oder uns von deiner persönlichen Erfolgsgeschichte erzählen möchtest. In zukünftigen Beiträgen werden wir dann auf einzelne Tools eingehen, welche du in deinem Verein zur Umsetzung der Ehrenamtsgewinnung einsetzen kannst.

Deine Vereinsstrategen
(Martin Schüttler)

Mythos oder Fakt? „Junge Menschen wollen sich nicht in Vereinen engagieren“

Mythos oder Fakt? „Junge Menschen wollen sich nicht in Vereinen engagieren“

Ehrenamt 

Gewinne junge Ehrenamtler

 

In diesem Beitrag soll es darum gehen, wie du Jugendliche bzw. Erwachsene für die Vereinsarbeit begeistern kannst. Die grundsätzliche Annahme von vielen Führungspersonen in Vereinen ist, dass Jugendliche andere Prioritäten in ihrem Leben setzen und sich erst später einbringen wollen. Diesem Mythos möchten wir hier aber energisch widersprechen. Laut einer Studie des deutschem Instituts für Wirtschaftsförderung aus dem Oktober 2019 hat sich der Anteil der ehrenamtlich Engagierten in Deutschland in den letzten 30 Jahren erhöht. Vor allem die Generation der Geburtenjahrgänge zwischen 1982 und 1999 (also zwischen 21 und 38 Jahren alt) engagiert sich mehr als die vorherige Generation in diesem Alter. Doch warum spürt Ihr davon nichts bei euch im Verein?

Viele junge Engagierte – Aber wie gewinne ich sie?

Die Möglichkeiten sich du engagieren sind einfach größer geworden als früher. Es gibt viel mehr Initiativen und Themen, für dich es sich lohnt einzutreten – damit wächst dann aber auch der Konkurrenzdruck der Institutionen untereinander. Viele Jugendliche treten inzwischen für gesellschaftliche Themen ein, die sie direkt betreffen, bekanntestes Beispiel ist sicherlich Fridays for Future. Aber genau dieses „direkt betreffen“ muss eigentlich für Vereine der Ansatzpunkt sein. Du musst versuchen den potentiell Engagierten eine sinnstiftende Aufgabe zu geben.
Hierfür müssen aber erst einmal die Grundlagen gelegt werden. Du und deine Vereinskollegen müssen sich erst fragen:

  • Wollt ihr wirklich, dass sich junge Leute bei euch engagieren?
  • Und vor allem, was seid ihr bereit dafür aufzugeben?

Nicht jedem Verein liegt es die Angebote für Jugendliche möglichst flexibel und niederschwellig zu gestalten. So sollte ein Schwerpunkt darauf gelegt werden, Jugendlichen zu ermutigen, das zu tun, worauf sie Lust haben. Stelle den Jugendlichen ein eigenes Budget zur Verfügung und stellt ihnen einen Mentor zur Seite. Dieser kann sie mit fehlendem Wissen oder Informationen versorgen. Denkt an dieser Stelle auch über Weiterbildungen für die Jugendlichen nach, damit sie ihr Projekt besser umsetzen können. Außerdem hilft es ihnen bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung.

Junge Engagierte verlassen den Verein – Alles umsonst?

Nicht immer zahlt sich im Einzelfall die viele investierte Zeit oder das Geld aus, weil sich z.B. die Lebenssituation ändert wegen eines Umzugs. Aber auch dann hast du einen Mehrwert geschaffen. Du hast Jugendlichen deine Werte der Vereinsarbeit vermittelt und du hast sie wahrscheinlich von der Vereinsarbeit begeistert. Der nächste Verein in ihrem neuen Wohnort wird sich darüber freuen, wenn er dort eine neue Position übernimmt. Und dein Verein selber hat Erfahrungen gesammelt, wie er mit neuen Jugendlichen umgehen muss, welche Konzepte funktionieren und kann so neu Zugezogene besser integrieren.
Ein möglicher Bestandteil eines Konzeptes könnte z.B. sein, dass ihr Jugendliche dazu ermutigt, selber Nachfolger für ihre Aufgabe zu suchen. Da sie über die Schule hervorragend vernetzt sind, fällt es ihnen am einfachsten junge Leute ebenfalls für den Verein zu begeistern. Dies hat für euch die große Chance, dass immer wieder neue spannende Projekte entstehen und du einen besseren Zugriff zu neuen Sportarten bekommst (Fun- und Trendsportarten). Gerade bei der Durchführung von Projekten solltest du als Vereinsstratege auch einmal darüber nachdenken ein FSJ anzubieten, wenn ein junges Mitglied noch nicht weiß, wie es beruflich weitergehen soll. Das Jahr könnte ihm helfen sich zu orientieren.

Das J-Team – Finanziell gefördert und innovoativ

Ganz konkret wollen wir euch an dieser Stelle das Konzept „J-Team“ vorstellen. Schauen wir uns einmal die Voraussetzungen an. Es sollte sich bei einem Team um vier Engagierte unter 27 Jahren handeln, welche sich für Kinder und Jugendliche im Verein stark machen wollen. Dieses Team von Engagierten soll eigene Projekte erarbeiten und dabei Unterstützung von einem Mentor des Vereins, Verbands oder der Sportjugend erhalten. Ziel des Ganzen soll sein, dass Jugendliche in ihrer Eigenverantwortung gefördert werden und sich im echten Leben ausprobieren können. Fragt am besten bei eurer Sportjugend nach, ob sie das Konzept „J-Team“ anbieten, denn die Projekte der Teams können finanziell gefördert werden. In NRW und Niedersachen ist es auf jeden Fall verbreitet.

Du musst allerdings beim „J-Team“ akzeptieren, dass sich die Jugendlichen selber auszuprobieren wollen und du deshalb das Ergebnis nur bedingt beeinflussen kannst. Wir glauben aber, dass damit langfristig Strukturen wachsen, von denen dein Verein profitieren wird. Über den Freundeskreis von zufriedenen J-Team Mitgliedern kannst du auch Leute erreichen, die du bisher gar nicht ansprechen konntest. Das kann also auch ein Instrument für die Gewinnung von jungen Engagierten für deinen Verein sein. Grundsätzlich steht hinter dem Projekt „J-Team“ die Idee des agilen Projektmanagements, worüber wir bereits einen Blogbeitrag veröffentlicht haben.

Überprüfe deine Arbeitsweisen im Verein

Neben diesem speziellem Projekt, solltest du aber auch darüber nachdenken, wie du junge Helfer in deinen Verein einbinden möchtest. Prüfe deine Arbeitsweisen und Hierarchien im Verein und versuche die Arbeit flexibler zu gestalten. Hier sei das Wort Digitalisierung in den Raum geworfen. Wieso arbeitet ihr nicht im Verein gemeinsam an Dateien, welche in einer Cloud mehreren Personen zur Verfügung stehen. Die junge Generation wächst aktuell mit vielen nützlichen digitalen Tools und Methoden aus anderen Bereichen des Lebens auf, die nur noch auf den Einzug in den Vereinsalltag warten. Nehmen wir exemplarisch den Bereich Kommunikation mit Messengerdiensten und Social Media. Es braucht zur Bedienung dieser Plattformen zum einem natürlich ein gewisses Know-How, um Bilder hochzuladen oder das Design von Texten zu ändern. Zum anderen musst du der Person, welche für Social Media verantwortlich ist, natürlich auch die Freiheit geben, sich ausleben zu können – schließlich kennt sie die Plattform meist besser als du. Sieh dich hier mehr in der Mentorenrolle, welcher unterstützt und anleitet. Beachte aber trotzdem – nicht jeder Jugendliche ist zum Führen einer Social Media Plattform geeignet, auch wenn er weiß, wie man sie bedient.

Wir hoffen, dass du jetzt neue Inspirationen hast, wie du Jugendliche in deine ehrenamtliche Vereinsarbeit einbinden kannst. Falls du noch Fragen hast oder von deinen Erfahrungen berichten möchtest, schreib uns gern eine E-Mail.

Deine Vereinsstrategen
(MSc)

 

Link zur Studie des DIW:

https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.683542.de/19-42-1.pdf

Was du den Ehrenamtlichen in deinem Verein bieten musst

Was du den Ehrenamtlichen in deinem Verein bieten musst

Ehrenamt

Drei Schritte zu mehr Ehrenamtlern

 

In der diesem Beitrag geht es darum, wie du Ehrenamtliche für deinen Verein gewinnen kannst. Die Lösung ist meistens so: Vereine rekrutieren ihre Ehrenamtlichen aus dem familiären Umfeld. Entweder werden Eltern von sporttreibenden Kindern eingebunden oder die Eltern leben ihren Kinder das Engagement vor, was die Kinder motiviert, sich ebenfalls in dem Verein zu engagieren. Das diese Vorgehensweise keine nachhaltige Strategie zur Ehrenamtsgewinnung ist, liegt auf der Hand. Erschwert wird dies durch gesellschaftliche Weiterentwicklungen. Es ist heute schon fast normal, dass junge Menschen nach ihrem Schulabschluss zum Studium in eine andere Stadt gehen oder ein Auslandsjahr einlegen. Daraus folgt auch, dass junge Übungsleiter, Jugendwarte etc. nicht mehr wie früher 20 Jahre im Verein bleiben.
Doch auch bei Erwachsenden haben sich die Anforderungen verändert. Viele suchen immer neue Herausforderungen, indem sie z.B. lieber projektbezogen Arbeiten als immer sich wiederholende Arbeit zu verrichten. Sie streben nach Selbstverwirklichung und erwarten daher auch Herausforderungen im Verein.
Deine erste Erkenntnis muss also sein, dass du es nicht dem Zufall überlassen solltest, ob sich Leute bei dir im Verein einbringen. Das kannst du dir schlichtweg nicht leisten, da du mit vielen Angeboten und Institutionen konkurrierst und sonst leer ausgehst! Deswegen präsentieren wir dir jetzt drei Punkte, damit du ein gutes Fudament für eine erfolgreiche Ehrenamtsarbeit legen kannst.

1. Triff die Entscheidung, dass du das Thema Engagement in deinem Verein angehen möchtest

Die erste Frage, die du dir stellen solltest, ist: „Haben alle im Verein das gleiche Verständnis von der Situation? Ist überhaupt geklärt, in welchem Vereinsbereich ihr Ressourcen bieten wollt oder auch könnt?“ Wenn du dies mit „JA“ beantworten kannst, solltet ihr euch attraktiv für Ehrenamtler präsentieren. Dies geht am besten, indem ihr ein positives Bild in der Öffentlichkeit abgebt. Dies könnt ihr unterstützen durch die Nutzung eurer eigenen Kommunikationskanäle, wie eure Webseite oder Social Media. Denke aber immer daran, dass effektivste Mittel zur Werbung ist die Mund-zu-Mund-Propaganda.

Wenn du anschließend Interessenten für eine ehrenamtliche Stelle hast, gib ihnen auch die Aufgaben, die sie wirklich machen wollen und den entsprechenden Freiraum, der nötig ist. Zusammengefasst, ihr müsst dem Ehrenamt bei euch im Verein quasi ein Gesicht geben und es immer wieder ins Gedächtnis der Mitglieder rufen.
Aber wie erreicht man das? Überlege doch einmal, ob ihr nicht einen festen Ansprechpartner installiert, der sich nur um die Ehrenamtlichen kümmert und ihre Interessen berücksichtigt. Bei einem größerem Verein könnte man auch über ein Ehrenamts-Team nachdenken.

Falls du aber bei der Eingangsfrage feststellst, dass bei dir im Verein kein gemeinsames Verständnis vorliegt, empfehlen wir ein Treffen in 4 Stufen:

  • Erst einmal muss sich der Vorstand einig sein über eine mögliche gemeinsame Philosophie
  • Dann sollten die Engagierten dazukommen, damit sich euer Horizont erweitert und du ein Gespür dafür bekommst, wo deine Helfer noch Potenziale für Verbesserungen sehen und wie deren Sichtweisen sind
  • Hier kristallisieren sich möglicherweise auch schon die ersten Ansprechpartner heraus, die dann die Ehrenamtsvertretung bilden können
  • Diese Philosophie, die ihr erarbeitet, solltet ihr auf jeden Fall schriftlich festhalten!

Das Ergebnis kann schlussendlich auch in eure Satzung oder in eurem Leitbild verankert werden. Bedenkt, dass der Vorstand nicht die ganze Arbeit übernehmen muss, aber zu 100% hinter der Philosophie und den handelnden Personen stehen muss.

2. Schaffe eine positive Grundhaltung gegenüber deinen Helfern

Kennst du noch das Gefühl, als du das letzte Mal irgendwo „Neu“ warst? Ja? Mache es deswegen deinen Neuankömmlingen so einfach wie möglich, sich zu integrieren und entwickle und pflege eine Willkommenskultur. Die „Neuen“ haben vielleicht ein anderes Verständnis von Vereinsarbeit oder sind anders geprägt. Deswegen hilf ihnen, dein Verständnis von Vereinsarbeit aufzunehmen. Das vermeidet direkt zu Beginn innere Konflikte auf beiden Seiten und schützt euch vor Unzufriedenheit, wenn die Ehrenamtlichen nicht das bekommen, was sie erwartet haben oder wenn du etwas erwartest, was der Ehrenamtliche gar nicht leisten möchte oder sich darunter vorstellt.
Desweiterem erwecke nicht den Eindruck, dass ihr ein Verein seid, wo nur ausgewählte Mitglieder Zutritt bekommen. Möglicherweise möchte sich jemand einbringen, hat aber keine Möglichkeit mit euch in Kontakt zu tretten und seine Ideen zu teilen. Deswegen kommuniziert transparent nach außen, dass ihr Ehrenamtler sucht beispielsweise deutlich sichtbar auf eurer Webseite und achtet darauf, dass der Umgang mit „Neuen“ wertschätzend und respektvoll ist. In der Praxis hat es sich bewährt, eine Willkommensmappe zusammenstellen, wo die wichtigsten Facts und Ansprechpartner aufgelistet sind. Außerdem kommt es bestimmt sehr gut an, wenn eurer neuer Ehrenamtler gleich zu Beginn mit Vereinskleidung ausgestattet wird.
Du solltest aber niemals voraussetzen, dass jemand aus dem Verein sich zusätzlich einbringen soll – das ist erzeugt Druck bei der Person und kann schädlich für die Gesamtstimmung im Verein sein. Versuche immer zu allen Ehrenamtlern wertschätzend zu sein, schließlich sind sie motiviert und bringen ihre Freizeit ein. Gib ihnen die Freiheit sich dort einzubringen, wo es aus ihrer Sicht am besten passt. Schließlich durchlaufen die Ehrenamtler in ihrem Leben verschiedene Lebensabschnitte und daher verändern ich auch die individuelle Anforderungen und die Vereinbarkeit an eine Tätigkeit im Verein. Erstelle daher individuelle Arbeitspakete, die zu den Personen in der jeweiligen Situation passen. Es macht mehr und mehr Sinn Aufgabenbereiche flexibler zu gestalten und Aufgaben zu trennen bzw. Teams oder Tandems zu bilden. Am Ende sollen deine Ehrenamtler schließlich nicht den Spaß verlieren.

3. Kümmere dich um die Basics der Vereinsarbeit und biete deinen Engagierten einen Mehrwehrt

Was ist mit Basics gemeint? Es sind die ganz grundlegenden Sachen, wie u.a. den Versicherungsschutz aktuell halten. Wenn ein Ehrenamtlicher z.B. einen Schaden an seinem privaten PKW während einer Einsatzfahrt für den Verein erleidet, sollte die Vereinshaftpflicht für Ehrenamtler greifen. Wenn bei einem solchen Fall jemand privat zahlen muss, wird sich das sicherlich schnell rumsprechen.
Wertschätzung hatten wir bereits weiter oben erwähnt. Aber neben dem klassischem „Danke“, könntest du auch über Geburtstagskarten, Adventskalender oder Vereinskleidung nachdenken. Außerdem würde eine Würdigung in deiner Vereinszeitschrift oder auf deinen Social-Media-Kanälen sicherlich gut ankommen. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt und unserer Meinung nach, sagt man lieber einmal zu viel „Danke“ oder macht einen Bericht, als einmal eine Gelegenheit auszulassen. Du wirst den Unterschied in der Wahrnehmung des Vereins bemerken!
Finanziell empfehlen wir dir, dass du für deine Ehrenamtler die Möglichkeit der Aufwandsentschädigung oder Überleitungsleiterpauschale in Betracht ziehst. Es sind per Gesetz Freibeträge definiert, die ihr ohne Folgen ausschütten dürft. Die Freibeträge für Übungsleiter wurden vor kurzem von 2.400€ auf 3.000€ im Jahr erhöht. Die Aufwandsentschädigung für Ehrenamtliche wurde von 720€ auf 840€ angehoben. Am bestens schaut ihr einmal in eure Satzung, ob diese solche Entschädigungen vorsieht und für welche Positionen dies möglich ist. Falls ihr feststellt, dass ihr Korrekturbedarf habt, nutzt die nächste Gelegenheit zur Nachbesserung. Übrigens müsst ihr die Beträge nicht immer auszahlen. Übungsleiter können freiwillig auf die Auszahlung verzichten und dafür eine Spendenbescheinigung bekommen, welche sich dann in der Steuererklärung positiv auswirkt. Das Ganze muss natürlich auf Freiwilligkeit beruhen.
Auch wenn ihr euch ggf. dagegen entscheidet euren Ehrenamtlern Pauschalen zu zahlen, solltet ihr aber auf jeden Fall dafür sorgen, dass sie kein eigenes Geld für den Verein ausgeben müssen. Verauslagte Kosten z.B. für Druckerpatronen oder Fahrtkosten zurückzuerstatten, gehört zum guten Ton. Weitergedacht, empfehlen wir euch aber auch die Stellung von Obst im Vereinsheim oder von Getränken bzw. Snacks bei Sitzungen. Aber auch die Erstattung von Weiterbildungen und Qualifikationen sollte eigentlich selbstverständlich sein. Schließlich hat der Verein hiervon einen direkten Vorteil. Plant hierfür am besten ein bestimmtes Budget am Jahresanfang ein. Der letzte Punkt, welchen wir hier anbringen wollen, haben wir bereits im letzten Blogeintrag genauer thematisiert – gebt euren Ehrenamtlern auf Wunsch ein Ehrenamtszeugnis.

Wir hoffen, dass wir dich davon überzeugen konnten, wie wichtig es ist, sich Gedanken über ein effektives Ehrenamtsmanagement zu machen. Wir glauben, dass dies eine der Grundlagen für einen erfolgreiche Vereinsarbeit ist. Wenn du dich jetzt entscheiden solltest, eine neue Philosophie im Ehrenamt zu implementieren, würden wir uns sehr freuen, wenn du uns davon erzählst.

Deine Vereinsstrategen
(MSc)

 

Wie dir dein Ehrenamt einen Karriereboost geben wird

Wie dir dein Ehrenamt einen Karriereboost geben wird

Ehrenamt

Nutze dein Ehrenamt sinnvoll aus

 

In diesem Beitrag geht es um die Frage, wann Ehrenamt vorteilhaft für deine persönliche Karriere ist. Dabei betrachten wir auch die Voraussetzungen, welche ein Verein seinen Ehrenamtlern bieten sollte.

Grundsätzlich gibt es diverse Gründe sich in einem Verein ehrenamtlich zu engagieren – Spaß, Selbstverwirklichung, aber eben auch die Sammlung von neuen Erfahrungen, welche für das Berufsleben relevant sein können. Gerade wenn du noch jung bist, vielleicht noch zur Schule gehst oder studierst und keine oder nur wenig Berufserfahrung hast, spielt deine außerschulische Aktivität eine große Rolle für deinen potenziellen Arbeitgeber. Es kann der entscheidende Wettbewerbsvorteil gegenüber deinen Konkurrenten sein. Stell dir vor, du bewirbst dich auf eine Stelle für einen Uniabsolventen. Dann sind in der Ausschreibung oft Soft Skills wie Belastbarkeit, Kommunikationsstärke, Organisationstalent oder Teamfähigkeit gefordert. Aber wie soll man dem potentiellen Arbeitgeber nachweisen, dass man die Skills auch wirklich hat? Hier kommt die ehrenamtliche Vereinsarbeit ins Spiel:

  • Bist du beispielsweise im ständigen Einsatz für die freiwillige Feuerwehr oder fährst am Wochenende ehrenamtlich als Sanitäter auf dem Rettungswagen mit? Damit solltest du einiges an Belastung aushalten können.
  • Wenn du für deinen Verein die Öffentlichkeitsarbeit übernimmst oder in einer leitenden Funktion Verantwortung übernimmst, hast du sicherlich ein Händchen für Kommunikation und weißt, wie man andere Personen ins Boot holen kann.
  • Du bist ein kleines Organisationsgenie, weil du seit Jahren das Sommerfest organisierst? Erzähl in deiner Bewerbung davon, welche Aufgaben du übernimmst.
    • Wenn du dich regelmäßig im Vorstand, einer Jugendvertretung oder einer Projektgruppe engagierst, kannst du damit nachweisen, dass du im Team arbeiten kannst.

Dich im Ehrenamt fördern – Aufgabe vom Verein, aber vor allem von dir selber

Damit du diese Fähigkeiten aber erwerben kannst, muss dein Verein dir aber auch die Möglichkeiten dazu geben. Schauen wir uns auch das einmal an Beispielen an. Möchte der Verein erreichen, dass sich Jugendliche in Ämter wählen lassen, sollte er sie auch unterstützen beim Erlernen einer konstruktiven Debattenkultur oder einer guten Selbstpräsentation. Genauso sollte ein Vereinen den Ehrenamtlern genügend Raum geben, ihre eigenen Ideen umzusetzen, ohne dass sie große Konsequenzen beim Scheitern fürchten müssen. Dies hilft den Ehrenamtlern auch über den Tellerrand hinaus zu schauen und ist weitere Lebenserfahrung, aus der sie lernen können.
Doch auch du selber kannst dir durch deine Handlungen im Verein einen echten Vorteil verschaffen. Wenn du z.B. viel Verantwortung übernimmst, kommst du auch mit vielen Leuten im Verein in Kontakt. Ggf. lernst du einen Türöffner zu deinem Traumjob kennen. Genauso kannst du versuchen, dass die Verantwortung, welche du übernimmst, zu deinen späteren Berufswünschen passt. Möchtest du später Grafiker werden, wäre es eine gute Idee das Design der Webseite oder die Pflege der Social-Media-Accounts zu übernehmen.

Bewerbung und Vorstellungsgespräch

Bei einer Bewerbung empfehlen wir dir daher ganz klar, dein ehrenamtliches Engagement in deinem Lebenslauf hervorzuheben. Last euch hierfür ein unterschriebenes Ehrenamtszeugnis auf dem offiziellem Briefpapier ausstellen. Beachte hierbei, dass folgende Punkte aufgeführt sind:

  • Deine Tätigkeiten, die du gemacht hast und die Schwerpunkte deiner Arbeit
  • Der Zeitaufwand, welchen du pro Monat im Schnitt investiert hast
  • Welche Fähigkeiten du dadurch erlangt hast und ob du an Fortbildungen/Qualifikationen teilgenommen hast
  • Beschreibung einer vollzogenen Entwicklung über mehrere Jahre, z.B. vom Spieler zum Trainer zum Abteilungsleiter

Am Ende wählen Unternehmen gerade Absolventen im Bewerbungsgespräch nach den Kriterien Abschlussnote, persönlicher Auftritt und Berufserfahrung aus. Gerade bei den letzten beiden Punkten kann eure Vereinsarbeit euch echte Vorteile bringen. Durch die Diskussionen mit dem Vorstand tretet ihr jetzt selbstsicherer auf und könnt dann auch auf diverse Fragen antworten:

  • Was sind die Motive für dein Engagement?
  • Wie bist du mit einem Problem in deiner Vereinsarbeit umgegangen und wie hast du es gelöst?
  • Warum haben sie ein freiwilliges Jahr gemacht und nicht gleich nach dem Schulabschluss studiert oder eine Ausbildung gestartet?

Zwei Warnhinweise müssen wir dir allerdings auch bei einem möglichem ehrenamtlichen Engagement mit auf den Weg geben. Vorsichtig solltet du sein bei politisch gesinnten Ämtern oder einer Gewerkschaftstätigkeit. Je nachdem, wo du dich später bewirbst, könnte dir das negativ ausgelegt werden. Darüber hinaus pass auf, dass du nicht zu viele ehrenamtliche Tätigkeiten gleichzeitig übernimmst – am Ende reichen 2 bis 3 im Bereich des angestrebten Jobs auf jeden Fall aus. Wenn du zu viele machst, könnte man die Vermutung aufstellen, du willst nur möglichst viel in deinem Lebenslauf stehen haben und hast aber nur wenig Zeit real in die einzelnen Tätigkeiten gesteckt.

Und die Vereine…

Zum Schluss drehen wir den Spieß jetzt noch einmal um – nicht nur die Bewerber haben durch gute Entwicklungsmöglichkeiten in deinem Verein Vorteile, sondern auch der Verein selber. Die Vorteile für den Einzelnen solltest du beim Werben potentieller Interessenten auf jeden Fall primär erwähnen. Auch empfehlen wir dir auf jeden Fall eine Aufgabenbeschreibungen für die verschiedenen Positionen in deinem Verein anzulegen und damit gezielt die Aufgabengebiete und zu erlernenden Skills herauszustellen. Dazu gehört auch, dass ein Zeugnis für Ehrenamtler als Vorlage im Verein vorhanden ist und schnell individuell angepasst werden kann, falls es benötigt wird.

In diesem Sinne wünschen wir allen viel Spaß bei deiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Denkt immer daran du opferst nicht Zeit, sondern entwickelst dich im Ehrenamt weiter.

Deine Vereinsstrategen

(MSc)